Eine Gruppe von Menschen sitzt im Kreis und redet miteinander

Marius Lüdicke

Video Online Hate: When Digital Communities turn Toxic | Meet Our Researchers: Marius Lüdicke

Online Hate: When Digital…

Digitale Räume eigenen sich gut, um gemeinsame Interessen oder Anliegen zu teilen, um sich inspirieren zu lassen oder kollektives Lernen anzustoßen. Teils wird auch nach einem Gemeinschaftsgefühl, Solidarität und Empowerment gesucht. Der potenzielle Mehrwert lässt sich jedenfalls nicht abstreiten.

Wie kommt es also, dass Online-Communities sich von offenen Diskussionsräumen zu feindseligen Orten entwickeln? Welche Mechanismen liegen hinter dieser in der Soziologie als „Brutalisierung“ definierten Dynamik?

Ein internationales Forschungsteam um Marius Lüdicke ist der Frage nachgegangen, weshalb manche digitale Gemeinschaften in Anfeindungen abgleiten. Die Analysedaten lieferte eine britische Dance-Music-Community. Mithilfe der Online-Interaktionen über einen Zeitraum von fast 20 Jahren und Interviews konnte der Weg von einer offenen Online-Community hin zu einem emotionalen Mienenfeld nachgezeichnet werden. Im Video erklärt Marius Lüdicke die Dynamiken, welche eine Brutalisierung auslösen und vorantreiben können.

Foto von Marius Lüdicke in WU-Gebäude, 2025

Seit September 2023 an der WU tätig, schwärmt Professor Marius Lüdicke hier von mehreren Dingen: dem sonnendurchfluteten Gang zu seinem Büro im D2 und der Treppe auf der Hochebene im 5. Stock des Teaching Centers. 

In welchen Online-Communities sind Sie privat aktiv?

„Tatsächlich bin ich privat in keiner Online-Community aktiv,“ lässt Marius Lüdicke im persönlichen Gespräch aufhorchen. „Ich versuche nicht den ganzen Tag an Computern zu verbringen. Die sozialen Medien sehe ich als sehr kritisch für das individuelle Verhalten und in weiterer Folge für das gesellschaftliche Zusammenleben.” Schlechtes Benehmen und Beleidigungen werden im digitalen Raum pauschal verharmlost, da „eh nur online“ gepostet und von daher „gar nicht ernst zu nehmen“. Der Schmerz bei den Opfern von digitaler Schikane ist aber real. Ebenso die sich ändernde Tonalität im täglichen oder auch globalen, gesellschaftspolitischen Umgang miteinander. „Eines meiner Ziele ist die Bewusstseinsschaffung für die Rolle sozialer Medien im Hinblick auf kollektive Verhaltensänderungen und in weiterer Folge den sozialen Klimawandel“, erklärt Lüdicke.

Sadistisches Entertainment: Warum war Trump für eine Erforschung nicht attraktiv?

Auf die Frage, ob Social-Media-Kanäle von Prominenten für die Untersuchung zur Debatte standen, antwortet Lüdicke mit einem klaren “Jein”. Der Austausch auf den Accounts von berühmt-berüchtigten Politiker*innen ist öffentlich und weist auf jeden Fall Brutalisierungsdynamiken auf, allerdings standen im Fokus der Untersuchung die Beziehungen und Mechanismen innerhalb einer geschlossenen Online-Community, mit – zumindest initial – Gemeinschaftssinn und Normen. 
Eine zweite Rahmenbedingung war das explizite Fehlen von Moderator*innen – wie sie bspw. in Foren von Online-Tageszeitungen vorhanden sind. 

Welche Ratschläge würden Sie Menschen in tonal abgleitenden Online-Communities geben?
Ohne Moderation ist es schwer eine Brutalisierungsdynamik zu stoppen. Aufklärung über Grenzüberschreitungen und Appelle für vertretbare Verhaltensweisen sind für Nutzer*innen die einzigen Werkzeuge gegen ein Kippen von Diskussionen. Die Tendenz zu sadistischem Spaß, Clan-Kriegen und Selbstjustiz ergibt sich übrigens nicht aus Geschlechtsspezifika: Toxische Foren-Gefüge sind kein männliches Monopol.

Geben die elektronischen Beats auch jenseits der Arbeit den Takt vor?

„Privat höre ich alles, quer durch die Bank: von Klassik, Musik aus den 90ern, österreichischem Pop wie Wanda und Bilderbuch bis hin zu Deutsch- und Gangsta-Rap von Capital Bra bis Nina Chuba. Und natürlich auch Techno und elektronische Musik.“ So kommt es, dass der renommierte Wissenschaftler bei der Love Parade in Berlin und Street Parade in Zürich dabei war.
Konträr dazu ist er selbst aber Cellist und in der Salzburger Kulturvereinigung aktiv. Mit 17 Jahren wurde auch kurz mit einem Musikstudium in Münster geliebäugelt, diese Leidenschaft wurde dann aber privat in den Studierendenorchestern von Innsbruck, St. Gallen und Salzburg ausgelebt.

Haben Sie einen Lieblingsort am oder rund um den Campus?

Seit September 2023 an der WU tätig, schwärmt Marius hier von mehreren Dingen: dem sonnendurchfluteten Gang zu seinem Büro im D2 und der Treppe auf der Hochebene im 5. Stock des Teaching Centers. Und darüber hinaus zaubert das rege Leben am Campus dem Head of International Marketing Management ein Lächeln ins Gesicht.