Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Hugo Mayer

Einer der zentralen Akteure der Wiederaufbaugeneration: Hugo Mayer (1886-1963)

Wie sich anhand vorliegender Dokumente belegen lässt, intensivierten sich verschiedene Untergrundkontakte zwischen den Anhängern der Freiwirtschaft ab Mai 1943. Zu Beginn des Jahres hatte die deutsche Armee in Stalingrad eine verheerende Niederlage erlitten, sodass 1943 als das Jahr der Kriegswende zugunsten der Anti-Hitler-Koalition gilt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren die „Trümmer der FFF-Bewegung“ (Franz Prankl) so weit eingesammelt, dass eine rasche Wiedererrichtung organisatorischer Strukturen möglich wurde.
(Bildquelle: Vorarlberger Landesarchiv, Bregenz)

Hugo Mayer kam im steirischen Murtal als Kind einer einfachen Handwerkerfamilie zur Welt. Nach der Grundschule absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer, um anschließend als Wandergeselle zahlreiche Länder in Mitteleuropa und im skandinavischen Raum kennenzulernen. Dabei entwickelte er nicht nur eine Sensibilität für die Anliegen der Arbeiterschaft, auch der künstlerische Sektor interessierte ihn zunehmend. Im vorarlbergischen Dornbirn sesshaft geworden, gründete er gemeinsam mit seiner ersten Frau die Buchdruckerei Hugo Mayer und Co. Politisch war er zuvor schon tätig geworden. Anfang November 1918 zog er als Vertreter der Sozialdemokratie (Mitglied seit 1916) in den Vorarlberger Landtag ein und verblieb dort bis Mitte Juni 1919. Innerhalb der provisorischen Landesversammlung arbeitete er im volkswirtschaftlichen Ausschuss mit. Als sich nach dem Börsencrash in New York 1929 die krisenhafte Situation in Österreich zuspitzte, war auch der Betrieb Mayers betroffen. Mit der Verbreitung erster Erfolgsmeldungen im Zusammenhang mit den antizyklischen Maßnahmen der Gemeindeverwaltung Wörgl wurde Mayer auf die Freiwirtschaftslehre aufmerksam. Er begann den Österreichischen Freiwirtschaftsbund zu unterstützen und übernahm die Herstellung des Organs „Die Freiwirtschaft“. Mit Bedauern musste er aber während der 1930er Jahre erkennen, dass in Österreich die Anliegen der Arbeiterschaft immer mehr übergangen wurden. In der NS-Zeit geriet der überzeugte Antifaschist ins Visier der Gestapo. Als gegen Kriegende die Schikanen lokaler Parteifunktionäre unerträglich wurden, versuchte er sich zu entziehen, indem er sich versteckte. Unmittelbar nach dem Ende der NS-Herrschaft wieder voll im Tagesgeschehen, wurde er mit Zustimmung der französischen Besatzungsmacht Mitglied der provisorischen Gemeindevertretung in Dornbirn. Die gesamte Wiederaufbauphase hindurch entwickelte er sein Unternehmen erfolgreich weiter und unterstützte freiwirtschaftliche sowie pazifistische Aktivitäten, wobei er mit dem Wehrmachtsdeserteur August Weiß (1921-2008) zusammenarbeitete. Im Verlag Hugo Mayer erschien unter anderem die Schrift von Professor Johannes Ude „Du sollst nicht töten!“ (Dornbirn 1948). Eine schwere Erkrankung zwang Mayer jedoch in der Folge zum vollständigen Rückzug aus Politik und Geschäftsleben. Seine Übersiedlung auf die Kanarischen Inseln brachte ihm nicht die erhoffte Linderung, sodass er nach Dornbirn zurückkehrte, wo er kurz nach seiner Ankunft verstarb.

Literatur:
  • Werner Bundschuh: August Weiß (1921-2008): Moorsoldat Nr. 503/41. „Es soll keiner mehr das erleben, was ich erlebt habe“, in: Hanno Platzgummer; Karin Bitschnau; Werner Bundschuh (Hg.): „Ich kann einem Staat nicht dienen, der schuldig ist …“ Vorarlberger vor den Gerichten der Wehrmacht, Dornbirn 2011, 37-49.

  • Eugen Hepp: Der Buchdrucker und Verleger Hugo Mayer. Von der Sozialdemokratie zur Freiwirtschaft, in: Dornbirner Schriften. Beiträge zur Stadtkunde 33/2007, 165-188.