Yin & Yang als Basis für eine erfolgreiche Lernstrategie
Wenn du ans Lernen denkst, wie sieht dein Lernmodell aus? Siehst du ein einfaches Input-Output-Modell, dass was in den Kopf rein soll und dann bei der Prüfung möglichst komplett wieder raus?
Dieser Blogartikel ist eine Einladung an dich, Lernen neu zu denken. Und zwar das Lernen und Verstehen als Verdauungs- und Integrationsprozess, der Yin & Yang-Elemente beinhaltet.

Dann lass uns mal loslegen: Ohne viel nachzudenken, wie würdest du Lernen als körperlichen Vorgang beschreiben? Wo beginnt das Lernen? In dem Moment, in dem du in der Vorlesung oder im Seminarraum sitzt und die Dozentin zu sprechen beginnt? Oder in dem Moment, wo du dich in der Bib für eine Lernsession hinsetzt?
Und welche Phasen durchläufst du beim Lernen? Ist Lernen ein Prozess des reinen Input Aufnehmens und bei der Prüfung wieder abliefern und damit ist es getan? Wie viel Zeit brauchst du, um den kognitiven Input einer Lernsession zu integrieren und zu verdauen? Nimmst du dir überhaupt Zeit für letzteres?
Geht lernen so?

Dieses Wissen-rein-Wissen-raus Modell sieht einfach (vielleicht zu simlifiziert) aus, oder? Wenn Lernen so einfach ginge, warum tun sich viele von uns dabei so schwer? Wir sind komplexe Wesen, und so eindimensional funktioniert eigentlich nichts in unserem Körper. Irgendwie muss es doch möglich sein, Lernen anders zu denken. Dann lasst uns mal was Neues ausprobieren…
Sieht Lernen als Prozess des Verstehens und Verdauens eher so aus?

Wenn wir die Analogie des Verdauens nehmen, steht zuerst die Nahrungsaufnahme an. Wir greifen zum Apfel (oder zur Schokolade), kauen und schlucken. Diese Phase entspricht dem Lesen, Notizen machen, Zusammenfassen, mit KollegInnen drüber sprechen, Karteikarten schreiben, Mindmaps erstellen oder Musterklausuren machen. Das ist der Teil, zu dem wir uns aktiv und bewusst entscheiden.
Wenn das Nahrungsmittel deiner Wahl (Schokolade, oder?!) diesen aktiven Prozess abgeschlossen hat und der Brei durch den Magen durch ist, gibt’s keinen Weg zurück mehr. Das Essen muss durch den Darm. Der passive Teil des Verdauens, das Integrieren und Loslassen beginnt. Der Darm besteht übrigens aus glatter Muskulatur, die wir nicht aktiv ansteuern können. Sie funktioniert nur gut, wenn wir Ruhe geben und sie für uns werken lassen.
Hier passiert etwas Wesentliches: das Aufspalten in die Einzelteile, das Reorganisieren und Integrieren. Hier entscheidet dein Körper, was relevante Spurenelemente sind und aufgenommen werden will, und was durch dich durchflutschen darf, weil’s nicht so relevant ist oder gerade nicht gebraucht wird.
Und dieser Teil kommt meiner Erfahrung nach viel zu kurz, weil er so aussieht als ob wir nichts täten. Nach dem aktiven Aufnehmen und verarbeiten, tut dein Gehirn (ja, auch dein Gehirn ist Teil deines Körpers!) sein übrigens, während du eine Runde spazieren gehst, schläfst oder dir was Gutes kochst. Das heißt beim Schlafen oder in den Pausen, wo du in der Wiese liegst und in den Himmel starrst und nicht mental aktiv bist, laufen im Hintergrund viele Prozesse des Verdauens und Integrierens auf allen Ebenen ab.
Und wenn diese scheinbar passive Phase auch genügend Platz hat (das hat nichts mit Prokrastinieren zu tun), sind Kopf und Körper wieder bereit, neuen Input aufzunehmen.
Aber wo beginnt das Lernen jetzt eigentlich?
Diese Frage hatten wir ganz am Anfang schon, gell! Und ich möchte dir meine Antwort nicht schuldig bleiben.
Ich bin der Meinung, dass Lernen beim Bedürfnis oder der Motivation beginnt. Du greifst ja auch nicht zum Schokoriegel, ohne Gusto drauf zu haben. D.h. eine Möglichkeit den Beginn des Lernprozesses zu verorten, ist bei deiner Motivation, deinem inneren Bauchgefühl oder dem Herzenswunsch, warum du etwas tust. Das klingt komisch für dich in Bezug auf Prüfungen?
Man muss AMC2 nicht lieben, um die Prüfung gut zu bestehen.
Dass das Leben und wir Menschen komplex sind, hatten wir schon. Und zur Komplexität des Erwachsenseins gehört dazu, dass frau vielleicht nicht jeden einzelnen Schritt am Weg gerne macht (unliebsame Fächer, anyone?), aber am Ende doch gerne ihren Abschluss hat und einem Beruf nachgehen, zu dem frau sich berufen fühlt. Wenn die Motivation für kleinere Dinge nicht da ist, hilft es manchmal, sich ans große Ganze zu erinnern.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass du im Laufe deines Studiums, die ein oder andere Lehrveranstaltung hast, die dir nicht liegt oder dich nicht unbändig interessiert. Dennoch kannst du dir bewusst machen, warum du sie bestehen willst. Auf diese Weise ehrlich mit dir selbst zu sein, ist eine Option, die Motivation zu finden, auch für diese Prüfung zu pauken oder Recherche für ein Paper gut zu erledigen.
Für effektives Lernen braucht es Yin & Yang
Wie geht’s dir jetzt, wenn du an Lernen denkst? Etwas weniger schlechtes Gewissen, wenn du dir auch genug Pausen und Auszeiten nimmst? Mir gefällt es, das Lernen mit dieser Brille des Verdauens und Integrierens zu betrachten. Es macht sehr deutlich, dass wir im Lernprozess aktive und passive Phasen durchlaufen und dass beide gleich wichtig sind, um effektiv und nachhaltig zu lernen.
Wenn dir dieser Zugang zu Lernen gefällt, habe ich Zum Abschluss habe noch ein paar Anhaltspunkte, an denen du im kommenden Semester deine Lernstrategie ausrichten kannst:
3 + 1 Tipps: Was kann ich tun, um meine Lernsessions wirkungsvoller zu gestalten?
Beginne beim Bedürfnis.
Wenn du klar hast, wofür du lernst und was deine persönliche Motivation ist, stellt der Körper auch die notwendige Energie bereit, um beim Lernen wach und aufnahmefähig zu sein.Verdauliche Happen einteilen.
Zu viel und zu lange auf einmal überfordert unseren Kopf und unseren Körper schnell. Plane für dich gut verdaubare Einheiten, sowohl was Inhalt als auch Zeitdauer angeht, damit es mit dem Integrieren auch besser klappt.Pausen fürs Nichtstun einplanen.
Nichts tun, heißt nicht, dass dein Gehirn und dein Körper nicht für dich arbeiten. Bewusst Auszeiten vom Büffeln zu nehmen, macht dich zu einer/einem effektiver*en Lerner*in.
Und der extra Tipp, der regelmäßig aufs Neue überprüft werden will:
Entdecken mit dir selbst, wann es genug ist.
Deine Tagesverfassung und dein Leistungsvermögen variieren von Tag zu Tag, vielleicht sogar innerhalb eines Tages. Das hängt davon ab, wie gut du geschlafen hast und ob du dich noch von einer Verkühlung erholst oder körperlich top fit bist. Auch deine Beziehungen und wie harmonisch oder herausfordernd die gerade sind, können sich darin spiegeln, wie viel Aufmerksamkeit und Konzentration gerade fürs Lernen noch zur Verfügung stehen.
Deshalb ist es hilfreich, dich in regelmäßigen Abständen zu fragen: Ist es schon genug? Und: Was brauche ich jetzt gerade?
Der Schwerpunkt des Student Counselling Programms für das Sommersemester liegt auf dem Thema Study Skills. Im März hast du die Möglichkeit deine Kompetenzen in diesem Bereich um neue Ideen und praktische Herangehensweisen bei den folgenden Gruppenveranstaltungen zu stärken.
Mein effektiver und realistischer Wochenplan | Präsenz-WORKSHOP | 13. März 2023, 12:30 – 15:00 Uhr | mit Daniela Razocher.
Leichtigkeit & Effizienz | SKILL SESSION | 15. März 2023, 11:00 – 12:00 Uhr | mit Daniela Razocher.
Lernstrategien & Lerntypen | Online TALK |16. März 2023, 14:00 – 15:30 Uhr | mit Christine Leitl-Kovacic.
Fokus & Konzentration I | SKILL SESSION | 27. März 2023, 11:00 – 12:00 Uhr | mit Daniela Razocher.
Alle Aktivitäten des Student Counselling Teams findest du im aktuellen Aktivitätenkalender.