Wie wird sich die Corona-Krise auf Beschäftigung und Einkommen auswirken?

11. Mai 2020

Antwort von Harald Oberhofer, Professor am Institute for International Economics.

Alyeen S.: Wie wird sich die Corona-Krise auf Beschäftigung und Einkommen auswirken?

Harald Oberhofer, Professor am Institute for International Economics:

Für eine abschließende Antwort auf diese Frage ist es noch zu früh. Im Moment muss man allerdings bereits deutliche Folgen am österreichischen Arbeitsmarkt feststellen. Laut einer aktuellen Studie von KollegInnen am österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) sank die Zahl an unselbstständig Beschäftigten im März (im Vergleich zum März 2019) um rund 187000 Personen, was einem Minus von 5% entspricht. Einen so deutlichen Rückgang gab es in Österreich seit 1952 nicht mehr. Gleichzeitig stiegt die Arbeitslosigkeit bis Ende März um rund 200000 Personen. Durch das aktuelle Kurzarbeitsmodell, in dem sich Ende März rund 600 000 Personen befanden, konnte ein noch stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden.

In Bezug auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Österreichs zeichnen die aktuellen Prognosen leider auch ein düsteres Bild für das aktuelle Jahr. Der Internationale Währungsfonds geht für Österreich von einer jährlichen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts von -7% aus. Im Vergleich hierzu war im Zuge der Finanzkrise des Jahres 2009 das österreichische BIP „lediglich“ um rund 3,6% geschrumpft. Die aktuellen Vorzeichen für die Entwicklung der Beschäftigung und der Einkommen stehen also schlecht, so schlecht wie schon lange nicht mehr.

Da sich sowohl die österreichische also auch die globale Wirtschaft (trotz Brexit und Handelskonflikten) vor dem Ausbruch der Corona-Krise relativ robust entwickelt hatte, gibt es die Hoffnung einer relativ schnellen Erholung nach dem Ende der Pandemie. Hierzu ist es jedoch wichtig die Einkommen während der Krisenzeiten soweit wie möglich zu stabilisieren und die Unternehmen vor der Insolvenz zu bewahren, denn bei deutlich niedrigeren Einkommen würde der Konsum einbrechen, bei einer Masseninsolvenz würde das gewünschte Angebot an Waren und Dienstleistungen (und die Einkommen der MitarbeiterInnen) ausfallen. Die Rettungspakete und die Geldpolitik der europäischen Zentralbank versuchen diese Stabilisierung zu erreichen und den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten. Österreich als kleine und offene Volkswirtschaft ist im Import und Export jedoch auch maßgeblich von der wirtschaftlichen Entwicklung unseren europäischen Nachbarländern sowie den USA und China, usw. abhängig. Die Antwort auf die Frage wie schnell wir uns nach überwundener COVID-Krise wirtschaftlich erholen können, hängt also auch damit zusammen wie „gut“ unsere Nachbarn die Krise bewältigen werden. Aus heutiger Sicht geht der Internationale Währungsfonds davon aus, dass Österreich im Laufe des Jahres 2022 das Wirtschaftsniveau des Jahres 2019 erreichen könnte. Bis dahin aber vielleicht auch länger sind die Beschäftigungs- und Einkommensaussichten leider nicht rosig.

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