Außenansicht des D3 Gebäudes

Laufende Projekte (Auswahl)

Die Kulturmetropole Wien: ein prekärer Arbeitsort für Kunstschaffende?

Unser Projekt möchte mit den Instrumenten der qualitativen Sozialforschung die Arbeitsbedingungen von Kunstschaffenden in Wien in den Blick nehmen. Vor allem sollen dabei die Künstler und Künstlerinnen selbst zu Wort kommen und ihre Perspektive umfassend und detailliert darstellen können. Darüber hinaus soll aber auch der Blickwinkel der Arbeit- bzw. Auftraggeber*innen einfließen. Und auch die (Verhandlungs-)Erfahrungen neuer und alter Interessenvertretungen sollen einen Platz haben.

Derzeit sind wir auf der Suche nach Interviewpartnerinnen und -partnern, die in Wien auf und hinter der Bühne in den Bereichen Musik und Theater arbeiten. Die Interviews werden 60 bis 90 Minuten dauern. Sie werden aufgezeichnet und anschließend für die Auswertung wortwörtlich transkribiert, damit alle Einzelheiten erhalten bleiben.

Alle Gesprächspartner und -partnerinnen bleiben absolut anonym.

Für Rückfragen stehen wir jederzeit sehr gerne zur Verfügung.

Ansprechpartnerin: Dr.in Evelyn Dawid (evelyn.dawid@wu.ac.at)

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Projektbeschreibung

Die Corona-Krise hat die oft prekären Arbeitsbedingungen in Kunst und Kultur weithin sichtbar gemacht, tatsächlich bestehen sie aber seit Jahr und Tag. Auch den Kunstschaffenden selbst war vor der Pandemie nicht bewusst, wie nahe an Armut viele von ihnen häufig leben. Eine umfassende (allerdings nicht repräsentative) quantitative Befragung schätzt, dass rund ein Drittel der Kunstschaffenden in Österreich armutsgefährdet ist. Die Ungleichheit in der Branche ist groß: 6 Prozent fix Angestellte stehen einer großen Mehrheit gegenüber, die einmal unselbstständig und dann wieder selbstständig beschäftigt ist, oder überhaupt immer selbstständig als „Ein-Personen-Unternehmer*innen“. Einer kleinen Gruppe sehr gut verdienender Prominenter stehen viele sehr niedrig Bezahlte gegenüber. Auch große und bekannte Institutionen zahlen an Freischaffende zT Brutto-Abendgagen, die unter dem Preis der teuren Eintrittskarten liegen.

Wir schließen mit diesem Projekt an zwei Studien der Österreichischen Armutskonferenz an, die im Auftrag des Sozialministeriums durchgeführt worden sind und während der Corona-Krise die Situation Armutsgefährdeter und -betroffener untersuchten. In beiden Erhebungen nahm die Situation der Künstler*innen einen prominenten Platz ein: Es fiel auf, dass die vor der Corona-Krise oft prekären Arbeitsbedingungen mindestens genauso oft thematisiert wurden wie die coronabedingten Probleme.

Unsere qualitativen Ergebnisse bilden die Alltagsrealität der Befragten mit lebensnahen Details ab, sowie vor allem neue Entwicklungen, die quantitativen Erhebungen häufig entgehen bzw. nur mit großer Zeitverzögerung zur Verfügung gestellt werden. Wir können so aufzeigen, wie die Covid-19-Pandemie noch immer nachwirkt bzw. wie die weit überdurchschnittlich armutsgefährdeten Kunstschaffenden die hohe Inflation tagtäglich merken und meistern. All das liefert aussagekräftige Ergebnisse, die in der praktischen Kultur- und Sozialpolitik verwendbar sind, wie unsere qualitativen Erhebungen zum Thema Armut und soziale Ausgrenzung stets gezeigt haben.

Projektteam: ao.Univ.Profin. Drin. Karin Heitzmann, MSc. und Dr.in Evelyn Dawid

Laufzeit: August 2022 bis Juni 2023

Finanzierung: Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die WU