Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

2009 Hitler´s Europe

Hitler´s Europe: New Perspectives on Occupation

Workshop 09. - 10. 11. 2009

Today, 64 years after the end of the Second World War, the European experience of Nazi aggression and occupation still holds a prominent place on the research agenda of historians worldwide. More than that: An incessant flow of publications dealing with wartime Nazism, its key protagonists, and the reactions which German expansion brought forth among the victimized nations and peoples, testifies to the continuously growing scientific relevance of the subject of this workshop. At Vienna, on November 9 and 10, 2009, 15 distinguished specialists in contemporary history will offer new insights concerning the careers of outstanding German perpetrators, the physical and material suffering inflicted by them on individuals and groups in occupied lands forced under the yoke of Nazism, and the hard choice between collaboration, resistance, or acquiescence with a Nazi rule seemingly made to last forever.

Zeitgeschichteworkshop an derWU


Am 9. November denken Geschichtsbewusste an den Fall der Berliner Mauer 1989 oder auch an die von den Nazis 1938 inszenierte Pogromnacht, als überall im Deutschen Reich Synagogen brannten und deutsche wie österreichische Juden ihre Hoffnung endgültig begruben, zu Hause wenigstens überleben zu können, bis das Regime gestürzt wäre. Auf den Tag genau 71 Jahre nach der "Reichskristallnacht" fand an der WU ein Zeitgeschichte-Workshop zum Thema "Hitlers Europa: Neue Perspektiven der Besatzungsforschung" statt. Die Veranstaltung hatte Premierencharakter: Niemals zuvor gab es eine wissenschaftsorganisatorische Kooperation zwischen dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und dem Institut für Wirtschaftsgeschichte der WU.

Und niemals zuvor war die WU Gastgeberin eines hochkarätig besetzten historischen Symposiums mit Teilnehmer/inne/n aus den USA, den Niederlanden, Großbritannien, Polen, Deutschland und Österreich. Dass die 80bis 100 Zuhörer/innen der vier halbtägigen Vortragsrunden etwas Besonderes erleben würden, ließ schon die Ansprache von Rektor Badelt zum Auftakt der Konferenz erahnen, die den Rang der Geschichte im Lehr- und Forschungsprogramm der WU hervorhob. Anschließend wurde über das biografische Profil von ausgewählten NS-Tätern referiert und diskutiert, darunter Arthur Greiser, Gauleiter im deutsch annektierten Westpolen ("Warthegau"), und Arthur Seyß-Inquart, Reichsstatthalter der "Ostmark" und Reichskommissar für die besetzten Niederlande. An der WU läuft derzeit ein von Johannes Koll betreutes Projekt zur Erforschung der Vita Seyß-Inquarts, von dem man sich zahlreiche neue Erkenntnisse erwarten darf. Der Nachmittag des ersten Konferenztages stand im Zeichen eines Vortrags von Jan Gross (Princeton) vor großem Auditoriumin den Räumen des Wiener Bruno-Kreisky-Forums für internationalen Dialog.

Gross ließ zu Beginn dieses Jahrzehnts mit zwei Büchern über das Verhältnis zwischen Polen und Juden 1941-1958 aufhorchen, die wütende Reaktionen polnischer Nationalist/inn/en hervorriefen. Im Kreisky-Forum sprach er gewohnt stimulierend und polarisierend über die Plünderung jüdischen Besitzes durch polnische Bürger/innen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Im gleichen Geist ging es am 10. November im Festsaal der WU weiter, wo am Vormittag über kollektive Reaktionen der Bevölkerung besetzter Länder auf die Okkupation berichtet wurde, während der Nachmittag den hochaktuellen Themen Kunstraub im deutsch besetzten Europa und Handel mit Raubkunst gewidmet war. Im Publikum saßen Vertreter/innen zahlreicher Museen und Galerien, die den Ausführungen von Sophie Lillie (UniversitätWien) und Jonathan Petropoulos (Claremont McKenna College) lauschten. Oliver Rathkolb, Mitorganisator des Workshops, schlug amEnde einen großen Bogen zur Frage nach der fortgesetzten Relevanz von NS-Forschung für unsere Gesellschaft, die wohl eindeutig positiv zu beantworten ist.

Eventfotos alle Fotos © Helmut Klein