Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf zukünftige Lernmethoden?

01. April 2020

Antwort von Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik.

Kerstin F.: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf zukünftige Lernmethoden? Zeigt eine temporäre Umstellung wie diese, Redundanz von Face2Face Kommunikation oder festigt diese die Signifikanz von direktem Austausch von Menschen?

Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik:

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus hat Lehrende an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen von einem Tag auf den anderen gezwungen, die geplante Lehre zur Gänze auf Distance Learning umzustellen. Texte, Präsentationen, Videos und Aufgaben online zu stellen und damit den Lernenden zu ermöglichen, ortsunabhängig zu lernen und zu arbeiten hat schon seit einigen Jahren unsere Lehre in den Hörsälen ergänzt, nun aber findet die Lehre plötzlich ausschließlich auf diese Weise statt.

Das führt einerseits dazu, dass wir uns noch viel mehr als bisher mit allen Möglichkeiten für Distance Learning auseinandersetzen und sie – je nach Lernziel auf unterschiedliche Art und Weise – einsetzen. Dadurch werden viele Potenziale genutzt: zeit- und ortsunabhängiges Lehren und Lernen, Nutzung interaktiver Lernangebote im Internet genauso wie Online-Meetings, in denen man sich austauschen und einander Feedback geben kann. Wenn Distance Learning gut auf die Lehr-/Lernziele abgestimmt ist und benutzungsfreundlich aufbereitet ist, ist auch die Akzeptanz gegeben. Das funktioniert vor allem bei Wissensvermittlung in der Regel sehr gut. Wenn es um Interaktion und persönliche Auseinandersetzung miteinander geht, ist es vergleichsweise anspruchsvoller in der Umsetzung. Bestimmt lernen viele Lehrende in dieser Zeit die vielfältigen Möglichkeiten schätzen und werden sie auch in Zukunft weiterhin nutzen – in größerem Ausmaß und mit mehr Routine als bisher.

Andererseits wird aber auch erkennbar, dass dieser Lern- und Arbeitsweise auch Grenzen gesetzt sind. Es stellen sich Fragen wie zum Beispiel: Wie lange kann ich konzentriert am Bildschirm arbeiten? Wie gut kann ich meine Lernenden kennenlernen, sie motivieren und zu Fragen anregen, wenn ich sie niemals persönlich treffe? Wie kann ich Präsentationen der Studierenden, darauf abgestimmtes Feedback, Diskussion der Studierenden im Distance Learning genauso gut umsetzen wie in der Präsenzlehre im Hörsaal? Wie kann ich prüfen und feststellen, dass die Lernenden die Lernziele erreicht haben?

Und nicht zuletzt die technische Unsicherheit: Wird immer alles gut funktionieren, und was passiert, wenn ich einmal keine Verbindung habe, nicht antworten kann, nichts hochladen kann?

Insgesamt schätze ich es also so ein, dass Distance Learning in Zukunft in der Lehre einen viel größeren Stellenwert haben wird als bisher. Allerdings werden wir auch die Präsenzlehre im Hörsaal und den persönlichen Kontakt mit den Studierenden wieder zu schätzen und vielleicht auch noch besser zu nutzen wissen als bisher.

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