Lächelnde Studentin lehnt an einem Spind

Neues Berufsbild: Feel Good Manager/in

16. Februar 2017

Ein brandneues Berufsbild, das aus den USA kommend derzeit auch in unseren Breitengraden Fuß fasst, ist der Feel­Good­Manager oder Joy­Manager.

Wir wissen ja, dass es für Unternehmen oft kein Kinderspiel ist, für ausgewählte Positionen geeignete Fachkräfte zu finden. Gerade im hochspezialisierten technischen Bereich werden regelmäßig internationale Expert/inn/en aufgenommen. Diese beherrschen oft weder die jeweilige Landessprache noch sind sie mit den bürokratischen und kulturellen Gegebenheiten ihres neuen Wohn- und Arbeitsortes vertraut. Hier kommt zum Beispiel der Feel-Good-Manager ins Spiel und hilft speziell bei persönlichen Themen wie bei der Wohnungssuche oder bei der Anmeldung des Autos.

Mitarbeiter/Innen binden und stolz machen

Warum hat Google in zahllosen Arbeitgeberrankings die Nase vorne? Bewerber/innen beziehen bei der Entscheidung für ein Unternehmen immer häufiger die weichen Faktoren ein. Gesucht werden Unternehmen, in denen man sich wohlfühlt. Und genau hier setzt das neue Berufsbild an: die Bindung qualifizierter Mitarbeiter/innen ans Team soll durch intensive Betreuung gefördert werden, Mitarbeiter/innen sollen sich als Teil einer großen Familie fühlen und stolz auf ihren Arbeitgeber sein.

Die konkreten Tätigkeitsfelder

Torsten Holstad, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig, betont, „… dass Feel-Good-Manager nicht nur zur Bespaßung der Mitarbeiter/innen da sind, sondern auch im Unternehmen aktiv werden und die Arbeitsbedingungen verbessern, Probleme ansprechen und sich für die Belange der Beschäftigten stark machen sollten.“ Zum Aufgabenbereich eines Feel-Good-Managers gehören die Einführung neuer Mitarbeiter/innen, die Erleichterung der Integration, das Erkennen und Beheben von Störungen, die durch menschliches Verhalten bestimmt sind, die Steigerung der Lebens- und Arbeitsqualität der Mitarbeiter/innen und die Steigerung des Wohlbefindens im Unternehmen. Konkret reicht dies von der Ausgestaltung des Onboardings für neue Mitarbeiter/innen bis zur Verantwortung des Sport- und Freizeitangebots von Unternehmen oder der Organisation von Teambuilding-Aktivitäten. Nach Holstad „kann damit ein wichtiger Beitrag zur Gestaltung guter Arbeitsbedingungen geleistet werden.“

Mehr als gute Laune

Auf Fred Gratzers Visitenkarte steht „Corporate Culture Coordinator“. Er ist seit einem Jahr bei willhaben.at dafür verantwortlich, für eine „positive, offene, lustige, unkomplizierte, wertschätzende, auf Teamgeist setzende, motivierende … Unternehmenskultur“ zu sorgen. Sein Ziel: „Engagierte Mitarbeiter/innen, die trotz hoher Ziele Spaß an der Arbeit haben“. Sein konkretes Tätigkeitsfeld setzt schon sehr früh an, nämlich beim Employer Branding. Er möchte potentiellen Mitarbeiter/inne/n ein Gefühl vermitteln „wie es ist, bei willhaben.at zu arbeiten“. Er gestaltet die Inhalte von Stellenausschreibungen und ist bei Bewerbungsgesprächen dabei. Dabei hat der Corporate Culture Coordinator die Aufgabe, zu erkennen, ob ein/e Bewerber/in zur Unternehmenskultur passt oder nicht. Später macht er jede/n neue/n Mitarbeiter/in in einem ausführlichen Einführungsgespräch mit der Unternehmens kultur und der Organisationsstruktur vertraut. Gratzer organisiert interne Feiern, gestaltet interne Wettbewerbe, führt Umfragen unter den Mitarbeiter/inne/n durch, wertet die Ergebnisse aus und engagiert sich für die Umsetzung abgeleiteter Maßnahmen. 

Vermittler/in zwischen Chef und Angestellten

Durch die gezielte Positionierung als Schnittstelle zwischen den einzelnen Mitarbeiter/inne/n und dem Unternehmen wirkt das Aufgabenspektrum des Feel-Good-Managers wie ein Hybrid aus Betriebsrat und Personalabteilung. In der Regel ist der Feel-Good-Manager in der HR-Abteilung oder als Stabstelle der Geschäftsführung angesiedelt, kann aber auch, wie im Fall von Gratzer, dem Marketing zugeordnet sein. Torsten Holstad fasst den Nutzen eins Feel-Good-Managers aus Unternehmenssicht folgendermaßen zusammen: „Der Feel-Good-Manager ist ein Ansatz, um Talente langfristig an ein Unternehmen zu binden, das heißt Reduktion von Fluktuation, Steigerung der Arbeitszufriedenheit und der Bindung an das Unternehmen. Dadurch, dass der Feel-Good-Manager die Mitarbeiter/innen bei alltäglichen Problemen unterstützt, können sich diese besser auf ihren Aufgabenbereich konzentrieren.“ Tatsächlich findet man das neue Berufsbild bislang primär im IT- und Start-up-Umfeld. Nach Holstad ist das darauf zurückzuführen, dass es in dieser Branche besonders schwer ist, geeignete Talente zu finden.

Das Qualifikationsprofil

Mit welchen Fähigkeiten qualifiziert man sich als Feel-GoodManager? Fred Gratzer hat sich zum Beispiel nach seinem Studium der Politikwissenschaften durch Berufserfahrung im Personalbereich und Ausbildungen im HR-Bereich zum systemischen Coach für das Berufsbild des Feel-Good-Managers qualifiziert. Holstad betont, dass ein Feel-Good-Manager ein/e gute/r Networker/in und Organisationstalent sein sollte, Freude am zwischenmenschlichen Umgang und den Mut haben müsste, sich auch gegenüber Führungskräften für die Mitarbeiter/innen einzusetzen. „Sie sollten offen auf Menschen unterschiedlicher Herkunft zugehen und gut zuhören können. Hilfreich sind auch eine lösungsorientierte Arbeitsweise und Kreativität.“ Klassische Karriereverläufe von Feel-Good-Managern lassen sich aufgrund der noch geringen Erfahrungswerte noch nicht beschreiben.

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