Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

SROI-Analyse: „Footprint – für Betroffene von Frauenhandel“

Der globale Menschenhandel hat sich zu einer der gewinnbringendsten Formen des organisierten Verbrechens entwickelt und steht nach dem Verkauf von Drogen und Waffen an dritter Stelle.

Offiziell arbeiten in Wien rund 3000 Frauen als Prostituierte. Die Dunkelziffer ist aber sehr hoch. Laut Schätzungen handelt es sich in Wien jedoch um 8.000 bis 10.000 Frauen, die der Sexarbeit nachgehen. Rund 95% der Sexdienstleiterinnen sind Migrantinnen. Die Frauen kommen meist aus Rumänien, Bulgarien und Nigeria. Die Entwicklung geht zu immer jüngeren Betroffenen hin.

Im November 2011 wurde das neue Prostitutionsgesetz eingeführt. Die Neuerungen beziehen sich vor allem auf strengere Auflagen sowie Meldepflicht für Rotlichtlokale. Außerdem erfuhr der Straßenstrich eine Einschränkung auf Erlaubniszonen. Seither befindet sich der Straßenstrich in der Nähe des Wiener Praters und bei der Autobahnauffahrt Auhof am Rande des 14. Wiener Gemeindebezirks. Damit wurden durch das neue Gesetzt die betroffenen Frauen noch „unsichtbarer“ als zuvor und die Arbeitsbedingungen nicht verbessert. In den Erlaubniszonen bieten Frauen ihre Dienste unter unmenschlichen Rahmenbedingungen an. In finsteren Gegenden ohne jegliche Möglichkeiten für Hygiene müssen die Betroffenen ihre „Arbeit“ meist in den Autos der Freier oder im Gebüsch verrichten. Öffentliche Toiletten oder Wasser zum Waschen sind nicht vorhanden. Aufgrund des starken Konkurrenzdrucks auf den stark eingegrenzten Gebieten und des kontinuierlichen Anstieges der Prostituierten, müssen die Betroffenen ihre Dienste für oft nicht mehr als 30 Euro anbieten, meist ohne Kondom.

Aber es gibt auch unsichtbare Formen der Sexarbeit. Laut Schätzungen der Polizei, existieren alleine in Wien 300 bis 400 illegale Wohnungsbordelle. In der Nähe von Wien soll ein Megalaufhaus eröffnen.

Nicht nur in der Prostitution ist Menschenhandel zu finden. Auch in den Bereichen Privathaushalt, Reinigung, Tourismus, Bau, Landwirtschaft, Pflege, Diebstahl, Organhandel, Mailorderbrides u.v.m. sind Menschen von moderner Sklaverei betroffen. Leider gibt es dazu absolut keine Einschätzungen, bzw. noch weniger Bewusstsein als im Bereich der Zwangsprostitution.

Das NPO-Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien wurde von Coca-Cola Österreich mit der Evaluierung des Projekts „Footprint – für Betroffene von Frauenhandel“ beauftragt. Das Projekt wurde im Rahmen der Initiative “Ideen gegen Armut” zum Preisträger 2011 gewählt. Der „Ideen gegen Armut“ Innovationspreis wurde 2007 von Coca-Cola Österreich gemeinsam mit "Der Standard" und dem NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien ins Leben gerufen, um Projekte zum Thema Armutsbekämpfung und Armutsprävention in Österreich mit einer „Anschubfinanzierung“ in ihrer Umsetzung zu unterstützen.

Die Evaluation erfolgt mittels einer Social Return on Investment (SROI)-Analyse, deren Ziel es ist, den durch das Projekt geschaffenen gesellschaftlichen Mehrwert möglichst umfassend zu bewerten. Die Methode will neben den finanziellen, explizit auch die sozialen Wirkungen des Projekts messen. Die vorliegende Analyse basiert auf dem Modell der new economic foundation (nef), was grundsätzlich bedeutet, dass zu Beginn die wichtigsten Stakeholder und deren Ziele identifiziert werden müssen. Danach wird der investierte Input dem erzielten Output sowie dem Outcome je Stakeholder in einer Impact Value Chain gegenübergestellt. Im Anschluss gilt es, den Outcome in geeignete Indikatoren zu übersetzen und diese mit Daten zu belegen, um den SROI-Wert berechnen zu können.

Die Organisation Footprint beschreibt sich selbst in ihrem Tätigkeitsbericht 2012 wie folgt: „Footprint ist eine nicht staatliche Organisation (NGO) mit Hauptsitz in Wien, die sich gegen die drastische Menschenrechtsverletzung Frauenhandel einsetzt und Opfer von Frauenhandel in Österreich unterstützt. Wir arbeiten nach dem Prinzip, jede betroffene Frau über die ihr zustehenden Rechte und Möglichkeiten aufzuklären und ihr die bestmöglichen Optionen zu bieten, ihre Lebenssituation zu verbessern. Wichtig ist Footprint, den Menschen hinter dem „Opfer" wahrzunehmen und auf allen Ebenen zu unterstützen.“.

Im Verein Footprint, welcher seit Ende März 2012 besteht, wurden bis zum Jahresende 2012 47 Frauen und Mädchen betreut.

Wird der generierte Gesamtimpact von € 130.914 den Investitionen in Höhe von € 53.565 gegenübergestellt, so ergibt sich ein Social Return on Investment-Wert von 2,44. Dies bedeutet, dass jeder investierte Euro Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 2,44 Euro schafft.

Nachstehende Tabelle stellt eine Gesamtbetrachtung des Inputs bzw. der Investitionen und der sozialen Profite des Projekts „Footprint – für Betroffene von Frauenhandel“ für 2012 dar:

Weitere Informationen und Angebote von „Footprint“ finden Sie auf www.footprint.or.at/index.php/de/

Für nähere Informationen zur SROI-Analyse des Projekts „Footprint – für Betroffene von Frauenhandel“ wenden Sie sich bitte an:

  • Mag. Olivia Rauscher (Projektleiterin)Tel: + 43 1 313 36 / 5826

    olivia.rauscher@wu.ac.at

  • Mag. Ina Pervan-Al SoqauerTel: + 43 1 313 36 / 5870 ina.pervan@wu.ac.at

  • Ena Pervan, B.Sc. Tel: + 43 1 313 36 / 5539 ena.pervan@wu.ac.at