Studierende sitzen auf den Holzinseln vor dem D2

„Das Lernbuddy-Programm hat nicht nur ihr Leben bereichert, sondern auch meines.“

Als ich zum ersten Mal vom Lernbuddy-Programm hörte, war ich sofort begeistert von der Idee, Studierende mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen zusammenzubringen. Ich konnte jedoch nicht ahnen, welche bedeutende Rolle ich als Lernbuddy für die Kinder spielen würde.

In der Einrichtung Leo+H Erlöserkirche im 14. Bezirk traf ich auf ein aufgewecktes und neugieriges 8-jähriges Mädchen, das ich im Rahmen des Programms betreuen durfte. Unsere Beziehung entwickelte sich im Laufe des Semesters zu einer echten Freundschaft, die weit über die Hausaufgabenhilfe hinausging. Die Stunden mit ihr waren eine wunderbare und erfüllende Erfahrung. Ihre Energie und Begeisterungsfähigkeit waren ansteckend. Am Anfang war sie noch etwas schüchtern und zurückhaltend, doch mit jedem Treffen ist sie mehr aus sich herauskommen und hat sich mir immer mehr anvertraut. Bei einem Treffen hat sie mir sogar gesagt, ich sei wie eine große Schwester für sie.

Mehr als Lernen

Während meiner Zeit als Lernbuddy entwickelte ich kreative Strategien, um den Lernstoff für sie anschaulicher und interessanter zu gestalten. Wir spielten Lernspiele, malten zusammen oder haben gemeinsam gelesen. Doch unsere Treffen waren nicht nur von schulischen Aktivitäten geprägt, sie erzählte mir auch viel von sich und war interessiert mehr über mich und mein Leben zu erfahren. Dadurch erkannte ich nochmal deutlicher die Bedeutung von Empathie und Zuversicht, um ihr dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und an sich selbst zu glauben.

Das Lernbuddy-Programm war für mich nicht nur eine Möglichkeit, anderen zu helfen, sondern auch ein wertvoller Ausgleich zum universitären Alltag. Die Stunden mit ihr waren eine willkommene Abwechslung zu Vorlesungen und Seminaren, bei denen oft abstrakte Theorien im Mittelpunkt standen. Als Lernbuddy konnte ich meine pädagogischen Fähigkeiten weiterentwickeln, neue Lehrmethoden erkunden und gleichzeitig meine eigene Freude am Lernen wiederentdecken.

Einen Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit leisten

Die Erfahrung, als Lernbuddy tätig zu sein, hat mir eine neue Perspektive auf soziale Ungerechtigkeiten und Bildungsungleichheit gegeben. Ich wurde mir bewusst, wie privilegiert ich bin, Zugang zu hochwertiger Bildung zu haben, während viele Kinder benachteiligt sind und kämpfen, um ihr Potenzial zu entfalten. Diese Erkenntnis hat mir die Bedeutung solcher Programme, wie Lernbuddy, nochmal deutlicher gemacht, weshalb ich es auch nur jedem Studenten ans Herz legen kann sich sozial zu engagieren um anderen Menschen, die selben Chancen und Möglichkeiten zu gewähren, von denen man selbst profitieren durften.

Lernen fürs eigene Leben

Abschließend kann ich sagen, dass meine Zeit als Lernbuddy eine der wertvollsten Erfahrungen meines Studiums war. Das Lernbuddy-Programm hat nicht nur ihr Leben bereichert, sondern auch meines. Die Erfahrungen, die ich als Lernbuddy gesammelt habe, werden mich ein Leben lang begleiten. Es hat mich gelehrt, geduldig zu sein, auf die individuellen Bedürfnisse eines Kindes einzugehen und kreative Wege zu finden, um den Lernprozess spannend und motivierend zu gestalten. Es hat mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Kinder ihr volles Potenzial entfalten können.

Natürlich war die Arbeit als Lernbuddy war nicht immer einfach. Es gab Herausforderungen und Momente der Frustration, aber die positiven Erfahrungen, haben eindeutig überwogen. Ich bin dankbar für die Unterstützung und das Vertrauen, das mir von der Einrichtung und dem Lernbuddy-Programm entgegengebracht wurde. Ohne diese wertvolle Initiative wäre es mir nicht möglich gewesen, eine so bedeutsame Erfahrung zu machen.

Daher kann ich andere Studierende nur ermutigen und motivieren, sich ebenfalls als Lernbuddy zu engagieren. Es ist eine Chance, nicht nur anderen zu helfen, sondern auch sich selbst weiterzuentwickeln und ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen sozial benachteiligter Kinder zu gewinnen. Es ist eine Gelegenheit, positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen und einen nachhaltigen Unterschied im Leben von Kindern zu machen.

Zeichnung Buddykind

 

 

Autorin: Sophie Seiser, Lernbuddy im SoSe 2023