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Wachstumsschub für Klimatechnologien: Mit Daten-Modellierung und Start-up-Finanzierung zur CO2-Neutralität

10. November 2025

WU-Studien: Mit datengestützten Prognosen und Empfehlungen zur Netto-Null-Emission.

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, braucht es Innovation in Rekordtempo: Drei Viertel der dafür notwendigen CO₂-Minderungen hängen von Technologien ab, welche noch nicht ausgereift sind. Zwei aktuelle Studien der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien) zeigen, wie datenbasierte Modelle und gezielte öffentliche und private Investitionen helfen können, Klimatechnologien gezielt zu fördern, um so der Erderwärmung entgegenzuwirken.

Fortschritt bei Klimatechnologien passiert nicht zufällig

Die Analyse von Daten früherer Climate-Tech-Startups und ihrer Finanzierungsquellen hilft dabei, jene Faktoren zu identifizieren, die neuen Unternehmen ein effektives Skalieren ermöglichen. Diese Erkenntnisse fließen auch in die Modellierung und Entwicklung neuer Klimatechnologien wie Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) ein. Innovation wird hier vor allem von koordinierten Finanzierungsmechanismen beflügelt, bei denen öffentliche Finanzierung und die strategische Expertise von Unternehmen sich gegenseitig ergänzen.

Prof. Kavita Surana vom WU Institute for Data, Energy, and Sustainability, entwickelte gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen ein Modell, um die Etablierung von neuen Technologien am Markt in sehr frühen Phasen vorherzusagen. Dafür verwendet wurde das Beispiel von DACCS, einem Verfahren zur CO2-Abscheidung aus der Umgebungsluft. Das Team verknüpfte empirische Daten zu früheren Technologieentwicklungen, etwa Solarenergie oder Erdgasinfrastruktur, mit Indikatoren für die frühe Übernahme von Innovationen am Energiemarkt.

Je nach angenommenem Entwicklungspfad variiert das Potenzial von DACCS erheblich, nämlich zwischen 0,2 und 4,9 Gigatonnen CO₂-Entfernung pro Jahr bis 2050.

  • Wächst DACCS so schnell wie Photovoltaik, kann dies den Durchbruch zur CO2-Neutralität bedeuten.

  • Verläuft der Ausbaupfad wie bei fossilen Infrastrukturen, bleibt der Einfluss deutlich geringer.

Diese immensen Unterschiede haben strategische Bedeutung für Politik und Investitionen: Für eine beschleunigte Skalierung sind Kapital, Planungssicherheit und politische Unterstützung gefordert. Prof. Surana fasst zusammen:

„Mit datengetriebenen Modellen können wir nicht nur besser abschätzen, ob eine Technologie skalieren kann, sondern auch welche Bedingungen nötig sind, damit sie es tatsächlich tut.“

Bis zu 155 % Zuwachs: Was Climate-Tech-Start-ups wirklich brauchen

Prof. Surana und ihr Team analysiert darüber hinaus die Finanzierungsdynamik im Climate-Tech-Sektor. Untersucht wurden knapp über 2.900 US-amerikanische Start-ups aus den Jahren 2005–2020, welche auf saubere Energie- und Klimatechnologien spezialisiert sind. Gemessen wurde unter anderem, wie sich verschiedene Finanzierungsquellen auf die Erfolgschancen auswirkten:

  • Öffentliche Förderungen spielen eine entscheidende Rolle in frühen, risikoreichen Phasen, schaffen einen Marktzugang und füllen Finanzierungs­lücken.

  • Zusätzliche Corporate Investments aus der Energie-, Mobilitäts- oder Industriebranche sichern und beschleunigen den Erfolg signifikant:

Start-ups, welche sowohl öffentliche Förderungen als auch Unternehmensbeteiligung erhielten, waren bei Börsengängen oder Übernahmen um 155 % erfolgreicher.

  • Rein private Investitionen ohne Branchenbezug ließen die Erfolgsrate weniger stark ansteigen, und zwar um 78 %.

Fazit: Der Fortschritt im Bereich der Klimatechnologien lebt von gezielten, datengestützten Entscheidungen und starken Allianzen zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft.

Hier geht´s zum Video (Dauer: 5 Min.)

Studien:

Referenzen (Auszug):

WU matters. WU talks.

Pressekontakt

Mag. Christina Maria Bachmaier

Wissenschaftskommunikation

Tel: +43-1-313-36-4973

E-Mail: christina.bachmaier@wu.ac.at

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