Wird es wieder Mega-Events geben?

01. März 2021

Antwort von Thomas Reutterer, Leiter des Instituts für Service Marketing und Tourismus

Chiara K.: Wie wird sich die Krise in den Bereichen Events und Veranstaltungen auswirken? Kann man in näherer Zukunft wieder Mega-Events mit Zuschauern erwarten?

Die Beantwortung der Frage hängt einerseits davon ab, was wir unter „näherer Zukunft“ verstehen wollen und zum anderen freilich, wie sich die derzeit leider noch immer permanent verändernden Rahmenbedingungen entwickeln. Die kurze Antwort lautet aber wohl: Mega-Events wird es in diesem Jahr wohl keine mehr geben; mit etwas Glück und innovativen Ideen aber vielleicht die einen oder anderen, unter „kontrollierten“ Bedingungen stattfindenden, kleineren Veranstaltungen. Letztere haben wir ja schon im vergangenen Sommer gesehen und mit geeigneten Hygiene-Konzepten, Abstandsregeln, einem sogenannten Reintesten, dem Nachweis eines Impf- bzw. Schutztiters – dem mittlerweile fast schon „Üblichen“ also – wird das in diesem Sommer wohl auch wieder möglich sein.

Online-Streaming und Home-Delivery-Modus

Aber ein Frequency-Festival - wie wir es kennen - wird es 2021 wohl keines geben. Dafür sind auch die Vorlaufzeiten für die diversen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten bereits zu weit fortgeschritten. Man darf nicht vergessen, dass im vorigen Sommer die Events alle bereits voll durchgeplant waren und im einen oder anderen Fall konnte da noch ab dem Frühjahr entsprechend adaptiert und abgespeckt werden. Heute befinden wir uns aber in einer Situation, dass viele Veranstalter ihre Planungsarbeiten für 2021 praktisch eingefroren haben oder aber, falls überhaupt, ausschließlich Online-Streaming und kleinskalierte Events einplanen. Viele Veranstalter haben von der Gastronomie gelernt und Kunst- und Kulturevents auf einen Home-Delivery-Modus umgestellt.

Relaunch der Veranstalter-Szene

Ich denke aber schon, dass wir als soziale Wesen auch in der "neuen" Normalität wieder Mega-Events und Massenzusammenkünfte sehen und einen Relaunch der Veranstalter-Szene erleben werden. Die spannende Frage ist freilich, ob dies dann dieselben Anbieter sein werden und welche Veranstalter den ökonomischen Schock überhaupt überleben werden. Generell bieten solche existenziellen Krisen aber auch hier wie in vielen anderen Branchen die Chance für Innovationen und die Entwicklung neuer, nachhaltiger(er) Konzepte, anstatt danach einfach wieder zur üblichen Tagesordnung zu übergehen.

Konkurswelle droht

Entscheidend für das betriebswirtschaftliche Überleben vieler Veranstalter im Jahr 2020 dürfte zunächst einmal die Gutscheinlösung gewesen sein. Das war enorm wichtig für die Liquidität der Betriebe. Vieles in der nahen Zukunft wird nun auch davon abhängen, wie es hier weitergeht. Werden die Laufzeiten dieser Gutschriften verlängert? Gibt es hier auch eine allfällige Staatshaftung? Mit den Gutscheinen verhält es sich ja wie mit Verbindlichkeiten, falls diese im großen Stil aufgelöst werden müssen, droht eine Konkurswelle. Falls Sie in näherer Zukunft also wieder Mega-Events von denselben Veranstaltern sehen wollen tun Sie gut daran, auf Gutscheineinlösungen zu verzichten und damit indirekt auch die Kulturbranche zu unterstützen.

Live-Großveranstaltungen 2022

Bei etwas Glück mit dem weiteren Verlauf der Pandemie und einer zügigen Verbesserung des Immunitätsstatus weiter Bereiche der Bevölkerung werden wir dann hoffentlich 2022 wieder Großveranstaltungen live genießen können.

Thomas Reutterer, Leiter des Instituts für Service Marketing und Tourismus

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