Forschung

WU ForscherInnen gewinnen „Nancy and Richard Ruggles Memorial Prize“

06. September 2018

Die WU ForscherInnen Stefan Angel, Franziska Disslbacher (beide Department Sozioökonomie), Stefan Humer (Forschungsinstitut Economics of Inequality) sowie Matthias Schnetzer (AK Wien und Lektor an der WU) wurden für ihr Paper „What Did You Really Earn Last Year: Measurement Error in Survey Data“ mit dem renommierten „Nancy and Richard Ruggles Memorial Prize 2018“ der International Association for Research in Income and Wealth (IARIW) ausgezeichnet. Mit dem Preis werden herausragende Arbeiten von JungforscherInnen bis zu 35 Jahren geehrt. Dieser ist mit 2500 USD dotiert und wird alle zwei Jahre im Rahmen der Konferenz der IARIW verliehen. Die Preisverleihung fand am 21.August 2018 in Kopenhagen statt.

Über das ausgezeichnete Forschungsprojekt

In ihrem Projekt analysieren die ForscherInnen anonymisierte Einkommensdaten des österreichischen Survey of Income and Living Conditions (SILC) für den Zeitraum 2008 bis 2011. Die. Einkommensangaben aus der Befragung wurden mit Einkommensdaten aus Verwaltungsregistern zusammengefügt und auf Personenebene verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Angaben in der Befragung deutlich von Daten der administrativen Register abweichen. Ziel des Projekts war, diese Diskrepanzen zu erklären.

Insgesamt ergab die Analyse, dass die Abweichungen nicht zufällig auftreten. Unter Anwendung verschiedener quantitativer Verfahren wurden vier Gründe für die Diskrepanz untersucht: 1) Soziale Erwünschtheit: Personen mit niedrigen Einkommen geben bei der Befragung mehr an als diese laut Verwaltungsdaten verdienen, Reichere durchschnittlich weniger; 2) Soziodemografische Faktoren: z. B. geben Männer bei Befragung durchschnittlich höhere Einkommen an als in den Verwaltungsdaten erfasst sind; 3) Interviewmethode: Abweichungen bei Telefoninterviews sind nicht größer als bei persönlichen Interviews; 4) Lerneffekte: Keine deutliche Reduktion der Abweichungen, wenn Personen in aufeinanderfolgenden Jahren wiederholt über ihr Einkommen befragt werden. Insgesamt erweisen sich die Faktoren 1) und 2) am wichtigsten zur Erklärung der Unterschiede zwischen Einkommensdaten aus Befragungen und Verwaltungsdaten.

Die Ergebnisse legen nahe, dass das Antwortverhalten in sozialstatistischen Erhebungen durch die Wahrnehmung von sozialen Prozessen in einer Gesellschaft beeinflusst wird. Da Erhebungen wie z.B. der SILC sowohl für die Wissenschaft als auch die Politik die wesentliche Datengrundlage für Fragen der Armutsgefährdung, Einkommensverteilung u.ä. sind, kommt der Datenqualität hier eine besondere Bedeutung zu. Es erscheint daher zentral, dass mittels der Verknüpfung von Befragungs- und Registerdaten ein besseres Verständnis über die Ursachen der Datenunterschiede erreicht wird. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass dabei Unterschiede nach der Einkommenshöhe sowie nach dem Geschlecht besonders gravierend sind.

v.l.n.r.): Timothy Smeeding (Distinguished Speaker at the Ruggles Memorial Lecture); Andrew Sharpe (Executive Director, IARIW); Stefan Humer, Franziska Disslbacher, Stefan Angel (alle WU); Albert Braakmann (President, IARIW)

Weitere Informationen

Nancy and Richard Ruggles Preis

„The aim of the Prize is to promote the development of young researchers by recognizing their outstanding scholarship. One Prize will be awarded competitively on the basis of a paper presented at the General Conference of the International Association for Research in Income and Wealth (IARIW) and judged by the Trustees of the Fund.”

http://www.iariw.org/rugglesfund.php

IARIW 35th General Conference, Copenhagen, Denmark, August 20-25, 2018

Die 1947 gegründete IARIW ist eine führende wissenschaftliche Vereinigung im Bereich der Erforschung von Einkommen und Vermögen. Seit 1966 gibt sie vierteljährlich die Fachzeitschrift Review of Income and Wealth heraus.

http://www.iariw.org/c2018copenhagen.php

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