Volkswirtschaft

Welchen Einfluss Stimmungen auf die Kreditvergabe haben

02. August 2021

Welche Rolle spielen optimistische oder pessimistische Einschätzungen auf den Finanzmärkten? Und welchen Einfluss nehmen sie auf die Kreditvergabe? Dieser Frage widmet sich eine Studie von Professorin Ingrid Kubin, Vorständin des Instituts für Außenwirtschaft und Entwicklung der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und weiteren Forscher*innen.

Ob Kreditgeber*innen die wirtschaftlichen Entwicklungen positiv oder negativ einschätzen, hat einen bedeutenden Einfluss auf die Sicherheiten, die bei der Kreditvergabe verlangt werden. Gehen sie von einer positiven Entwicklung aus, fallen die verlangten Sicherheiten geringer aus. Der Kredit wird damit leichter vergeben. Bei einer negativen Einschätzung befürchten Kreditgeber*innen hingegen, dass der Kredit nicht bedient werden kann und verlangen umso mehr Sicherheiten.

Mittels eines makroökonomischen mathematischen Modells konnten die Forscher*innen zeigen, dass der Wechsel zwischen pessimistischen und optimistischen Einschätzungen angesichts positiv oder negativ erwarteter Konjunktur die Einkommensschwankungen verstärken. Gleichzeitig werden die Zyklen jedoch regelmäßiger. Die Studie zeigt, dass auch Finanzmärkte von verhaltensökonomischen Aspekten abhängig sind. Sie bietet so Grundlagen für angewandte Forschung, die sich mit spezifischer Finanzmarktregulierung beschäftigt. In Folge kann sie dazu beitragen, dass Ökonomien stabiler gestaltet werden.

Über Ingrid Kubin

Ingrid Kubin ist seit 2002 Vorständin des Instituts für Außenwirtschaft und Entwicklung an der WU Wien. Die geborene Österreicherin studierte neben Volkswirtschaft auch Rechtswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität in Linz und der Karl-Franzens-Universität in Graz. Sie hatte zunächst Assistenz- dann volle Professuren in Graz, Mainz und Paris inne. 2002 wechselte sie als Professorin für Internationale Wirtschaft an die WU. Ingrid Kubin unterrichtete in China und verbrachte Forschungsaufenthalte in Italien, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden.

Ingrid Kubins Forschung konzentriert sich auf dynamische Wirtschaftstheorie in den Bereichen (monetäre) Makroökonomie und internationale Wirtschaft. Sie veröffentlichte unter anderem in den Fachzeitschriften Structural Change and Economic Dynamics, Mathematical Social Sciences und dem Journal of Economic Dynamics and Control.

Researcher of the Month

Seit 2016 zeichnet die WU mit dem „Researcher of the Month“ hervorragende Forscher*innen aus, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month“ zeigt den Alltag der Forscher*innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen WU Forschung.

Weiterführende Links

Video “Researcher of the Month” Ingrid Kubin

Ingrid Kubin, Thomas O. Zörner, Laura Gardini, Pasquale Commendatore: A credit cycle model with market sentiments

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