Studierende sitzen auf den Holzinseln vor dem D2

Das Glück, priviligiert zu sein

Was erwartet mich in der Einrichtung? Wie reagieren die Kinder auf neu dazu gekommene Lernbuddys? Wie sind die anderen Lernbuddys so drauf? Alles Fragen mit denen ich konfrontiert war, bevor ich meine Lernbuddytätigkeit im Mutter-Kind Haus Immanuel aufgenommen habe. Jedoch habe ich nach kurzer Zeit gemerkt, was mir für ein interessantes und lehrreiches Jahr bevorsteht, nicht nur durch die verschiedenen Rollen als Lernbuddy sondern auch durch die gemeinsamen Stunden sowie Ausflüge und Aktivitäten.

Wir Lernbuddys haben uns immer auf diese Treffen gefreut, da nicht nur die Kinder von der gemeinsamen Zeit profitiert haben. Die vielseitigen kulturellen Unterschiede, Nationalitäten und Religionen, Sitten und Gewohnheiten zwischen den Familien haben mich fasziniert und des Öfteren dazu aufgefordert, mich damit genauer auseinanderzusetzen. Persönlich hat mir aber am meisten das friedliche Miteinander und gegenseitige Helfen imponiert, völlig unabhängig von Nationalität und Hautfarbe der Personen.  

Eine meiner ersten Erkenntnisse der Lernbuddyzeit war die große Bereitschaft anderer Personen, den „sozial Schwächeren unserer Gesellschaft“ zu helfen und sie zu unterstützen. Es war wirklich toll, wie rasch wir aufgenommen und integriert wurden. Unsere Betreuerin hat uns immer perfekt auf die Aufgaben und Schwierigkeiten eingestellt und fungierte jederzeit als Ansprechperson.  

Ganz besonders in Erinnerung bleibt der „ehrenamtliche Abend“. Alle Helferinnen und Helfer wurden von den Familien des Hauses bekocht. Dies war eine tolle Möglichkeit sich auszutauschen und ein guter Beweis dafür, dass soziale Arbeit eine Sache für jede/n sein kann und auch sein sollte.   

Dankbarkeit, Lerneffekte und Akzeptanz

Ein schöner Aspekt, den ich während meiner Lernbuddytätigkeit erfahren durfte, war die große und ehrlich gemeinte Dankbarkeit im Haus Immanuel. Nicht nur die verantwortlichen Personen, sondern auch die Mütter der Kinder waren sehr dankbar und wussten unseren Einsatz zu schätzen. Am schönsten war aber zu erleben, wie dankbar auch die Kinder und Jugendlichen waren, wenn sie uns Lernbuddys teilweise schon vor der Haustüre abgefangen haben und es kaum erwarten konnten, gemeinsam Zeit zu verbringen.  

Das Glück privilegiert zu sein

Die wohl wichtigste und auch zugleich ungerechteste Erkenntnis meiner Tätigkeit im Haus Immanuel ist die Tatsache, dass ich das Glück habe, in einer gewissen Art und Weise privilegiert zu sein. Die persönliche Situationen, unserer oft teilweise schwer traumatisierten Kinder und Jugendlichen sind mit jenen von uns Lernbuddys einfach nicht zu vergleichen. Es ist nur allzu verständlich, dass sie manchmal schlecht drauf oder nicht bei der Sache waren, wenn man weiß, unter welchen Stresssituationen die Kinder leiden. Wie soll man sich die Zukunft dieser Kinder und Jugendlichen vorstellen, wenn von ihrem Schulerfolg die spätere Existenz ihrer eigenen Familie abhängen wird? Meine Tätigkeit als Lernbuddy hat mir auf jeden Fall geholfen, dankbar für meine bisherige Entwicklung zu sein und mich auch darin bekräftigt, genau deshalb etwas davon an solche Menschen zurückzugeben, die nicht diese privilegierte Situation vorgefunden haben.

Dominik

Autor: Dominik Bachstein