Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

SROI-Analyse für die Feuerwehren in Oberösterreich

Die vorliegende SROI-Analyse orientierte sich an dem Modell der New Economics Foundation und betrachtete das gesamte Feuerwehrsystem in Oberösterreich im Jahr 2010. Es wurden hierbei die Berufsfeuerwehr Linz, die 35 Betriebsfeuerwehren und die freiwilligen Feuer-wehren berücksichtigt. Als Alternativszenario wurde angenommen, dass keine Feuerwehren existieren. Sämtliche Aktivitäten der Feuerwehren und damit verbundene Wirkungen müssten von bestehenden alternativen Akteuren übernommen werden, oder blieben unter-lassen. Entsprechend der Analyselogik wurden die Wirkungen monetär bewertet und den Gesamtinvestitionen gegenübergestellt.

Die Studie zeigt die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeiten, die die Feuerwehren in Oberösterreich erfüllen. Sie macht die (positiven) Wirkungen sichtbar, die durch die Einbindung einer Vielzahl an Mitgliedern entstehen, in Form von weit gestreutem Know-how, Beschaffung an vielfältigen Ressourcen wie Freiwilligenarbeit und Spenden etc. Die verschiedenen Stakeholder, also all jene, die in irgendeiner Form etwas zur Feuerwehr beitragen oder von ihr profitieren, wurden systematisch beleuchtet. Als Stakeholder wurden folgende Gruppen identifiziert: die allgemeine Bevölkerung, LeistungsempfängerInnen in ihrer Vielfalt (zivile Personen, Industrie- und Gewerbebetriebe, landwirtschaftliche Betriebe, öffentliche Hand etc.), Freiwillige, Mitglieder der Berufsfeuerwehr, die Gebietskörperschaften (Gemeinden, Land OÖ und Bund), Lieferanten, AMS, Versicherungen, Betriebe, die Betriebs-feuerwehren führen, Sozialversicherungsträger, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und die Mitarbeitervorsorgekassen.

Insgesamt ergeben sich auf Basis der hier durchgeführten Erhebungen und Berechnungen für das Jahr 2010 monetarisierte Wirkungen in der Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro. Demgegenüber stehen Investitionen von hochgerechnet knapp 148 Mio. Euro, die sich aus Mitteln der öffentlichen Hand, monetär bewertetem Zeitaufwand von den freiwilligen Mitgliedern, Spenden, Ausgaben der Betriebsfeuerwehren etc. zusammensetzen. Wird der Gesamtprofit von 1,5 Mrd. Euro auf die knapp 148 Mio. Euro Gesamtinvestitionen in das Feuerwehrsystem bezogen, ergibt dies einen SROI-Wert von 10,2. Dies bedeutet, dass jeder 2010 in die Oberösterreichischen Feuerwehren investierte Euro Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 10,2 Euro schafft. Obwohl der SROI-Wert vergleichsweise hoch ist, liegt vermutlich immer noch eine deutliche Unterschätzung der Folgewirkungen vor, da sehr bewusst eine konservative Herangehensweise gewählt wurde. Im Zweifel wurde ein niedrigerer Wert genommen und manche Folgewirkungen, die nur unter sehr schlecht abgesicherten und weichen Annahmen bewertet werden hätten können, wurden nicht in die Berechnungen einbezogen. Insbesondere im Bereich der Industrie und Umweltschäden, aber auch beim Sozialkapital ist eine Unterschätzung der Folgewirkungen wahrscheinlich.

ÖO Feuerwehr

Der bei weitem größte Anteil des Profits entsteht durch Schäden, die die Feuerwehr durch ihre Einsätze verhindert und kommt den LeistungsempfängerInnen zugute, wobei die Brandeinsätze – im Verhältnis zu den technischen Einsätzen – hier den entscheidenden Teil beitragen. Im Rahmen der Studie wurde eine Wirkung der Brandeinsätze von 1,1 Mrd. Euro ermittelt, die alleine 75% des Gesamtprofits ausmachen. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich hier um eine Schätzung handelt, die auf verschiedensten Annahmen beruht. Diese können letztlich nie eindeutig überprüft werden, da die Entwicklung von Bränden von vielen situationsbedingten Faktoren abhängt. Es geht hier lediglich um das Aufzeigen von Dimensionen durch plausible Schätzungen.

Selbst ohne die Wirkung der verhinderten Schäden zu berücksichtigen: Alleine der Profit, der für die allgemeine Bevölkerung durch das geschaffene Sozialkapital, Sicherheitsgefühl und Know-how sowie für die Ehrenamtlichen in Form von Freizeitgestaltung, der Möglichkeit sich sinnvoll einzubringen, Ansehen etc. entsteht, wurde mit 94 Mio. Euro bewertet und bringt damit über 60% der Gesamtinvestitionen und 145% der Investitionen durch die öffentliche Hand (Gemeinden, Land und Bund erbringen gemeinsam rund 64,8 Mio. Euro) für die Feuerwehr wieder herein, ohne dass die eigentlichen Kernaufgaben der Feuerwehren noch einbezogen wurden. So gesehen sind die Oberösterreichischen Feuerwehren hinsichtlich ihrer gesamtgesellschaftlichen Wirkungen hochprofitabel.

Kontakt:

Dr. Christian Schober

Senior Researcher

E-Mail: christian.schober@wu.ac.at

Mag.a Eva More-Hollerweger

Senior Researcherin

E-Mail: eva.more@wu.ac.at

Mag.a Olivia Rauscher

Senior Researcherin 

E-Mail: olivia.rauscher@wu.ac.at