Lächelnde Studentin lehnt an einem Spind

Investment Banker/in: Krisen, Chancen und das große Geld

17. Februar 2018

Wenige Branchen haben in den letzten Jahren so tiefgreifende Verwerfungen und Änderungen erlebt wie es die Banken getan haben.

Die Finanzkrise ab 2007 hat nicht nur regulatorische Auswirkungen auf nationale und internationale Finanzhäuser bewirkt, sondern auch eine Verunsicherung unter vielen Bewerber/inne/n nach sich gezogen. Auf welchen Herausforderungen und Anforderungen sollten sich angehende Investment Banker einstellen?

Das Berufsbild

Bei der Studie „Students First Choice 2013“ gaben sieben Prozent der befragten Studierenden die Branche „Banking“ als Berufswunsch an. Aber wie ist es um das Berufsbild des Investmentbankers im Jahr 2014 bestellt? Aus unserer täglichen Beratungspraxis im ZBP wissen wir, dass Studierende den Begriff des Investmentbankers mehr mit „Krise“ als mit „Karriere möglichkeit“ assoziieren. Ganz unabhängig dieser Assoziationen gibt ein Experte Auskunft über die Aufgaben und Tätigkeiten als Investmentbanker. Klaus Vukovich, Head of Corporate Finance Advisory Austria & CEE bei der UniCredit Group erklärt: „Investmentbanking ist der Bereich, in dem Unternehmenskunden einer Bank bei M&A-Transaktionen, z. B. Fusionen, Unternehmenskäufen oder -verkäufen, und Kapitalmarktemissionen, z. B. Börsegängen und Anleihenemissionen, beraten werden. Dieser Bereich, in dem mit vertraulichen Kundendaten und Insiderinformationen gearbeitet wird, ist zu unterscheiden vom Kapitalmarktbereich einer Investmentbank, in dem auf Basis von öffentlichen Informationen Wertpapiere gehandelt, vertrieben oder analysiert werden.“

Eine Branche im Wandel

Die Branche ist in den letzten Jahren durch fundamentale Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen geprägt worden: „In den Boom-Jahren vor der Krise konnten auch kleinere Banken im Investmentbanking gute Erträge erwirtschaften. Das hat sich mit den massiven regulatorischen Änderungen für Banken (Basel III, EMIR) stark geändert.
Diese Barriere führt zu einer Konzentration des Investmentbanking-Geschäftes bei den Global Players der Branche (Deutsche Bank, JPM, etc.)“, erläutert Johann Aldrian, Head of Institutional Investors bei der Raiffeisen Bank International.Vukovich ergänzt, dass diese geänderten Rahmenbedingungen und die Finanzkrise zu einem starken Wandel in der Branche geführt haben. Ganze Institute, wie Lehman Brothers, sind verschwunden oder in größeren Organisationen aufgegangen und viele Banken haben ihren strategischen Fokus vom Investmentbanking weg verlagert und führen Investmentbanking nur mehr als Nebengeschäft zum eigentlichen Kerngeschäft – Private Banking, Commercial Banking oder Retail Banking.

Internationale Perspektiven

Für Absolvent/inn/en, die sich für den Bereich Investmentbanking interessieren, bedeutet dies, dass sie für ihren Berufseinstieg auch außerhalb Österreichs flexibel sein müssen. Stefan Pichler, Vorstand des Instituts Finance, Banking and Insurance gibt zu bedenken: „Sieht man von einigen ‚MiniBoutiquen‘ ab, gibt es in Österreich aktuell nur eine Investmentbank, die Raiffeisen Centro Bank, die soeben in die Muttergesellschaft fusioniert wird. De facto heißt das, dass der zukünftige Arbeitsplatz aller Voraussicht nach nicht in Österreich sein wird und die Anforderungen an die Mobilität der Bewerber/innen extrem hoch sind.“

Auch für Klaus Vukovich hat der Berufseinstieg außerhalb Österreichs stattgefunden. Nach Abschluss eines Jus-Studiums an der Universität Wien und Handelswissenschaften an der WU hat er seine Karriere am Finanzplatz London gestartet: „Im Jahr 2000 bin ich über das WU ZBP Career Center direkt bei Lehman Brothers eingestiegen. Bei Lehman gab es damals, wie bei den meisten Investmentbanken auch heute noch, ein ‚Graduate Programme‘, bei dem alle Anfänger/innen eines Jahrganges gemeinsam eingeschult werden. Der gemeinsame Start ist eine tolle Networking-Gelegenheit mit neuen Kolleg/inn/en aus der ganzen Welt, mit denen ich teilweise noch immer in engem Kontakt stehe.“

Flexibilität ist gefragt

Aus unserer täglichen Berufspraxis im ZBP wissen wir, dass von Absolvent/inn/en ein hohes Maß an Flexibilität gefordert wird. Ob in beratenden Berufen oder der Industrie, die effektive Arbeitszeit ist stark abhängig von aktuellen Projekten und der Auftragslage im Betrieb. Johann Aldrian sieht diesen Trend auch im Investmentbanking: „Ich denke es ist heute wie auch in anderen Branchen üblich, flexibel zu agieren. Im Handel hat man eher geregelte Arbeitszeiten – fängt früh gegen 7.30 Uhr an und geht dafür meist auch bereits gegen 18.00 Uhr aus der Bank. Im Emissionsbereich wie auch im M&A-Geschäft ist man hingegen sehr stark von den aktuellen Mandaten getrieben – d. h. wenn gerade ein Mandat durchgeführt wird, dann wird ein hoher Grad an flexibler Arbeitszeit erwartet.“

Perspektiven

Trotz der umfangreichen Änderungen des Berufsbildes finden die beiden Investmentbanker Aldrian und Vukovich auch heute noch genügend Gründe sich wieder für ihren Beruf zu entscheiden: „Im Investmentbanking arbeitet man an spannenden Projekten für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Ansprechpartner/innen sind oft Vorstände oder deren Strategieabteilungen und das Geschäft ist extrem international, das ergibt einen sehr abwechslungsreichen Alltag“, beschreibt Vukovich die positiven Seiten seines Berufs.Bewerber/innen, die ins Investmentbanking streben, erwartet ein vielfältiger Beruf in einem dynamischen Umfeld. Flexibilität – sowohl zeitlich als auch örtlich – ist gefragt. Denn das Berufsbild Investmentbanking bietet auch nach der Finanzkrise interessante Karriereperspektiven!

Wo ein Wille... Eine Karrieregeschichte

Lloyd Blankfein, Vorstand einer der führenden Investmentbanken der Welt, Goldman Sachs, hat es vorgemacht: Obwohl er zu Beginn seiner Karriere in den 80er Jahren bei den großen Investmentbanken abgelehnt wurde, ist er hartnäckig geblieben. Erst seine Tätigkeit im Rohstoffhandel verhalf ihm zum Durchbruch und Aufstieg zu einem der wichtigsten Manager in der Finanzbranche – schlicht da sein damaliger Arbeitgeber von Goldman Sachs aufgekauft wurde. Im Karriere-Blog des Unternehmens rät er heutigen Bewerber/inne/n: „Do something that’s for the next period of your life and don´t be obsessive about where it will take you in the longer term.“

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