Studierende sitzen auf den Holzinseln vor dem D2

„Ehrenamtliche Helfer*innen werden nicht bezahlt, nicht, weil sie wertlos sind, sondern weil sie unbezahlbar sind.“

Zu Beginn meines Studiums beschloss ich, dass ich mich nebenbei sozial engagieren möchte. Und inzwischen bin ich bereits ein Semester Lernbuddy für drei Geschwister. Gemeinsam durchleben wir viele schöne Momente und sammeln wertvolle Erfahrungen. Dieses Glück wünsche ich auch anderen.

Wenige Voraussetzungen – großer Output

Wenn man sich im Internet über das Lernbuddy-Programm informiert, findet man nur drei  Voraussetzungen: man sollte Spaß am Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben, Verantwortungsbereitschaft und Offenheit zeigen und die Anwesenheitspflicht an Seminaren respektieren – das klingt nicht allzu anspruchsvoll, so als wäre fast jede*r grundsätzlich geeignet.  Trotzdem werden jedes Semester noch neue Lernbuddys dringend gesucht. Gerade jetzt, wo viele Familien aus der Ukraine flüchten und durch die Inflation bei manchen Familien die finanziellen Mittel noch knapper werden, ist der Nachhilfe-Bedarf groß. Diese Diskrepanz ist traurig, wenn man bedenkt, was für ein großer gesellschaftlicher Mehrwert durch das Engagement als Lernbuddy geschaffen werden kann.

Gute Vorbereitung und ständige Begleitung

Bevor man überhaupt das Kind/die Kinder kennenlernt, das/die man betreut, erfolgt eine umfangreiche Vorbereitung: Kick-Off mit allgemeinen Informationen, Einführungsseminare und im Zusammenhang damit auch immer das Kennenlernen von andern Buddys. Zunächst werden Grundkompetenzen zu den Themenfeldern Lernbetreuung, soziale Beziehungen und Sprache vermittelt. Aber auch im Verlauf der Tätigkeit herrscht eine ständige Begleitung: Angefangen bei den Supervisionsterminen, bis hin zu den Fortbildungsseminaren, die man absolvieren kann. Natürlich besteht immer die Möglichkeit, sich mit individuellen Anliegen an das Volunteering@WU-Team oder an die Einrichtung selbst zu wenden – mit eventuell auftretenden Schwierigkeiten ist man keine Sekunde lang allein.

Das Lernbuddy-Programm als Lehr- und Lernmöglichkeit

Erklärtes Ziel des Programms ist die schulische Förderung von Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig habe ich jedoch erfahren, wie auch ich bei dem Programm wichtige soziale Kompetenzen erwerben konnte und mich weiterentwickelt habe. Die Kinder und Jugendlichen, die von Lernbuddys betreut werden, hatten und haben es in ihrem Leben nicht immer einfach. In meinem Fall bedeutet das konkret, dass die drei Geschwister, die ich betreue, in Syrien geboren wurden und erst seit drei Jahren in Österreich leben. Ihr Deutsch ist dementsprechend noch nicht so gut. Zugegebenermaßen ist es ziemlich frustrierend, wenn die Kinder versuchen mir etwas mitzuteilen und ich sie, aufgrund der sprachlichen Barriere, einfach nicht verstehe. Umso schöner ist es dann jedoch, wenn dann endlich die Kommunikation funktioniert. Dafür müssen beide Seiten viel Geduld und Durchhaltevermögen zeigen. Ich habe gelernt auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen und mich auch in Situationen mit hohem Stressfaktor als belastbar zu erweisen. Bei meiner Tätigkeit als Lernbuddy kann ich immer wieder wichtige kommunikative Kompetenzen anwenden und erweitere meine Empathiefähigkeit. Ich muss mich als zuverlässige Bezugsperson mit Vorbildfunktion behaupten. Für mein studentisches Leben bedeutet mein Engagement als Lernbuddy, dass ich mich gut organisieren muss, um alles unter einen Hut zu bekommen. Kurzum: Meine Tätigkeit als Lernbuddy fordert mich und ich kann in schwierigen Situationen gemeinsam mit den Kindern wachsen.

Foto Lernbuddy Carlotta Schwenk

 

 

Autorin: Carlotta Schwenk, Lernbuddy seit WiSe 2022/23