Die Vortragende richtet ihren Blick auf die Studierenden im Seminar.

Warum das Sprachenlernen mit einer App oft nicht den gewünschten Fortschritt bringt

frau mit laptop

Apps zum Sprachenlernen sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Ob in der U2 am Weg zum Campus, in der Mittagspause oder am Abend auf der Couch – eine Sprache zu lernen war noch nie so einfach, oder? Doch wer sich allein auf eine der zahlreichen Apps verlässt, stellt oft schnell fest, dass die Fortschritte ausbleiben – und das trotz eines „Streaks“ von hundert und mehr Tagen. Warum ist das so? Hier sind einige Gründe, warum Apps allein nicht immer die beste Lösung sind – und wie du sie sinnvoll ergänzen kannst.

1. Fehlende Kommunikation mit echten Menschen

Eine der größten Schwächen von Sprachlern-Apps ist, dass sie keine authentische Kommunikation bieten können. Selbst wenn die App Dialoge simuliert oder KI-Gesprächspartner integriert, fehlt der Austausch mit echten Menschen. Und da Lernen für uns auch eine soziale Angelegenheit ist, funktioniert das dann mit der App nicht so gut.  Denn gerade das spontane Sprechen und Verstehen in echten Gesprächen der Schlüssel zum Erfolg. Ohne diese Übung bleiben viele Lernende sprachlich blockiert, sobald sie tatsächlich mit Muttersprachler/innen kommunizieren sollen.

2. Einseitiger Fokus auf Lesen/Hören sowie Vokabeln/Grammatik

Viele Apps setzen stark auf das Lernen von Vokabeln und die Wiederholung von Grammatikregeln. Das ist zwar wichtig, reicht aber nicht aus. Noch dazu werden in erster Linie die rezeptiven Fähigkeiten Hören und Lesen trainiert. Sprachenlernen ist aber mehr als das: Es geht um Kontext, kulturelles Verständnis, , Aussprache und Schreibfähigkeiten. Apps allein können diese Vielseitigkeit nicht abdecken.

3. Fehlende Individualisierung

Obwohl viele Apps behaupten, personalisiertes Lernen zu bieten, bleiben sie oft recht allgemein. Deine individuellen Schwächen – sei es bei der Aussprache, der Satzstruktur oder dem Tempo – werden nicht immer erkannt oder gezielt trainiert. Professionelle Lehrkräfte hingegen können auf deine spezifischen Bedürfnisse eingehen und dir genau dort helfen, wo du es brauchst.

4. Motivation bleibt oft auf der Strecke

Am Anfang macht das Lernen mit einer App Spaß, vor allem, wenn du Abzeichen oder Punkte sammelst. Doch der Motivationsschub hält oft nicht lange an. Ohne regelmäßige Ermutigung, wie sie ein Sprachkurs oder eine Tandempartnerin bietet, ist es leicht, die App nach ein paar Wochen beiseitezulegen.

5. Kein Eintauchen in die Sprache

Apps können dir nicht die Möglichkeit bieten, wirklich in die Sprache einzutauchen. Das Hören von Podcasts, das Lesen von Büchern oder das Schauen von Filmen in der Fremdsprache sind essenziell, um ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Apps bleiben hier oft eindimensional und bieten wenig Abwechslung.

6. Keine Rückmeldung zu Aussprache und Fehlern

Ein weiteres Problem ist die fehlende oder eingeschränkte Rückmeldung. Auch wenn einige Apps Aussprache-Übungen anbieten, sind diese oft nicht präzise genug. Ein Sprachlehrer oder eine Sprachlehrerin hingegen kann dir direktes Feedback geben, dir erklären, warum ein Fehler passiert ist, und dir helfen, ihn zu vermeiden.

7. Geringer praktischer Nutzen im Alltag

Apps arbeiten häufig mit isolierten Sätzen oder Aufgaben, die im Alltag kaum Verwendung finden. Das Gefühl, die Sprache tatsächlich anwenden zu können, bleibt oft aus. Gespräche, Diskussionen oder das Erzählen von Geschichten – das, was echte Sprachkenntnisse ausmacht – wird selten trainiert.

Wie kannst du Apps trotzdem sinnvoll nutzen?

Das heißt nicht, dass Apps komplett nutzlos sind. Sie können eine tolle Ergänzung zu einem Sprachkurs oder anderen Lernmethoden sein. Hier ein paar Tipps, wie du das Beste aus ihnen herausholst:

  • Nutze Apps, um Vokabeln zu lernen oder Grammatik zu wiederholen.

  • Kombiniere sie mit realen Kommunikationsmöglichkeiten, z. B. Tandempartner/innen oder einem Sprachkurs.

  • Setze dir klare Ziele und integriere die App in deine tägliche Lernroutine.

  • Ergänze das Lernen mit authentischen Materialien wie Büchern, Filmen oder Podcasts.

Fazit:

Sprachlern-Apps sind ein praktisches Tool, aber sie sind kein Ersatz für das aktive und vielseitige Lernen einer Sprache. Kommunikation, kulturelles Verständnis und echtes Eintauchen in die Sprache – all das können Apps nicht ersetzen. Wenn du sie jedoch als Teil eines größeren Lernplans nutzt, können sie dir helfen, auf dem Weg zur Sprachbeherrschung schneller voranzukommen. Also: Apps ja, aber bitte nicht allein!

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