Seitlicher Blick auf das D2 Gebäude.

Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal

Corona-Krise und der neue universitäre Arbeitsmodus

neuer Arbeitsmodus

Ab dem 11. März ging es Schlag auf Schlag: erst Einstellung des Präsenzunterrichtes, dann zwei Tage später mit den allgemeinen Ausgangsbeschränkungen starke Einschränkungen in den gesamten privaten und beruflichen Alltag. Damit ist für uns auch der universitäre Arbeitsalltag sehr verändert.

Die weitgehende Umstellung auf „Home Office“ oder „Heimarbeit“ bedeutet eine enorme Umstellung für unsere berufliche Tätigkeit. Sie ist durch die Umstände der Epidemie und die darauf folgenden Reaktionen auf Regierungs- und Rektoratsebene erzwungen. Manche KollegInnen haben schon in der Vergangenheit freiwillig im „Home Office“-Modus gearbeitet, für andere ist er völlig neu. Manche KollegInnen sind zu Hause mit digitaler Infrastruktur gut ausgerüstet, andere haben bestenfalls eine rudimentäre Ausrüstung. Mitzubedenken ist weiters, dass auch die Fähigkeiten, sich in der digitalen Welt zu bewegen, sehr unterschiedlich sind. Einzelne unterliegen auch noch zusätzlich gesundheitlichen Einschränkungen bei Nutzung der digitalen Technik.

Wir alle sind mit einer Ausnahmesituation konfrontiert, die durch große Unsicherheit und Stress gekennzeichnet ist. Manche von uns leben allein zu Hause und sind jetzt mit einer langen Zeit der physischen Vereinzelung konfrontiert. Andere leben mit Familienangehörigen zusammen, was aber bei den Beschränkungen der Bewegungsfreiheit auch zu Spannungen führen kann. Die Heimarbeit trifft mithin auf sehr unterschiedliche häusliche Situationen. Oftmals sind bei der Heimarbeit auch Kinder mit ihren eigenen Wünschen und Ansprüchen präsent. Dem ist bei der Arbeitsgestaltung Rechnung zu tragen. Beispielsweise sind Arbeitsunterbrechungen nötig. Eine „Normalleistung“ kann unter abnormalen Bedingungen nicht erbracht werden. Die eigene und auch fremde Arbeitserwartung sollte sich an dem Möglichen, nicht der bisherigen Norm orientieren.

Mit der neuen Situation und dem vollständigen Umstieg auf Distanzlehre ist aber schon nach einer Woche deutlich erkennbar, dass dies mit einem deutlich steigenden Arbeitsaufwand verbunden ist. Dazu haben wir als Betriebsrat schon mehrfach Berichte erhalten. Diese deutliche Mehrarbeit trifft besonders stark LektorInnen und Senior Lecturers, die ausschließlich mit der Lehre befasst sind. Aber auch andere Teilzeitkräfte, wie vor allem die Gruppe der Prae-Doc-MitarbeiterInnen, sind aufgrund ihrer geringeren Zeitbudgets eher stärker davon betroffen. Hier ist die Frage, wie mit diesem Mehraufwand umgegangen wird. Zu diesem Thema siehe auch hier .

Tatsächlich ist für das wissenschaftliche Personal die Umstellung auf Distanzlehre besonders einschneidend. Das Rektorat ist in der Regelung von deren Modus flexibel. Dies trägt der Vielfalt an unterschiedlichen Lehrveranstaltungen, deren Lernzielen, aber auch den infrastrukturellen Möglichkeiten und digitalen Fähigkeiten der Lehrenden Rechnung – und ist damit auch sehr realistisch angelegt. Es erlaubt den KollegInnen eigene Wege, um den Studierenden einen Abschluss der Lehrveranstaltungen in diesem Semester zu ermöglichen. Vor allem jüngere KollegInnen stellt dies jedoch auch vor erhebliche Herausforderungen.

Von all diesen Umstellungen ist auch die Forschung betroffen. Es bleibt weniger Zeit, die Recherchemöglichkeiten sind eingeschränkter, in Fällen von Feldforschung zeitweise gar nicht mehr gegeben.

In der Ausnahmelage sind bestimmte Normleistungen nicht mehr zu erwarten. Dies wäre auch bei inneruniversitären Evaluierungen und speziell beim Umgang mit Qualifikationsvereinbarungen in Rechnung zu stellen. Letztere sind unter anderen Voraussetzungen getroffen worden. Das gilt aber auch für die Leistungsvereinbarungen der Universitäten mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Speziell die ambitionierten, auf Zuwachs angelegten Kennzahlen für die prüfungsaktiven Studierenden sind unter den veränderten Umständen kaum erfüllbar. Bereits der Abschluss der Lehrveranstaltungen des laufenden Semesters ist eine Herkulesaufgabe. Die derzeitige Corona-Krise mit ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen sowie den Umstellungen in der Universitätsarbeit wird sich – mit etwas Verzögerung – auch auf die Forschungsleistungen auswirken. Auch hier ist ein veränderter Zugang zu den Kennzahlen in einer außerordentlichen Periode erforderlich.

Verändert ist auch die universitäre Kommunikation. Die informelle Kommunikation wird weniger, die formelle gewinnt an Bedeutung. Wir würden alle KollegInnen ermuntern, uns Erfahrungen und Problemsituationen der veränderten Arbeitswelt zu schildern und damit verbundene Fragen an uns per E-Mail heranzutragen.

In den folgenden Beiträgen wird auf das Arbeiten an der WU im Ausnahmezustand näher eingegangen.Der „Landeanflug“ in die digitale Welt, den wir seit Jahren konsequent betreiben, wurde mit 11. März dann doch relativ abrupt vollzogen. Die ersten Tage danach zeigen einerseits, welche gut funktionierenden Systeme personeller, technischer und organisatorischer Natur hier bereits vorhanden sind, auf die auch schon in der jetzigen Ausnahmesituation zurückgegriffen werden konnte. Anderseits ergeben sich durch die flächendeckenden Umstellungen auf digitale Arbeitsprozesse einige Brennpunkte, auf die wir besonders hinweisen wollen.

Als ersten Themenbereich beleuchten wir den Themenbereich des Umgangs mit (Arbeits)Zeit hier.

27.03.2020

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