Lächelnde Studentin lehnt an einem Spind

Consultant: Zwischen Dynamik und Leistungsdruck

19. Dezember 2017

Einerseits Abwechslung, Dynamik und die weite Welt, andererseits Arbeitsspitzen, Leistungsdruck und häufige Auslandsaufenthalte – alles Assoziationen mit Karrieren im Management-Consulting.

Berufswunsch Consultant

Neun Prozent aller WU-Absolvent/inn/en, die sich 2011 im ZBP Bewerber/innenpool eingetragen haben, streben eine Karriere im Consulting an. Eine Zahl, die sich seit 2006 nur wenig verändert hat und immer zwischen sieben und zehn Prozent schwankt. Welche Motive gibt es für Berufseinsteiger/innen, eine Karriere in der Managementberatung zu beginnen?

Strategische Entscheidungen von Anfang an

„Ein/e Berater/in bearbeitet wechselnde strategische Fragestellungen auf Augenhöhe mit dem Topmanagement des Kunden. Man lernt verschiedene Branchen kennen und übernimmt vom ersten Tag an Verantwortung für einzelne Teilprojekte“, erklärt Thomas Götzl, Principal und Recruiting Director bei BCG Wien. Gerhard Bittner, Manager bei A. T. Kearney, stimmt zu: „Der Beruf bietet ein äußerst vielfältiges Aufgabenspektrum in einer ganzen Reihe von Industrien und mit einem hohen Grad an Internationalität. Gerade junge Kolleg/inn/en wissen es besonders zu schätzen, Einblicke in Unternehmensbereiche oder Aufgabenstellungen zu bekommen, die man sonst nur als Führungskraft erhält.“

Doch trotz aller Attraktivität gilt es natürlich auch im Beratungsumfeld Herausforderungen zu meistern. „Berater/innen stehen tagtäglich vor neuen Herausforderungen – sowohl inhaltlich als auch persönlich. Consulting ist kein Nine-to-five-Job, daher gehören Arbeitsspitzen und Stresssituationen ebenso zum Berater/innenalltag wie häufige Reisen“, erklärt Götzl. Und auch Bittner betont: „Die Arbeitszeiten sind lang, man ist viel unterwegs und es werden immer Topleistungen verlangt. Man muss sich in einem Umfeld, das große Ansprüche stellt, wohlfühlen und unbedingt ein Teamplayer sein, da man bei der Projektarbeit sehr viel Zeit mit seinen Kolleg/inn/en verbringt.“

Familienfreundlich

Ja – wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter/innen durch Initiativen zur Förderung der Work-Life-Balance unterstützen. „Langsam, aber doch steigt auch der Anteil an weiblichen Mitarbeitern, jedoch würden wir uns einen größeren Andrang von Bewerberinnen erhoffen. Anscheinend empfinden viele den Berater/innenberuf als abschreckend, weil es sich um keinen klassischen Nine-to-five-Job handelt. Wir sind aber sehr bemüht, für alle Mitarbeiter/innen die Work-Life-Balance sicherzustellen“, betont Thomas Unterhuber, Human Resources Business Partner bei Capgemini. Und auch Thomas Götzl von BCG Wien unterstreicht die Bedeutung der Work-Life-Balance, die zum Beispiel durch Sabbaticals oder Teilzeitarbeit erreicht werden kann.

Über den Tellerand schauen

Trotz Wirtschaftskrise suchen Managementberatungen nach Mitarbeiter/inne/n. „Unsere Kunden werden immer anspruchsvoller. Und gerade in Zeiten der Krise gibt es häufig Transformationsprojekte, die ein aktives Change-Management erfordern“, so Unterhuber.

Das ist nicht weiter verwunderlich, erhoffen sich Unternehmen, die externe Berater/innen engagieren, doch vor allem neue Lösungsansätze für festgefahrene Situationen. Prof. Gerhard Speckbacher, Vorstand des Instituts für Unternehmensführung an der WU, erklärt: „Consultingunternehmen können zu vielen Fragestellungen branchenübergreifende Erfahrungen, frische Ideen und Methodenkompetenz einbringen und so der Betriebsblindheit entgegenwirken. Natürlich geht es oft auch darum, festgefahrene Positionen im Unternehmen durch den Blick von außen zu lösen und dadurch Bereitschaft für Veränderungen zu schaffen.“

Wer die Wahl hat, hat die Qual

In Österreich waren im Jahr 2011 laut WKÖ rund 13.900 Unternehmen in der Managementberatungsbranche registriert, darunter sowohl Global Player als auch KMU. „Große Consultingunternehmen haben ein größeres, zumeist sogar weltweites Repertoire an Erfahrungen und Wissen und decken insofern auch ein breiteres Spektrum von Branchen ab. Kleine Consultingunternehmen sind hingegen eher auf bestimmte Branchen, Regionen oder Funktionsbereiche spezialisiert und bringen hier häufig einen höheren Grad an spezifischem Wissen mit“, so Speckbacher. Aber ob Global Player oder familiäres Umfeld – Karrierechancen gibt es in beiden Strukturen.

Hohes Tempo und ständig Neues

Um in der Beratung langfristig erfolgreich und auch glücklich zu werden, braucht man eine bestimmte Persönlichkeit. Nicht jedem/jeder gefällt das hohe Tempo. Umgekehrt macht genau diese Dynamik für viele den Reiz des Consultings aus. „Berater/innen müssen in erster Linie lernwillig sein, weil sie in kurzer Zeit sehr viele Erfahrungen sammeln“, betont Thomas Unterhuber von Capgemini. Und auch Thomas Götzl von BCG Wien erklärt, dass durch herausfordernde Aufgaben ständig Neues gelernt wird: „Uns interessieren Menschen, die Eigeninitiative, Neugier und eine gute Auffassungsgabe mitbringen. Abstraktes, analytisches Denkvermögen und der solide Umgang mit Zahlen sind für die Arbeit als Berater/in ebenso wichtig wie Kommunikationsstärke und der unbedingte Wille, nachhaltig etwas zu bewegen.“

Dynamik und Verantwortung

Consulting fasziniert – und polarisiert. Man arbeitet an strategischen Entscheidungen namhafter Unternehmen mit, trägt schnell viel Verantwortung und ist im ständigen Austausch mit Kolleg/inn/en auf der ganzen Welt. Andererseits wird durch das hohe Tempo auch viel Einsatz verlangt, der häufig in Arbeitsspitzen resultiert. Wer Dynamik sucht, ist hier genau richtig. Und einer Bewerbung steht nichts mehr im Wege …

Karrierewege im Management Consulting

„Nach einem Masterstudium erfolgt der Einstieg in der Regel als Junior Consultant, bei entsprechender beruflicher Erfahrung auch als Consultant. Viele Beratungsunternehmen bieten Studierenden unmittelbar nach dem Bachelorstudium einen Karriereeinstieg an“, erklärt Speckbacher. Cornelia Wenny, Marketing und Event Manager bei Schwabe, Ley und Greiner, weist dezidiert auf die Vorteile einer Beratungs tätigkeit für den weiteren Karriereverlauf hin: „Als Consultant können Sie in den Jahren nach der Uni sehr viel lernen. Und auch wenn Sie nicht ewig in der Beratungsbranche bleiben möchten, sind Sie nach der Tätigkeit als Consultant für viele Unternehmen interessant.“

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