Eine Person liest eine spanische Tageszeitung

Gedenkjahr 1938/2018: Konzert und symbolische Rückgabe von Titel

20. November 2018

2018 jährt sich der „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich zum 80. Mal. Zu der politisch und rassistisch motivierten Verfolgung, mit dem der Nationalsozialismus ab 1938 gegen ihnen missliebige Personen vorging, gehörte auch der Entzug akademischer Grade. An der damaligen Hochschule für Welthandel waren davon nachweislich vier Personen betroffen. Am 28. November werden diese Personen gewürdigt, der Titel von Leopold Weiß symbolisch zurückgegeben sowie ein Gedenkkonzert veranstaltet.

Die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus brachte tiefgreifende Veränderungen mit sich. Reichsdeutsche Gesetze und Bestimmungen traten in Kraft und trafen Universitätsangehörige mit jüdischem Glauben mit voller Härte. Akademische Grade wurden aberkannt, auch vier Absolventen der damaligen Hochschule für Welthandel waren betroffen. In zwei Fällen wurden die Titel nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zuerkannt, in einem Fall gibt es widersprüchliche Aussagen, im Falle des Dfkm. Dr. Leopold Weiß (1893–1953) wurde der Titel des Diplomkaufmanns nachweislich nicht wieder zuerkannt. Anlässlich des Gedenkjahres und der Aufarbeitung ihrer Geschichte lädt die WU am 28. November zu einer Veranstaltung, im Zuge derer jene Personen gewürdigt werden, denen der Titel aberkannt wurde sowie der Titel von Leopold Weiß symbolisch posthum wieder zuerkannt wird. Für das stattfindende Gedenkkonzert hat Roman Grinberg eigens ein Programm gestaltet, das Klezmermusik mit jiddischen Liedern verbindet.

Kritische Auseinandersetzung mit Geschichte

„Die WU setzt sich seit geraumer Zeit kritisch mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte auseinander. Bereits 2012 wurde dazu ein großes Gedenkprojekt gestartet. Dessen Ergebnisse sind heute u.a. am Campus WU in Form eines Mahnmals für alle sichtbar. Das heurige Gedenkjahr hat die WU zum Anlass genommen, weitere Erkenntnisse des Projekts darzustellen. Zum Auftakt fand dazu die Präsentation des Buches „‘Säuberungen‘ an österreichischen Hochschulen 1934-1945. Voraussetzungen, Prozesse, Folgen“ statt. Zum Abschluss will die WU unter dem Motto ‚Gedenken für die Zukunft‘ ein Zeichen setzen – für ein respektvolles Miteinander, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Neben der Würdigung jener Personen, denen die Titel aberkannt wurden, sowie der symbolischen Rückgabe eines Titels findet dazu auch ein Gedenkkonzert statt“, sagt WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. Im Rahmen der Veranstaltung wird Johannes Koll, Mitarbeiter am WU-Institut für Wirtschaftsgeschichte und Leiter des Universitätsarchivs der WU, über die Bedeutung der Aberkennung akademischer Grade im Kontext der NS-Geschichte referieren. Die symbolische Rückgabe des Titels wird ein Nachfahre von Leopold Weiß in Empfang nehmen.

Bisherige Erkenntnisse

Neben dem 2012 gestarteten <link universitaet ueber-die-wu geschichte gedenkprojekt>Gedenkprojekt, dem Gedenkbuch der WU und dem Mahnmal in Form einer Kugel, die aus den Namen der Vertriebenen gebildet wird, begann bereits 2010 das <link bibliothek ueber-die-bib provenienzforschung>NS-Provenienzforschungsprojekt der Bibliothek, das 1.121 potentiell bedenklichen Erwerbungen identifizierte und bereits zu vier umfassenden Rückgaben an Erben führte.

Gedenkveranstaltung mit Titel Rückgabe und Konzert

Wann: 28. November 2018, 18 Uhr

Wo: Gebäude LC, Forum, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien

Eintritt frei

Pressekontakt:
Mag. Cornelia Moll
Pressesprecherin
el: + 43-1-31336-4977
E-Mail: cornelia.moll@wu.ac.at

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