Eine Gruppe von Menschen sitzt im Kreis und redet miteinander

Jonas Puck

Video From Sidelines to Boardrooms: Leadership in Sports & Business | Meet Our Researchers: Jonas Puck

From Sidelines to Boardrooms:…

Fußballtrainer*innen wissen, dass die richtige Teamzusammenstellung entscheidend für den Erfolg ist. Das Gleiche gilt für Teams in einem Unternehmenskontext, die komplexe Aufgaben meistern müssen. Doch während es für Wissenschaftler*innen oft schwierig ist, Einblick in die Teamdynamik und die Entscheidungsfindung in Unternehmen zu bekommen, ist die Datenlage im Fußball weitaus besser: Es gibt zahlreiche Unternehmen, deren Geschäftsmodell es ist, jede Spielminute und jeden Ballkontakt von Fußballprofis aufzuzeichnen und auszuwerten. Lassen sich diese Daten verwenden, um allgemeine Rückschlüsse auf das Management von Teams zu ziehen?

Genau diesen Gedanken hatte WU Professor Jonas Puck, als er gemeinsam mit Jakob Müllner die Research Initiative for Sport Management (RISM) gründete. Schließlich ist Profisport ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft – und die Erkenntnisse aus dem Sport können dem Management in anderen Bereichen wichtige Impulse geben. Gleiches gilt allerdings auch umgekehrt: Jonas Puck und seine Kolleg*innen suchen auch Wege, wie die Managementwissenschaften helfen können, Abläufe im Profisport zu verbessern.

Von beidem erzählt Jonas Puck in der aktuellen Episode unserer Videoreihe „Meet Our Researchers“. Im Anschluss an den Dreh haben wir ihn zu seinem Büro am WU Institute for International Business begleitet und ihm ein paar zusätzliche Fragen gestellt – über seine Forschung, seine lebenslange Begeisterung für Fußball und seinen Arbeitsweg zum Campus WU.

Foto von Jonas Puck vor Gebäude D1

Jonas Puck ist Professor an der WU Wien und war Gründungsvorstand des WU Institute for International Business. Darüber hinaus ist er akademischer Leiter des MBA in Energy Management an der WU Executive Academy und Co-Direktor von RISM.

Wie sind Sie als Management-Wissenschaftler zum Thema Sport gekommen?

Es war eher umgekehrt: Ich habe schon immer Fußball gespielt, mein Leben lang. Und ich war allgemein immer von Sport begeistert. Als es darum ging, ein Thema für meine Dissertation zu finden, habe ich einen Fußballverein angefragt, ob sie dabei mit mir zusammenarbeiten wollen. Und seither hat mich dieser Themenbereich nicht mehr losgelassen.

Sind Sie auch als Funktionär im Fußball aktiv?

Ja, ich bin Vizepräsident des First Vienna FC – der älteste Fußballverein in Österreich. Es macht mir viel Spaß, meine Kompetenzen dort einzubringen. Und es gibt mir einen gewissen Ausgleich: Im Sport erlebt man emotionale Momente, die einem die Wissenschaft nicht wirklich bieten kann.

Wenn Sie eine Sache nennen müssten, die sich Manager*innen von erfolgreichen Menschen im Profi-Sport abschauen können – was wäre das?

Aus meiner gesamten Forschung sage ich klar: alles rund um das Thema Leadership. Als Führungskraft im Sport ist man weitaus stärker medial sichtbar und erlebt viele Drucksituationen, auf die man professionell reagieren muss. Führungskräfte im unternehmerischen Bereich erleben das zumindest nicht in dieser Regelmäßigkeit bei gleichzeitig hohem medialen und sozialen Interesse. Darum kann man sich wahnsinnig viel von guten Führungskräften im Fußball abschauen. Zum Beispiel habe ich gemeinsam mit der ehemaligen Nationalteam-Spielerin Nina Burger eine Analyse zum Leadership-Verhalten von Jürgen Klopp gemacht. Von ihm können viele Führungskräfte etwas lernen.

Haben Sie für dieses Jahr noch spannende Forschungsprojekte in der Pipeline?

Sicher – die interessanten Themen gehen uns so schnell nicht aus. Derzeit analysieren wir etwa die Rolle von Spielerberater*innen im Fußball und schauen, wie das umlegbar ist auf die Managementberatung. Außerdem haben wir gerade ein Projekt, bei dem wir uns ansehen, welche Rolle Doppelstaatsbürgerschaften bei großen Verbänden spielen. Da geht es vor allem um Spieler, die im Lauf ihrer Karriere das Nationalteam wechseln. Ein weiteres interessantes Thema, das wir gerade untersuchen, ist das so genannte Multi-Club-Ownership. Es kommt immer häufiger vor, dass Konzerne oder Investorengruppen Anteile an mehreren Fußballvereinen gleichzeitig halten. Ein Beispiel ist etwa die City Football Group, zu der mittlerweile zwölf Fußballklubs auf der ganzen Welt gehören. Wir fragen uns: Was heißt es für den Wettbewerb, wenn Mannschaften gegeneinander spielen, die eigentlich wirtschaftlich zusammengehören? Und was sind die finanziellen Konsequenzen für die Clubs selbst, aber auch darüber hinaus?

Wie lange sind Sie schon an der WU – und was schätzen Sie daran?

Ich bin seit 2009 an der WU und kann sagen, dass ich hier sehr glücklich bin. Ich schätze die Unterstützung, die mir die Institution bei all meinen Projekten gibt, und auch die Freiheit, die mir dabei gegeben wird. Betonen muss ich auch die unheimlich gute Infrastruktur. Alleine dass wir gerade in einem professionellen Filmstudio direkt auf dem Campus gedreht haben, ist etwas ganz Besonderes.

Haben Sie einen Lieblingsort auf dem Campus WU?

Ich finde den Campus als Ganzes jeden Tag aufs Neue einfach umwerfend. Wenn ich morgens in die Arbeit fahre, steige ich bei der U-Bahnstation aus, von der mein Weg ins Büro eigentlich länger ist – weil ich gerne über den Campus spaziere und die Atmosphäre so mag. Darum kann ich gar keinen einzelnen Ort nennen, der mir besonders gefällt – es ist einfach der ganze Campus.

Portraitfoto von Jonas Puck

Ich bin seit 2009 an der WU und kann sagen, dass ich hier sehr glücklich bin. Ich schätze die Unterstützung, die mir die Institution bei all meinen Projekten gibt, und auch die Freiheit, die mir dabei gegeben wird.