Sozioökonomie

Pionierprojekt REMASS: Den gesellschaftlichen Stoffwechsel verstehen

11. März 2024

Das Pionierprojekt REMASS untersucht die Auswirkungen von Krisen auf den gesellschaftlichen Stoffwechsel – und wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) mit einer Förderung in Höhe von 7,1 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre ausgezeichnet.

Kriege, Pandemien oder Klimaextreme destabilisieren globale Lieferketten. Doch wie wirken sie auf Ressourcennutzung, Nachhaltigkeit, Ungleichheit und gesellschaftliches Wohlergehen? Das interdisziplinäre Pionierprojekt REMASS ("Resilience and Malleability of Social Metabolism") adressiert diese Fragen mithilfe neuer Ansätze zur Erforschung des gesellschaftlichen Stoffwechsels: Damit sind alle Ressourcenflüsse und Materialbestände (z.B. in Gebäuden und Infrastrukturen) sowie ihrer Leistungen für die Gesellschaft gemeint.

REMASS arbeitet an der Entwicklung einer globalen Datenbank zum gesellschaftlichen Stoffwechsel mit bisher unerreichter Genauigkeit. „Dank dieser Daten können wir den Weg der Ressourcen entlang globaler Wertschöpfungsketten verfolgen: von der Rohstoffgewinnung über die Akkumulation in Gebäuden und Infrastrukturen bis hin zu Abfällen und Emissionen, oder sogar der Rückgewinnung durch Recycling“, erläutert Stefean Giljum, der das Team der WU in diesem Pionierprojekt leitet. 

Diese neu geschaffene Datengrundlage ermöglicht es erstmals, die Krisensicherheit globaler Lieferketten zu untersuchen und zu erforschen, wie Versorgungssysteme wie Ernährung, Wohnen und Mobilität klima- und ressourcenschonend gestaltet werden können.

Resilienz der Ressourcennutzung

„In unserer Forschung untersuchen wir die Resilienz der Ressourcennutzung und Möglichkeiten für eine nachhaltigere Gestaltung. Vielleicht entdecken wir sogar Kipppunkte hin zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit?“, so Helmut Haberl vom Institut für Soziale Ökologie an der BOKU und Koordinator von REMASS.

REMASS wird eine hochauflösende Datenbasis zum gesellschaftlichen Stoffwechsel schaffen. Damit wird es möglich, Big-Data-Ansätze aus der Komplexitätsforschung zu nutzen, um die Resilienz des Stoffwechsels gegenüber Störungen in den Lieferketten zu quantifizieren. Das Projekt analysiert die Gestaltbarkeit der Ressourcennutzung und des sozialen Wohlergehens in drei wichtigen Versorgungssystemen: Ernährung, Wohnen, Mobilität - und identifiziert zentrale Akteure, Entscheidungsprozesse und Machtstrukturen.

Das Pionierprojekt REMASS wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) mit einer Förderung in Höhe von 7,1 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre ausgezeichnet. Ein bedeutender Meilenstein für das neue Forschungsfeld, das von Wissenschaftler*innen der WU, der International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), der Universität Wien, der Central European University und dem Complexity Science Hub unter Federführung der Universität für Bodenkultur Wien getragen wird.
 

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