Empirische Forschung

Sparen statt investieren: WU-Studie zeigt Investitionsverhalten und Wissenslücken in Österreich

25. Juni 2025

In Österreich wird nach wie vor fleißig gespart, allerdings zu einem großen Teil auf niedrigverzinsten Konten.

In Österreich wird nach wie vor fleißig gespart, allerdings zu einem großen Teil auf niedrigverzinsten Konten, auf denen die Realverzinsung oft null oder negativ ist und das Guthaben somit an Kaufkraft verliert. Investitionen in Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und Fondsanteile haben zwar in den letzten Jahren etwas zugenommen, sind aber dennoch nicht die erste Wahl, um Geld anzulegen und langfristig Vermögen zu bilden. Worin genau dieses vorsichtige Investitionsverhalten begründet liegt, hat eine kürzlich veröffentlichte WU-Studie untersucht.

An einem Mangel an allgemeinen Finanzwissen dürfte es nicht liegen, denn im internationalen Vergleich ist dieses laut OECD-Studien in Österreich sehr gut ausgeprägt. Liegt es also am fehlenden spezifischen Wissen über Wertpapiere oder an bestimmten Überzeugungen und Annahmen zum Investieren? Für eine Studie von WU Professorin Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik, befragte das Meinungsforschungsinstitut Gallup 1.000 Personen im Alter von 18 bis 92 Jahren zu ihrem Finanzwissen.

Allgemeines Finanzwissen vorhanden, aber Wissenslücken bei Anlageformen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die allgemeinen Grundlagen des Investierens, wie die Kaufkraftentwicklung bei herrschender Inflation und das Prinzip von Risikodiversifikation von der überwiegenden Mehrheit der Erwachsenen in Österreich verstanden werden. Das Wissen über konkrete Anlageprodukte wie Aktien oder Anleihen ist jedoch weniger gut ausgeprägt. So gehen etwa 60% der Befragten davon aus, dass die höhere Verzinsung einer Unternehmensanleihe durch höhere Unternehmensgewinne zu erklären ist. Auch die Frage nach der Bedeutung des Investitionszeitpunkts bei einer Einmalinvestition im Vergleich zu einer wiederholten Investitionstätigkeit war für etwa die Hälfte der Befragten zu schwer. Rund ein Drittel der Befragten glaubte zudem, dass Dividenden sichere Zahlungen an Aktionär*innen seien, unabhängig vom Gewinn. Insgesamt konnten aber 36% der Befragten mindestens sechs der sieben Wissensfragen korrekt beantworten, obwohl nur 24% von sich selbst behaupten, ein gutes Wertpapierwissen zu haben und 50% angeben, kein Interesse an Wertpapieren zu haben.

Finanzbildung als Schlüssel gegen Irrtümer

Die Überzeugungen der Befragten lassen auf weitere Fehlannahmen schließen: so stimmen etwa 44% der Befragten der Aussage zu, dass es sich mit kleinen Geldbeträgen (z.B. 30 Euro pro Monat) nicht lohne, in Wertpapiere zu investieren, das Konzept eines Sparplans scheint ihnen unbekannt. 60% sind der Ansicht, es brauche für erfolgreiches Investieren jahrelange Erfahrung mit dem Wertpapiermarkt und 41% halten den Aktienmarkt für ein reines Glücksspiel. Diese Überzeugungen beeinflussen sowohl das Interesse an Wertpapieren als auch die Investitionstätigkeit in Wertpapiere. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung gezielter Finanzbildung, die sachlich über Investitionsmöglichkeiten aufklärt und informierte Entscheidungen ermöglicht. Neben dem Haushaltsnettoeinkommen spielt aber auch das Geschlecht eine Rolle. Männer investieren häufiger als Frauen, haben jedoch im Schnitt dafür auch mehr Geld zur Verfügung.

Am 2. April fand am Campus WU im Zuge der Veranstaltungsreihe „WU matters. WU talks.“ die Podiumsdiskussion „Wie investiert Österreich?“ statt. Die gesamte Veranstaltung kann hier aufgerufen werden: Wo investiert Österreich? | WU matters. WU talks.

Pressekontakt:

Mag. Melanie Hacker
Pressereferentin
Tel: + 43-1-31336-5964
E-Mail: melanie.hacker@wu.ac.at

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