WU Campus

2018 - Restitution to the heirs after Stefan Auspitz

The content on this page is currently available in German only.

Im April 2018 konnte den Erbinnen nach Stefan Auspitz im Rahmen einer nichtöffentlichen Feier ein Buch zurückgegeben werden.

Stefan Auspitz (von Artenegg) wurde am 11. Oktober 1869 in eine der bedeutendsten Familien des jüdischen Wiener Großbürgertums geboren. Er war Mitgesellschafter des Bankhauses Auspitz, Lieben & Co., das 1931 Ausgleich anmelden musste. Als Folge wurden sowohl seine umfangreiche Kunstsammlung als auch sein Immobilienbesitz verkauft oder verpfändet. In seiner Vermögensanmeldung vom Juli 1938 gab Stefan Auspitz an, dass er sein „wesentlich mehr als zehn Millionen Schilling betragendes Vermögen zur Gänze der Firma zur Verfügung gestellt und also alles verloren“ hatte. Nur wenige, ihm sehr wichtige Stücke seiner Kunstsammlung hatte er behalten können. Dazu zählte auch seine etwa 4.830 Bände umfassende Bibliothek, die er 1934 dem Ehemann seiner Nichte Lilian Auspitz, dem Schweizer Staatsbürger Dr. Harald Reininghaus, übertragen hatte. Die nun im Eigentum von Dr. Reininghaus befindliche Bibliothek verblieb allerdings in der Wohnung von Stefan Auspitz im Familienpalais in Wien I., Schwarzenbergstraße 3. Er führte sie, obwohl schon im Besitz Dr. Reininghaus‘, auch in seiner Vermögensanmeldung an und bewertete sie mit 7.000.- RM. Am 9. Oktober 1942 wurde Stefan Auspitz ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Wenige Tage später wurde seine gesamte Wohnungseinrichtung, inklusive der Bibliothek, durch die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt. Die Bibliothek wurde im Jänner 1943 durch die „Möbelverwertungsstelle für jüdisches Umzugsgut“ – einer von der Gestapo kontrollierten Stelle der Vugesta (Verwaltungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Gestapo) – der Nationalbibliothek (NB) angeboten. Die NB entschied sich für den Ankauf der ungefähr 4.800 Bände umfassenden Bibliothek.

Der bereits schwerkranke Stefan Auspitz, der im November 1944 in Theresienstadt die verwitwete Josefine Weisz geheiratet hatte, erlebte noch seine Befreiung durch die Rote Armee, verstarb aber am 17. Dezember 1945 in Wien.

Über Vermittlung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus wurde im November 2017 Kontakt mit den Erbinnen nach Stefan Auspitz aufgenommen und das Buch von J. Zeller: Zur Erkenntnis unserer Staatswirthschaftlichen Zustände (2., erheblich erweiterte Aufl., 1885) zur Restitution angeboten.