Außenansicht des D3 Gebäudes

Weg 2 – Befreiungsschlag in die Armut: Opfer von Gewaltbeziehungen

Weg 2 in die WMS nimmt seinen Anfang bei einer intimen Beziehung, in der körperliche, psychische und sexuelle Gewalt über lange Zeit hinweg den Alltag prägen. Das Opfer erleidet physische Verletzungen und verbale Kränkungen, wird bedroht und systematisch entwertet, und zwar dermaßen stark, dass Eigeninitiative und Selbstwert so brechen, dass eine Trennung denkunmöglich ist. Derartige Beziehungen dauern über Jahre, ohne dass sich die Opfer wehren. Der Impuls für die Trennung kann zB von außen kommen (etwa durch die Meldung eines Krankenhauses), von einem Gewaltexzess ausgelöst werden oder von der Angst um die Kinder, die häufig ebenfalls Opfer, auf jeden Fall aber Zeugen und Zeuginnen der häuslichen Gewalt sind. Nach der Trennung sind die Opfer nach wie vor psychisch stark beeinträchtigt. Der Weg aus dem schwarzen Loch, in das sie gezwungen wurden, dauert lang, ist beschwerlich und schmerzhaft. Er verläuft nicht geradlinig, sondern einmal nach oben und dann wieder nach unten, wobei er eine Weile eher nach unten zeigt, also – bildlich gesprochen – noch tiefer ins schwarze Loch führt. Erwerbstätigkeit, Organisation des Alltags und Versorgung der Kinder werden zu Hürden, die nur schwer zu nehmen sind. Um zurück in ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu finden, ist professionelle Hilfe nötig. Der Antrag auf WMS erfolgt unmittelbar nach der Trennung und ermöglicht den Opfern die ökonomische Unabhängigkeit. Sie bleiben lange im Bezug, entweder durchgehend oder mit Phasen der Erwerbstätigkeit dazwischen.

Die Kinder der Opfer von Beziehungsgewalt machen die gleichen Erfahrungen wie die lauten und leisen Systemsprenger*innen, tragen also ein erhöhtes Risiko, Weg 1 oder Weg 4 in die WMS zu beschreiten.

In der überwältigenden Anzahl der Fälle sind die Opfer in Gewaltbeziehungen weiblich und die Täter männlich. Aber es gibt auch die sehr raren Fälle, in denen Frauen gegen ihre Partner extreme Gewalt ausüben, und natürlich auch gleichgeschlechtliche Gewaltbeziehungen. Die dramatischen Folgen für das körperliche und noch mehr für das psychische Wohlbefinden sind unabhängig vom Geschlecht des Opfers.

Grafik zu weg 2

Weg 2 in die WMS – Opfer von Gewaltbeziehungen