„Aktion 20.000“ schafft erfolgreiche Reintegration älterer Langzeitarbeitsloser
WU Wien-Studie: „Aktion 20.000“ bringt rund 50 % der Teilnehmer*innen langfristig zurück auf den österreichischen Arbeitsmarkt
Die Wiedereingliederung älterer langzeitarbeitsloser Menschen zählt zu den größten Herausforderungen der Arbeitsmarktpolitik. Gerade Personen über 50 haben nach langen Phasen der Arbeitslosigkeit oft nur geringe Chancen auf eine Rückkehr in reguläre Beschäftigungen. Stigmatisierung, gesundheitliche Einschränkungen und der Verlust beruflicher Netzwerke erschweren den Wiedereinstieg erheblich.
Die „Aktion 20.000“
Vor diesem Hintergrund startete die österreichische Bundesregierung im Jahr 2017 das arbeitsmarktpolitische Programm „Aktion 20.000“. Ziel war es, älteren Langzeitarbeitslosen ab 50 Jahren eine staatlich garantierte, vollständig geförderte Beschäftigung von bis zu zwei Jahren zu ermöglichen. Insgesamt nahmen rund 3.800 Personen an dem Programm teil. Aufgrund eines Regierungswechsels wurde die „Aktion 20.000“ jedoch bereits nach sechs Monaten gestoppt; laufende Teilnahmen wurden bis 2019 fortgeführt.
Wissenschaftliche Evaluation durch JKU, WU Wien und ifo
In einer neuen Studie untersucht ein internationales Team um Martin Halla (WU Wien) erstmals umfassend die Wirkungen dieses Programms. Grundlage sind hochqualitative österreichische Verwaltungsdaten, welche vollständige Erwerbsverläufe abbilden. Die strikte Altersgrenze von 50 Jahren ermöglicht eine saubere, quasi-experimentelle Evaluierung. Der unerwartete Programmstopp verhindert zudem typische Verzerrungen durch ein sogenanntes „Hineinaltern“ in das Programm.
Deutliche und nachhaltige Beschäftigungseffekte
Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Während der Programmlaufzeit steigt die Beschäftigung der Teilnehmer*innen naturgemäß stark an. Entscheidend ist jedoch die Entwicklung danach:
Zwei Jahre nach Ende der maximalen Förderphase sind ehemalige Teilnehmer*innen um rund 43 % häufiger in regulären, nicht-subventionierten Beschäftigungen als vergleichbare Personen knapp unterhalb der Altersgrenze.
Die nachhaltigen Effekte entstehen vor allem durch Übergänge in neue Betriebe und Branchen, nicht durch eine Verlängerung subventionierter Beschäftigung.
Zudem fand das Forscher*innen-Team keine Hinweise auf Verdrängungseffekte im Hinblick auf Nicht-Teilnehmer*innen sowie
keine negativen Effekte auf Familienmitglieder.
Kosteneffektivität: Erste Orientierung
Die Analyse zeigt, dass die positiven Beschäftigungseffekte bereits nach etwa 16 Monaten Programmdauer voll wirksam werden. Längere Teilnahmen bringen kaum zusätzliche Vorteile.
Ein illustrativer Kosten-Nutzen-Vergleich legt nahe, dass innerhalb der ersten vier Jahre nach Programmstart rund 68 % der direkten Programmkosten durch zusätzliche Beschäftigungen sowie höhere Steuer- und Sozialversicherungsbeiträge kompensiert werden.
Angesichts des durchschnittlichen Eintrittsalters von 54,6 Jahren erscheint ein vollständiger fiskalischer Ausgleich über den weiteren Erwerbsverlauf plausibel.
Ein Fazit für die Arbeitsmarktpolitik
Die „Aktion 20.000“ war keine bloße Beschäftigungsmaßnahme, sondern ein wirksames Instrument zur nachhaltigen Reintegration besonders benachteiligter Arbeitsloser. Die Studienergebnisse liefern ein klares Signal:
„Jobgarantie-Programme können funktionieren, wenn sie gut umgesetzt sind, ausreichend lange dauern und echten Zugang zum regulären Arbeitsmarkt ermöglichen. Die Erkenntnisse sind sowohl für Österreich als auch für die internationale Debatte über Jobgarantien und aktive Arbeitsmarktpolitik von Bedeutung“, so Professor Halla.
Details & Links zur Studie:
Reintegrating Older Long-Term Unemployed Workers: The Impact of Temporary Job Guarantees
CESifo Working Paper (ifo Institut):
www.ifo.de/en/cesifo/publications/2025/working-paper/reintegrating-older-long-term-unemployed-workers-impact-temporaryRockwool Foundation Berlin:
www.rfberlin.com/network-paper/reintegrating-older-long-term-unemployed-workers-the-impact-of-temporary-job-guarantees
Autor*innen:
Alexander Ahammer (JKU Linz), Martin Halla (WU Wien), Pia Heckl (ifo München), Rudolf Winter-Ebmer (JKU Linz)