Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Evaluierung des Projekts „Hospizkultur und Palliative Care in der Pflege“


HOSPIZ ÖSTERREICH als Dachverband von über 200 Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich wurde 1993 gegründet. HOSPIZ ÖSTERREICH hat sich zur Aufgabe gesetzt, Themen unheilbarer Erkrankung, Sterben und Tod öffentlich zu machen, Medien und PolitikerInnen nahezubringen und generell Informationen und Hilfe dazu anzubieten. Im Zuge dessen vernetzt und unterstützt HOSPIZ ÖSTERREICH u.a. Hospiz- und Palliativ-Initiativen und fördert neue Projekte, veranstaltet in Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen und universitären Einrichtungen Lehrgänge, Seminare sowie Vorträge und entwickelt Qualitätsstandards der Hospizarbeit für Österreich.

Von Ende 2009 bis Mitte 2012 führte HOSPIZ ÖSTERREICH das Interventionsprojekt „Hospizkultur und Palliative Care in Pflegeheimen“ gemeinsam mit dem Landesverband Hospiz Niederösterreich durch. Das NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien wurde mit der Durchführung einer Evaluation des Projekts beauftragt.

Das Interventionsprojekt soll die physische, psychische und seelische Gesundheit von Leitenden, Betreuenden und An- und Zugehörigen der BewohnerInnen in Alten- und Pflegheimen erhalten, fördern sowie Ressourcen erkennen und ausbauen. Weiters soll die Lebensqualität der BewohnerInnen erhöht werden. Durch die Integration von Hospizkultur und Palliative Care soll in den Pflegeheimen ein (Organisations-)Entwicklungsprozess eingeleitet werden.

In den betrachteten Heimen existierten bereits zu Beginn des Projekts verschiedene Aspekte einer Hospizkultur, die unterschiedlich stark ausgeprägt waren. Vieles wurde bereits umgesetzt, jedoch von den Stakeholdern nicht unmittelbar mit Hospiz und Palliative Care in Zusammenhang gebracht. Während des Projekts wurde das Thema Hospiz und Palliative Care zunehmend in den Heimen implementiert, die Begrifflichkeiten wurden von den befragten MitarbeiterInnen aber auch noch am Ende des Projekts unterschiedlich interpretiert. Die Evaluation zeigt, dass der Großteil der Befragten unter Palliative Care im Grunde End of Life Care versteht. Generell wurde der Stellenwert von Hospizkultur und Palliative Care im Heim aber zu Projektende deutlich höher eingeschätzt als am Anfang. In beiden Häusern wurde eine Palliativbeauftragte eingesetzt und eine Palliativgruppe installiert. Für die An- und Zugehörigen war diese Veränderung ebenfalls spürbar.

Die Lebensqualität der BewohnerInnen wird sowohl zu Beginn wie auch zu Ende des Projekts hoch eingeschätzt. Da die Befragten Lebensqualität vor allem auf die Aktivitäten im Haus sowie die Selbständigkeit der BewohnerInnen beziehen, sehen sie im Laufe des Projekts hier wenig Veränderung. Es zeigt sich jedoch, dass ergänzende Wohlfühlfaktoren wie Aromatherapie oder Musikbegleitung zugenommen haben und neues Wissen zu komplementären Therapien erlangt wurde. Zudem konnte die Schmerztherapie verbessert bzw. intensiviert werden, was insgesamt eine Steigerung der Lebensqualität der BewohnerInnen bedeutet.

In der Pflege und Betreuung von BewohnerInnen in der letzten Lebensphase wird sowohl zu Beginn wie auch zu Ende des Projekts individuell vorgegangen. Obwohl bereits zu Projektanfang großes Bemühen besteht, persönliche Wünsche von sterbenden BewohnerInnen zu erfüllen, steigt im Laufe des Projekts die Sensibilität im Umgang mit Sterbenden in den unterschiedlichen Berufsgruppen.

Was das Thema Tod und Sterben betrifft, gibt es auch zu Projektende keine standardisierten Vorgaben zu Angehörigengesprächen oder strukturierte Gespräche mit BewohnerInnen. Prinzipiell sind Gespräche mit den Betreuenden jedoch jederzeit möglich, diese hängen aber wiederum stark von der Eigeninitiative der Angehörigen bzw. der BewohnerInnen ab. Unter den MitarbeiterInnen ist das Thema allerdings deutlich bewusster geworden, was auch den Austausch untereinander gefördert hat. Auch die Notwendigkeit der Begleitung von An- und Zugehörigen ist stärker in den Vordergrund gerückt.

Insgesamt haben sich dennoch alle befragten Angehörigen gut informiert gefühlt und waren mit der Betreuung und Pflege der BewohnerInnen sehr zufrieden.

Abschiedsrituale sind schon zu Beginn des Projekts ein wichtiger Bestandteil in den Heimen und fokussieren vor allem auf die Zimmergestaltung. Während des Projekts wurde zusätzlich eine Checkliste zu den Abläufen nach Eintritt des Todes, als Unterstützung für das Pflege- und Betreuungspersonal erstellt, sowie eine Gedenkfeier für verstorbene BewohnerInnen eingeführt.

Die Pflege- und Betreuungskräfte sind sowohl zu Beginn wie auch zu Ende des Projekts mit ihrem Job sehr zufrieden und fühlen sich Großteils nicht Burnout gefährdet. In ihrer täglichen Arbeit fühlen sich die Befragten ausreichend unterstützt.

Die Schulungen wurden sehr ambivalent wahrgenommen. Teils wurden diese sehr positiv erlebt, teils hatten die Befragten völlig andere Vorstellungen und Erwartungen. Einig waren sich jedoch alle, dass bereits vor dem Projekt vieles in Sachen Hospiz und Palliative Care gemacht wurde, durch die Schulung jedoch manifestiert wurde.

Als sehr problematisch wurde vielfach die Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen angesprochen, da es immer wieder zu unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich der palliativmedizinischen Versorgung von BewohnerInnen kommt, wobei den ÄrztInnen eine große Entscheidungsmacht zuteilwird.

Der Organisationsentwicklungsprozess wurde in einem der zwei diesbezüglich befragten Heimen als solcher nicht wahrgenommen. Veränderungen wurden von den Befragten sehr wohl wahrgenommen, jedoch nicht in Zusammenhang mit dem OE-Prozess gebracht.

Am Projektende stand ganz wesentlich die Erkenntnis, dass der Organisationsentwicklungsprozess stärker positioniert werden muss, da dieser zentral für die nachhaltige Verankerung der Projektziele in den Heimen ist. Problematisch wurde auch die Einbindung der Ärzteschaft in das Projekt gesehen, da, laut Aussagen der Befragten, hier vor allem politische Entscheidungen und strukturelle Veränderungen notwendig sind. Auch die Festlegung einer Höchstgrenze von maximal 20 TeilnehmerInnen pro Schulung wurde als eine zentrale Lernerfahrung angesprochen.

Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an:Mag. Olivia Rauscher Tel: + 43 1 313 36 / 5826olivia.rauscher@wu.ac.at