Studierende sitzen auf den Holzinseln vor dem D2

Wie sich Beziehungen in einem Semester entwickeln können

Studierende und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche als zwei Bevölkerungsgruppen, deren Wege sich im Alltag leider nur sehr selten kreuzen: Das Konzept des Lernbuddy-Programms hat mich bereits begeistert als ich das erste Mal davon erfuhr.

Was ich jedoch nicht voraussehen konnte, war die Vorbildfunktion die man als Lernbuddy für die Kinder hat. Die Bindung, die von beiden Seiten her über das Semester gestärkt wurde, hat sich mittlerweile zu mehr als nur einer Mentorrolle entwickelt.

Wie sich Freundschaften entwickelten

Eine der größten Erfahrungen, die ich im Zuge des Lernbuddy-Programms in der Erlöserkirche sammeln durfte, ist der Stellenwert den ich als Bezugsperson für meine zwei zu betreuenden Schüler hatte. Bei unseren ersten gemeinsamen Treffen im Sommersemester 2022, insgesamt 14 an der Zahl, war es sehr berührend zu sehen, wie anfängliche Distanz rasch in Freundschaft umschlug und ich immer mehr Nähe zu den Kindern aufbauen konnte. Anfangs war es jedoch nicht leicht – wie ich hörte, waren meine zwei Burschen sehr zugetan von ihrem früheren Lernbuddy – und somit lag es an mir eine ähnlich gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die regelmäßigen wöchentlichen Treffen sowie Gespräche über Familie, Freunde etc. trugen aber ihren Teil dazu bei, unsere Beziehung weiter zu stärken.

Einblicke in die wöchentlichen Treffen

Da die Einrichtung Pfarre Erlöserkirche ein Gruppensetting anbot, versammelten sich regelmäßig etwa 10 Lernbuddys sowie ca. 20 Schüler*innen am Donnerstagnachmittag im Pfarrsaal. Die erste der beiden gemeinsamen Stunden wurde vorwiegend für die Hausübung und das Lernen genutzt, wohingegen die zweite Stunde als Spielstunde fungierte – sei es draußen im Park oder auch am Tisch mit Brettspielen. Natürlich kam ich auch hier oftmals mit meinen Kindern zu Gesprächen, die einen wichtigen Teil dazu beitrugen, die Beziehung zwischen uns weiter zu stärken. Die Balance zwischen schulischem Support und persönlicher Entwicklung waren dementsprechend für mich zwei Elemente bei denen sowohl die Kinder, aber auch ich einiges dazulernen konnten.

Der Abschied fällt schwer

Das Highlight meines Semesters als Lernbuddy bildete ein gemeinsamer Ausflug in den Wiener Würstelprater. Die Kinder waren von Beginn an Feuer und Flamme von der Idee und hatten sehr viel Spaß bei ihrem ersten Besuch im Prater. Abgerundet wurde der Ausflug mit einem gemeinsamen Eis und obwohl wir noch ein Treffen danach hatten, offenbarten mir die Kinder bereits, dass sie mich und unsere gemeinsame Zeit sehr vermissen werden. Den Impact, den 14 Treffen mit den Kindern haben, konnte ich mir im Vorhinein nur ausmalen – auch aufgrund dessen fällt auch mir der Abschied umso schwerer…

Zeichnung Samuel

 

 

Autor: Samuel Szihn, Lernbuddy im SoSe 2022