Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

ABiSTAT_22

Forschungsprojekt zur Identifikation von verfügbaren Daten zur Bildungssituation und Arbeitsmarktlage von Menschen mit Behinderung und Möglichkeiten der Verbesserung der Informationslage

Die Datenlage zu Menschen mit Behinderungen in Österreich ist unbefriedigend. Die vorliegenden Daten gewähren nur Einblick in spezifische Lebensbereiche von Menschen mit Behinderungen oder geben Informationen zu eng begrenzt definierten Gruppen, die spezifischen Zwecken der Sozial- bzw. Arbeitsmarktverwaltung dienen.

Insbesondere im Bereich der Arbeitsmarktinklusion lässt die derzeitige Datenlage eine systematische und umfassende Darstellung der Ausbildung und Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Behinderung nicht zu.

Im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes, das im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft und in Kooperation mit Statistik Austria durchgeführt wurde, sollte aufgezeigt werden, welche Informationen zur Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen derzeit verfügbar sind und welche Optionen zur Verbesserung der Datenlage denkbar sind. Konkret lagen nachfolgende Fragestellungen im Fokus:

  • Welche Daten zu den einzelnen Personen werden konkret erfasst?

  • Welchen Verwendungszweck haben die Daten?

  • Welche Datenlücken können eruiert werden?

Die Ergebnisse des Berichts basieren zum einen auf einer umfangreichen Datenrecherche sowie zum anderen auf Inputs von Vertreter:innen von Einrichtungen, Organisationen oder Institutionen, die Maßnahmen im Bereich Ausbildung bzw. der Arbeitsmarktinklusion von Menschen mit Behinderungen umsetzten bzw. diese vorantreiben.

Anhand der im Bericht vorgenommenen zentralen Analyse von Verwaltungs- und Befragungsdaten kann zusammenfassend festgehalten werden, dass zur breiten Mehrheit von Menschen mit Behinderungen, die keinen offiziellen Status einer Behinderung aufweisen (wie z. B. begünstigt behinderte Menschen oder Personen mit Behindertenpass), auf Basis von verknüpften Verwaltungsdaten kein umfassendes Bild zur Arbeitsmarkt- und Bildungssituation wiedergegeben werden kann.

Die nachfolgende Grafik stellt die unterschiedlichen Gruppen an Menschen mit Behinderungen dar, die im Zuge der Recherche identifiziert wurden, und weist Überlappungen zwischen diesen auf.

Grafik Datenverknüpfung

Die Abbildung verdeutlicht die quantitative Diskrepanz zwischen dem Personenkreis, der über den Global Activity Limitation Indikator (GALI), der im Rahmen von Befragungen eingesetzt wird und die subjektive (Selbst-)Einschätzung des Vorliegens einer dauerhaften Einschränkung von Personen erfasst, und dem Teil der Personen, die über administrative Daten erfasst werden. Außerhalb des GALI-Kreises können Personen mit Behinderungen verortet werden, die in Einrichtungen leben und daher nicht in Erhebungen einbezogen werden.

Die derzeit vorherrschenden Wissenslücken über Menschen mit Behinderungen können zum einen auf Datenlücken aufgrund fehlender Informationen aber auch Verwertungslücken aufgrund statistisch nicht auswertbarer Informationen zurückgeführt werden. Die nachfolgende Grafik soll dies veranschaulichen. Hier sind zentralen Datenquellen mit Bezug auf die Bildungs- und Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen dargestellt und der jeweilige Informationsumfang in den einzelnen Sektoren.

Kreisdiagramm der Datenquellen zu Menschen mit Behinderung

Ein Weg diesem Informationsdefizit entgegenzuwirken, kann eine sinnvolle Verknüpfung von Administrativ- und Befragungsdaten, basierend auf Stichprobenerhebungen und Hochrechnungen, darstellen. Konkret können Befragungsdaten, auch in Anbetracht ihrer Grenzen, prinzipiell mit Verwaltungsdaten angereichert werden, um solcherart Überschneidungsmengen und Lücken zu identifizieren sowie dabei helfen ein breites Bild und wertvollen Erkenntnisse über die von Behinderung Betroffenen zu erhalten.

Endbericht Dezember 2022
Endbericht Dezember 2022
Kontakt
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit
Mag.rer.soc.oec. Selma Sprajcer

Selma Sprajcer

Senior Researcherin
Aufgaben: Themen im Bereich Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit, Freiwilligenarbeit, Zivilgesellschaft, wissenschaftliche Begleitung von Projekten