Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Robert Eisler

Geistesverwandte II: Robert Eisler (1882-1949)

Der Österreicher Robert Eisler veröffentlichte 1932 eine Schrift mit dem Titel „Stabiles Geld – Das Heilmittel für die ökonomische Weltkrise“. Das Vorwort dazu verfasste Vincent Vickers, Direktor der Bank of England. Gemeinsam mit Führungspersonen der britischen Zentralbank und dem renommierten US-Ökonomen Irving Fisher bemühte sich Eisler um die Gründung einer „Stable Money Association“.
(Bildquelle: Porträt erstellt von D. Kostov, Pierre Ramus-Archiv, Wien)

In Wien geboren, studierte Robert Eisler im Hauptfach Kunstgeschichte. Nach seiner Promotion 1905 entwickelte er eine rege Publikationstätigkeit in den Bereichen der Kultur- und Religionswissenschaften, der Archäologie und der Wirtschaftswissenschaften. Seine Studien zur Werttheorie erschienen 1902. Im Ersten Weltkrieg Offizier eines österreichischen Infanterieregiments, trat er nach dem Kriege eine Stelle beim Völkerbund an. Der Universalgelehrte hielt Gastvorlesungen an zahlreichen europäischen Universitäten, u. a. an der renommierten Sorbonne in Paris. Als Mitglied der britischen „Royal Economic Society“ publizierte er überwiegend in Englisch und wurde so international mehr wahrgenommen als in seinem Herkunftsland. 1924 veröffentlichte er eine Geschichte des Geldes, in der er sich auch mit zeitgenössischen geldreformerischen Konzepten kritisch auseinandersetzte. Für seine spätere Beschäftigung mit den Themen Festwährung und Geldumlaufgeschwindigkeit scheint er jedenfalls einige gedankliche Impulse durch das Programm Silvio Gesells erhalten zu haben. 1931 erschien sein Buch „The Money Maze. A Way out of the Economic World Crisis“, im Jahr darauf „Stable Money. The Remedy for the Economic World Crisis“. Eisler kann zur Schule der sogenannten Unterkonsumtionstheoretiker gezählt werden. Er geht davon aus, dass die Welle technischer Rationalisierungen in den ersten Jahren der Zwischenkriegszeit zu einer wesentlichen Verbesserung der Produktionsleistung beigetragen habe. Die soziale Ungleichheit sei jedoch bestehen geblieben, insbesondere hätte das niedrigere Lohnniveau eine Anpassung der Nachfragegegebenheiten an den erhöhten Output verhindert. Bezogen auf die dramatische Situation der 1930er Jahre erkennt er damit ein krisenverschärfendes Moment. Überzeugt davon, dass für verschiedene Geldfunktionen unterschiedliche Zahlungsmittel bereitgestellt werden sollten, entwickelte Eisler einen Vorschlag zur Krisenbewältigung, der im Wesentlichen auf die Installierung einer Parallelwährung hinauslief. Neben einem „Bank Money“ – das als stabile Geldform (mit festem, auf den Einzelhandelspreisindex bezogenem Wert) den internationalen Handelsaustausch sichert – sollte mittels eines sogenannten „Current Money“ ein weiterer monetärer Kreislauf für die täglichen Transaktionen geschaffen werden, der ausreichend Spielraum für eine aufstrebende Entwicklung der Binnenwirtschaft gewährleistet. Vorbildwirkung hatte für Eisler vermutlich auch die Währungsreform in Deutschland 1923/24. Um die damalige Hyperinflation zu beenden, wurde zunächst die mit Sachwerten gedeckte Rentenmark eingeführt, ergänzt wenig später durch die neue Reichsmark, die als Goldkernwährung einer fiktiven Absicherung unterworfen war. Der Gedanke eines differenziert ausgestalteten multifunktionalen Währungssystems hat bis heute seine Zugkraft beibehalten. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich geriet Eisler, der einer jüdischen Familie entstammte, in den Terrorapparat des NS-Regimes. Mitte des Jahres 1938 wurde er ins KZ Dachau eingeliefert, um anschließend nach Buchenwald überstellt zu werden. Nur durch internationale Proteste und nach monatelangem Tauziehen gelang es, Eisler wieder freizubekommen und ihm die Emigration nach Großbritannien zu ermöglichen. Hier wirkte er bis zu seinem Ableben an der Universität Oxford.

Literatur:
  • Willem H. Buiter; Nikolaos Panigirtzoglou: Overcoming the Zero Bound: Gesell vs. Eisler. Discussion of Mitsuhiro Fukaoʼs „The effects of ‚Gesell‘ (Currency) Taxes in Promoting Japanʼs Economic Recovery“, in: International Economics and Economic Policy, (2) 2-3/2005, 189-200.

  • Hugh T. N. Gaitskell: Four Monetary Heretics, in: George D. H. Cole (Ed.): What Everybody wants to know About Money: a Planned Outline of Monetary Problems, London 1933, 401-412.