Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Wirkungsevaluation "discovering hands®" (Get Active Social Business Award Siegerprojekt 2017)

Das Siegerprojekt des Get Active Social Business Award 2017, discovering hands®, ist ein Social Start-Up, welches blinde und hochgradig sehbehinderte Frauen zu Medizinischen Tastuntersucherinnen (MTUs) ausbildet und sie zur Brustkrebsfrüherkennung einsetzt.

Das NPO & SE Kompetenzzentrum führte wie bei jedem Gewinnerprojekt des Get Active Social Business Awards eine Evaluation durch. Im Rahmen der wirkungsorientierten Begleitung des Projekts „discoveringhands“ wurden hypothetische Wirkungsketten für Patientinnen, Medizinische Tastuntersucherinnen (MTUs), Ärzte und Ärztinnen, das Österreichische Gesundheits-und Sozialsystem und die Österreichische Gesellschaft erstellt. Eigene qualitative Erhebungen zur Einschätzung des Vorhandenseins der hypothetischen Wirkungen wurden bei Patientinnen, Medizinische Tastuntersucherinnen (MTUs) sowie Ärzten und Ärztinnen durchgeführt.

Medizinische Tastuntersucherinnen haben bereits in der Pilotphase des Projekts ein Einkommen und erwerben Pensionsansprüche. Sie wurden in ihrem Selbstbewusstsein bestärkt und erfahren eine hohe Wertschätzung, was für Menschen mit Behinderung nicht selbstverständlich ist. Die intensive soziale Interaktion in den Ordinationen wirkte sich bei den Tastuntersucherinnen positiv auf den Aufbau ihres sozialen Netzwerkes aus. Nicht zuletzt konnten die medizinischen Tastuntersucherinnen neue Fähigkeiten und Kompetenzen im Umgang mit Patientinnen erwerben. Sie können somit als klare Profiteure des Projekts gesehen werden.

Bei den Patientinnen konnte eine gesteigerte Motivation zur Selbstuntersuchung festgestellt werden. Eine insgesamte Steigerung des Bewusstseins und Wissens zur Brustgesundheit war hingegen nur sehr eingeschränkt gegeben. Es konnte weiters im Rahmen der Evaluation nicht bestätig werden, dass ausgebildete Tastuntersucherin dabei helfen, Ängste, Zweifel und Scham bei den Patientinnen abzubauen. Nichtsdestotrotz waren die befragten Patientinnen der Untersuchungsmethode gegenüber sehr positiv eingestellt und von ihrem Potential überzeugt. Die Bereitschaft zur Vorsorgeuntersuchung hat sich nicht maßgeblich geändert, da die befragten Patientinnen Vorsorgeuntersuchungen ohnehin wahrnehmen.

ÄrztInnen sehen das zusätzliche ergänzende Angebot durchwegs positiv, wobei weniger aus Sicht der Diagnosesicherheit als vielmehr aus Perspektive eines  erhöhten Sicherheitsgefühls und Wohlbefindens für die Patientinnen. Zudem gibt es Patientinnen, die Mammographie ablehnen und hier bestünde ein Zusatzangebot.

In Summe scheint es ein gutes Projekt für die Integration von blinden Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu sein. Inwieweit Gesundheitsaspekte relevant werden, muss eine quantitative Untersuchung noch zeigen.

Kontakt
Mag.rer.soc.oec. Olivia Rauscher

Olivia Rauscher

Senior Researcherin
Aufgaben: Social Impact Measurements mit Fokus auf SROI-Analysen, Durchführung von Evaluationen, Soziale Ungleichheit, Armutsbekämpfung, Gesundheitsförderung und Prävention