Seitlicher Blick auf das D2 Gebäude.

Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal

Beschäftigungsstruktur der WU -

Starke Segmentierung, hohe Prekarität und Fluktuation

Die Struktur des wissenschaftlichen Personals der WU präsentiert sich mit einer starken Segmentierung zwischen einem Kern mit Dauerbeschäftigung und einer großen Randbelegschaft mit befristeten Verträgen sowie, im Bereich der Lehre, mit geringem Stundenausmaß.

Bezogen auf die gesamten wissenschaftlichen Beschäftigten beträgt der Anteil der permanent Beschäftigten nur 16,5%, also nicht einmal ein Fünftel. Dieses Fünftel rekrutiert sich vor allem aus den ProfessorInnen – sowohl „KurienprofessorInnen“ als auch außerordentlichen und assoziierten ProfessorInnen. Bei den “KurienprofessorInnen“ sind gut 90% unbefristet beschäftigt, bei der Gruppe der außerordentlichen und AssistenzprofessorInnen sogar mehr als 95%. In diesen beiden Beschäftigungsgruppen ist auch der Anteil von gut 90% Vollzeitzeitbeschäftigung die Regel. Bei den außerordentlichen und assoziierten ProfessorInnen ist allerdings ein großer Teil – gut Zweidrittel – bereits 50 Jahre und älter. Das heißt, ein großer Teil dieser Gruppe wird in sehr absehbarer Zeit in Pension gehen. Sie hat aufgrund ihrer langen Berufserfahrung ein erhebliches „Systemwissen“ über die WU, was für den reibungslosen Ablauf des Forschungs- und Lehrbetriebes von großer Bedeutung ist. Viele haben Verantwortung für Studienplanpunkte, manche auch für ganze Studienprogramme. Daher erscheint es aus Sicht des Betriebsrates wichtig, dass hier auch entsprechende Dauerstellen erhalten bleiben.

Sowohl in der  Forschung als auch in der Lehre sind die UniversitätsassistentInnnen eingesetzt. Sie sollen im Rahmen ihrer Tätigkeit an der WU eine formale wissenschaftliche Qualifikation erwerben, meist das Doktorat oder einen PhD-Abschluss. Im Regelfall haben die Prae-Doc-Stellen ein Ausmaß von 30 Stunden. Ein geringeres Ausmaß weisen weniger als 10% der Stellen der UniversitätsassistentInnen auf. Damit ist die Fragmentierung der Stellen in diesem Bereich zumindest deutlich eingeschränkt. Es stellt sich die Frage, ob eine Vollbeschäftigung nicht angemessener wäre als 30-Stundenstellen.

Die Stellen der UniversitätsassistentInnen sind zu etwa 90% befristet. Eine Durchlässigkeit zwischen den Prae- und Post-Doc-Stellen ist kaum mehr gegeben. Daraus ergeben sich zwei mit einander verbundene Problematiken: Auch außergewöhnlich fähige DoktorandInnen werden nicht im eigenen Haus gehalten. Dabei wäre es wünschenswert, zumindest einen Teil der besonders qualifizierten DoktorInnen aus dem eigenen Haus zu halten und die Barriere zwischen Prae- und Post-Doc-Bereich etwas durchlässiger zu gestalten. Die fehlende Perspektive im eigenen Haus wirkt auch demotivierend. Für einen Teil der DoktorInnen – und in dieser Gruppe ist der Frauenanteil sehr hoch – kommt eine Fortsetzung der wissenschaftlichen Karriere im Ausland aus familiären oder anderen Gründen nicht in Frage. Sie scheiden aus dem Wissenschaftsbetrieb aus oder hangeln sich von einem Forschungsprojekt zum nächsten und arbeiten eventuell zusätzlich noch als LektorInnen.

Damit kommen wir zu den auf Forschung oder Lehre spezialisierten Stellen. Die Zahl der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen/Senior Scientists ist nur geringfügig kleiner als jene der „KurienprofessorInnen“ plus außerordentliche/assoziierte ProfessorInnen. Die Teilzeitbeschäftigung ist in dieser Gruppe allerdings höher ausgeprägt. Da es sich überwiegend um drittmittelfinanzierte Kräfte handelt, ist auch der Anteil der Befristungen sehr hoch (um die 90%).

Bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten ist der Anteil der LektorInnen und TutorInnen sehr bedeutend. Unter Einberechnung der Senior Lecturers machen sie 879 von 1635 Beschäftigten aus – also 53,7%. Beschäftigungsumfang und –dauer sind im Regelfall gering – die Hauptausnahme sind hier die Senior Lecturers, von denen gut die Hälfte unbefristet beschäftigt ist. Damit liegt bezogen auf die Zahl der Beschäftigten (nicht der Stunden), der Anteil der unbefristet Beschäftigten im Spezialisierungsfeld Lehre bei nur 4%. Das ist äußerst gering. Auch in der Lehre ist aufgrund der Koordinationsaufgaben bei Lehre und Prüfungen „Systemwissen“, das nur über langfristige Beschäftigung erworben werden kann, von erheblicher Relevanz. Aus Sicht des Betriebsrates ist es daher sinnvoll, den Anteil der auf Dauer Beschäftigten Senior Lecturers zu erhöhen.

Aus der Analyse der Beschäftigungsstruktur zieht der Betriebsrat die Schlussfolgerung, dass es ein zentrales Anliegen für die WU sein sollte, den Anteil des unbefristeten Kernpersonals mit Systemwissen auszubauen. Auch ist bei den aufgrund der Altersstruktur eines Teils des Kernpersonals zu erwartenden erheblichen Abgängen der nächsten Jahre rechtzeitig Vorsorge zu treffen.

06.04.2017

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