Seitlicher Blick auf das D2 Gebäude.

Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal

Starke Frauen

Am heurigen Internationalen Frauentag im März wurde die Initiative fortgesetzt, Kolleginnen und Kollegen einzuladen, sich in einer lockeren, ungezwungenen Art bewusst mit einem feministischen Thema zu beschäftigen.

Den Startpunkt setzte 2016 der gemeinsame Besuch des Films „Suffragette – Taten statt Worte“ und noch immer sind die angeregten Diskussionen über die Parallelen der Frauenrechtsbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und heute in Erinnerung. 2017 führte uns der Besuch der „Untergangsrevue – „Alles Walzer, alles brennt“ im Volkstheater ins Wien um 1900 und somit auch in eine Ära, in der die feministische Bewegung in Wien sichtbare Zeichen setzte. Es war beeindruckend zu sehen, wie die PionierInnen in dieser Zeit für ihre Rechte kämpften – umso ernüchternder, dass einige der damals brennenden sozialen Fragen auch mehr als 100 Jahre später noch immer Thema sind oder wieder Thema werden.

Heuer war die Idee, ins Hier und Jetzt zu wechseln und uns Inspirationen zu holen, um gemeinsam Stärke zeigen zu können. Dazu wollten wir uns mit Supertramps auf den Weg durch den zweiten Bezirk machen und die Situation von Frauen kennenlernen, deren Leben aus den Fugen geraten ist. Am Mittwoch, den 18. April 2018 war es schließlich soweit.

Renate – ein echtes Praterkind und einst Mitglied der „Prater-Gang“ - hat uns auf der (krankheitsbedingt kurzfristig geänderten) Tour „Der Prater - meine wilden 80er“ in einer sehr offenen und beeindruckenden Art und Weise Einblicke in ihr Leben gegeben und v. a. über jene Jahre erzählt, in denen sie als junge Frau rund um den Praterstern gelebt hat: Das Wohnzimmer auf der Kaiserwiese, Küche, Bad und Schrank am Bahnhof Praterstern, das Schlafzimmer in der Venediger Au und Gelegenheitsarbeitsplätze im Würstelprater und im Stuwerviertel.

Wir konnten hautnah die Schattenseiten eines Lebens auf der Straße miterleben und einmal mehr hat Renates Geschichte aufgezeigt, wie sehr Ungerechtigkeiten, Pech aber auch (familiäre) Gewalt miteinander verwoben sind. Prekäre Wohnungssituationen kommen oft sehr schnell und werden durch eine Verkettung von Ereignissen ausgelöst. Was auch deutlich wurde ist die Tatsache, wie verdeckt diese prekäre Situation ist, denn sehr vielen Betroffenen ist es ein Anliegen, dass sie trotz allem für sich ein Mindestmaß an Würde aufrechterhalten. Die verwahrlost wirkenden „Sandler“ sind somit nicht wirklich repräsentativ – ein Klischee, von dem wir uns verabschieden sollten. Die Geschichte hat weiters auch erahnen lassen, welche ganz unterschiedlichen Beziehungsgeflechte sich in dieser Szene herausgebildet haben. Gleichzeitig hat sie gezeigt, dass es auch in solchen schier aussichtslos erscheinenden Situationen Auswege gibt und besonders auch der Zusammenhalt unter Menschen in ähnlichen Lebensumständen ein ganz wichtiger Faktor für das Überleben einzelner ist.

Die Tour hat uns in die unmittelbare Nachbarschaft unseres Arbeitsplatz geführt. Es war somit für uns alle eine beeindruckende Art und Weise, unseren eigenen „Mikrokosmos“ zu verlassen, Neuem zu begegnen, davon berührt und zum Nachdenken angeregt zu werden. Spannende Impulse hat es für die Teilnehmenden ganz sicher gegeben - denn aus den Fugen geraten auch bei uns ab und an bestimmte Arbeitssituationen!

Die ursprünglich geplante Tour „Wien – mein Zentrum für starke Frauen“ wollen wir im Herbst nachholen. Über den Termin informieren wir noch.

Auch für das kommende Jahr ist eine Fortsetzung der Initiative geplant und Ihre Ideen dazu sind uns herzlich willkommen.

Charlotte Khan (Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen) & Angelika Schmidt (Vorsitzende des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal)

14.05.2018

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