Eine Person liest eine spanische Tageszeitung

60 Prozent der Nordkoreaner/inn/en leben laut neuester Schätzungen in absoluter Armut

18. März 2020

Der Anteil der Menschen in Nordkorea, die in absoluter Armut leben, ist deutlich höher, als bisher angenommen – dies zeigt eine aktuelle Studie von Makroökonom Jesus Crespo Cuaresma von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Laut der Auswertung von Satellitendaten zählt Nordkorea zu einem der ärmsten Länder der Erde.

Laut Jesus Crespo Cuaresma, Leiter des Instituts für Makroökonomie an der WU Wien, kann der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen in Nordkorea im Jahr 2018 auf etwa 60 Prozent der Bevölkerung geschätzt werden. Dies entspricht etwa 15 Millionen Menschen. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt laut Crespo Cuaresmas Studie bei etwa 790 Dollar geschätzt - ein Einkommensniveau, das zu den niedrigsten der Welt gehören würde.

Absolute Armut liegt vor, wenn das Haushaltseinkommen unter jenem Niveau liegt, das es einer Person oder Familie möglich macht, die Grundbedürfnisse des Lebens zu befriedigen – diese beinhalten zum Beispiel Nahrung, Unterkunft, eine sichere Trinkwasserversorgung, Bildung und Gesundheitsversorgung.

Obwohl praktisch keine Informationen bzw. Daten über das Einkommens- und Armutsniveau in Nordkorea vorliegen, konnten WU-Professor Jesus Crespo Cuaresma und sein Team Schätzungen mithilfe von Satellitenbildern, die nachts aufgenommen wurden, erstellen. Jesus Crespo Cuaresma erklärt: „Die Lichtintensität, die in den verschiedensten Regionen Nordkoreas via Satelliten gemessen wird, gibt Auskunft über das Armutsniveau der verschiedenen Gebiete. Generell korreliert die Helligkeit eines Gebietes bzw. eines Landes oft mit dem Konsum und den dortigen Produktionsaktivitäten.“

Satellitendaten lassen auf BIP schließen

Die Lichtintensitätsdaten machten für Crespo Cuaresma und sein Team Schätzungen des nordkoreanischen Bruttoinlandsproduktes möglich. Dieses lässt darauf schließen, dass die Armutsraten deutlich höher liegen als in frühere Untersuchungen, die den Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen auf annähernd 40 Prozent der Bevölkerung schätzten.

„Die Verfügbarkeit von Daten aus hochwertigen Satellitenbildern schafft Möglichkeiten zur Erforschung des Einkommens- und Armutsniveaus von Ländern und Regionen, über deren Wirtschaft wir sonst nur sehr wenige Daten hätten. Mit dieser Technologie konnten wir das Armutsniveau in Nordkorea abschätzen, wobei wir deutlich niedrigere Einkommensniveaus und ein drastisch höheres Armutsniveau als bisher angenommen feststellen konnten“, so Jesus Crespo Cuaresma. „Unsere Daten zeigen eine sehr volatile Einkommenssituation innerhalb des letzten Jahrzehnts in Nordkorea. Die Sanktionen, die in den letzten Jahren von Ländern und internationalen Gremien gegen Nordkorea verhängt wurden, könnten einige der Schwankungen des Einkommens- und Armutsniveaus erklären, die im Untersuchungszeitraum zwischen 2012 und 2018 beobachtet wurden.”

Alle Details entnehmen Sie bitte der Studie: Crespo Cuaresma, J., Danylo, O., Fritz, S. et al. Was wissen wir über die Armut in Nordkorea? Palgrave Commun 6, 40 (2020). https://doi.org/10.1057/s41599-020-0417-4

Pressekontakt:
Mag. Anna Maria Schwendinger
PR-Referentin
Tel: + 43-1-31336-5478
E-Mail: anna.schwendinger@wu.ac.at
 

Jesus Crespo Cuaresma, Copyright Lukas Pelzl, WU
Jesus Crespo Cuaresma, Copyright Lukas Pelzl, WU
zurück zur Übersicht