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Ausgegrenzt, vertrieben, ermordet - WU errichtet NS-Mahnmal

Ein Wettbewerb in Kooperation der Wirtschaftsuniversität Wien mit der Akademie der bildenden Künste Wien

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Aus einem Wettbewerb, der gemeinsam von der WU und der Akademie der bildenden Künste Wien durchgeführt wurde, ist Alexander Felch mit seinem Entwurf für eine Skulptur als Gewinner hervorgegangen. Die Kugel, die durch die miteinander verbundenen Namen der Opfer entsteht, wird auf dem neuen WU-Campus realisiert.

Zum Gedenken an die ab März 1938 ausgegrenzten, vertriebenen oder ermordeten Angehörigen der Hochschule für Welthandel, der Vorgängerinstitution der WU, wird auf dem neuen Campus im Prater an zentraler Stelle ein Mahnmal errichtet. Aus einem Wettbewerb, der in einer außergewöhnlichen Kooperation gemeinsam von der WU und der Akademie der bildenden Künste Wien durchgeführt wurde, ist Alexander Felch mit seinem Entwurf für eine Skulptur als Gewinner hervorgegangen. Die Kugel mit den Namen der Vertriebenen soll bis zum Frühjahr 2014 auf dem Campus realisiert werden. Ausgezeichnet wurden weiters die Projekte von Marc Werner/Christian Gattringer und von Anna Zwingl, die für ihre Einreichungen ein Preisgeld von je 3000 Euro erhalten.

Forschungsprojekt seit 2012

Die Idee für ein Mahnmal und der Wettbewerb gehen auf ein seit 2012 laufendes Forschungsprojekt der WU zurück, das sich mit der Vergangenheit der ehemaligen Hochschule für Welthandel (HWH) zur Zeit des Anschlusses Österreichs und der NS-Herrschaft beschäftigt. Der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 hatte auch für die HWH fatale Konsequenzen: Es kam zur Ausgrenzung und Vertreibung jüdischer Angehöriger mittels Ausschlüssen von Studien, Prüfungen oder Doktorat, Entlassungen von Dozenten und Verwaltungsangestellten sowie Aberkennungen akademischer Grade. Die WU hat es sich zum Ziel gesetzt, mit dem Forschungsprojekt ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten; die Forschungsergebnisse fließen in das Mahnmal ein, die Biographien der Betroffenen sind in einem virtuellen Gedenkbuch abrufbar (gedenkbuch.wu.ac.at).

Namen können nachträglich hinzugefügt werden

In der Skulptur des Wettbewerbsgewinners bilden die Namen der ab März 1938 durch die Nationalsozialisten vertriebenen Menschen den konstituierenden Bestandteil: Durch die miteinander verbundenen Namen entsteht die Form einer Kugel "Felch gelingt es in seiner Arbeit auf eindrucksvolle Weise, diese Namen als Skulptur umzusetzen und dabei auch die Leerstellen zu thematisieren", schreibt die Jury in ihrer Begründung. Vor allem überzeugte die "Konzeption, die Idee der Welt aufzugreifen - im Sinne der ehemaligen Hochschule für Welthandel".

Laut dem Künstler selbst steht die Kugel für die Erde, über die sich die betroffenen Personen verteilen mussten. "Durch das Mahnmal werden die damals Vertriebenen symbolisch wieder in den Kreis der Hochschule geholt." Die seitliche Öffnung symbolisiere die Wunde, die die NS-Herrschaft sowohl in der Universität als auch in der gesamten Gesellschaft hinterlassen habe. "Auch wenn nachträglich Namen hinzugefügt werden, bleibt das Mahnmal unvollendet und weist darauf hin, dass die endgültige Aufarbeitung der Geschehnisse noch aussteht bzw. niemals vollendet sein kann", erklärt Alexander Felch.

Insgesamt hatte es bei dem Wettbewerb 28 Einreichungen gegeben. Teilnahmeberechtigt waren - im Sinne der Nachwuchsförderung - im Studienjahr 2012/13 inskribierte Studierende der Akademie bzw Absolvent/inn/en der letzten fünf Jahre. Die Jury setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der Bildenden Künste (AKBild), Christoph Badelt, Rektor der WU, Helmut Strasser, Senatsvorsitzender WU, Laura Spinadel, Architektin und Masterplanerin des WU-Campus, Brigitte Bailer, Wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, Mona Hahn, Professorin für Kunst im öffentlichen Raum (AKBild), und Heimo Zobernig, Professor für Textuelle Bildhauerei (AKBild).

Alexander Felch, geb. 1978 in Wien,
studierte 2003-2008 Bildende Kunst/Kunst im öffentlichen Raum an der Akademie der bildenden Künste Wien
Diplom 2008: "Introducing The Karl - Identitätsmusical mit migrantischen Hintergründen"
Lebt und arbeitet in Wien und St. Petersburg

Foto © Alexander Felch

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