Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Ermittlung des ökonomischen Wertes der Freiwilligenarbeit im Rettungsdienst des Oberösterreichischen Roten Kreuzes

Was ist Freiwilligenarbeit im Rettungsdienst wert?

Rund jedeR zweite, nämlich 46% der Österreicherinnen und Österreicher* leisten freiwillige Arbeit. Dabei sind sie entweder im Rahmen einer Organisation oder informell z.B. durch Nachbarschaftshilfe unzählige Stunden im Jahr tätig und leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Die Leistungen vom Österreichischen Roten Kreuz werden bundesweit von rund 73.000 Freiwilligen mit jährlich ca. 12,3 Millionen Einsatzstunden unterstützt.** Dabei sind sie in unterschiedlichen Bereichen aktiv und leisten wertvolle Arbeit. Sie engagieren sich im Rettungsdienst, im Gesundheits- und Sozialbereich, in der Katastrophen- oder Suchthilfe, aber auch in der Flüchtlingsbetreuung und in Jugendgruppen.

Wenn die Freiwilligen durch Hauptberufliche ersetzt werden

Der Landesverband Oberösterreich (OÖRK) wollte eine Bewertung der Freiwilligenarbeit im Rettungsdienst vornehmen. Aus diesem Wunsch heraus wurde eine Studie in Auftrag gegeben, mit dem Ziel, eine Darstellung der ökonomischen und gesellschaftlichen Effekte vorzunehmen und den Einfluss auf andere Leistungsbereiche sowie weitere involvierte Stakeholder zu erörtern.

Die identifizierten zentralen Stakeholder waren das Rote Kreuz selbst, der Bund, das Land Oberösterreich, die Gemeinden und Sozialversicherungsträger sowie die SpenderInnen und die allgemeine Bevölkerung. In einem ersten Schritt wurden nun der Aufwand und die Leistungen der Freiwilligenarbeit im Rettungsdienst des OÖRK betrachtet. Zudem wurde ein Alternativszenario angenommen, in dem der freiwillige Rettungsdienst durch ein hauptberufliches System ersetzt würde, wobei der Leistungsumfang für die KlientInnen vollumfänglich aufrecht erhalten bliebe. Zusätzlich wurden auch die Auswirkungen analysiert, die eine derartige Umstrukturierung mit sich bringen würde. Der Katastrophenhilfsdienst, die Rettungsleitstellen und der Notarzteinsatzfahrzeug- (NEF)Bereich wurden als Teilsysteme des Rettungsdienstes betrachtet und sowohl im freiwilligen Rettungsdienst als auch im alternativen hauptberuflichen Szenario ausführlich untersucht.

Die Bereiche Gesundheits- und Sozialdienste, der Hausärztliche Notdienst, das Jugendrotkreuz und das Lehrwesen wurden insofern miteinbezogen, als dass zusätzliche Aufwandseffekte im alternativen Rettungsdienstsystem abgebildet wurden, die durch die Übernahme eines Teils des Infrastrukturaufwands aus den Rettungsdienst durch diese Leistungsbereiche entstünden.

Angewandte Analysemethoden

Für die Evaluation wurden Finanz-, Struktur- und Outputdaten sowie empirische Erhebungen herangezogen. Mit einer Cost-Benefit-Analyse wurden die Aufwands- und Leistungseffekte der inkludierten Tätigkeitsbereiche unter Berücksichtigung des Alternativszenarios gegenübergestellt. Der Aufwand des Freiwilligensystems wurde auf Basis des verfügbaren Datenmaterials direkt berechnet. Die Aufwandseffekte für das Alternativsystem basieren auf datengestützten Annahmen, die in einer eigenen Arbeitsgruppe, bestehend aus VertreterInnen des NPO & SE Kompetenzzentrums und des OÖRK erarbeitet wurden. In weiterer Folge wurden auch Einsparungspotentiale bei der Infrastruktur berücksichtigt, die durch eine Umgestaltung des Systems entstehen würden. Für die Ermittlung dieser Einsparungseffekte und deren Auswirkungen auf den Aufwand anderer Leistungsbereiche, wurde eine Hot-Spot Analyse und eine Greenfield Analyse auf Basis geobasierter Berechnungen mit Hilfe einer Studierendengruppe des Masterstudiengangs Wirtschaftsgeographie der WU durchgeführt. Die Leistungen wurden auf Basis der tatsächlichen Arbeitszeit exklusive Bereitschaftszeit, monetär bewertet und dem Aufwand gegenübergestellt. Die Ergebnisse der Studie wurden in einem Kurzbericht zusammenfasst und beim Oberösterreichischen Roten Kreuz präsentiert und sind nicht zur Veröffentlichung freigegeben. Ein rein hauptamtliches Rettungssystem ist jedenfalls sowohl teurer als auch aus Leistungsperspektive weniger interessant.

*Die Daten basieren auf dem Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des freiwilligen Engagements in Österreich, 2. Freiwilligenbericht des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz aus dem Jahr 2015.

**Vgl. Österreichisches Rotes Kreuz www.roteskreuz.at/mitarbeit/ (Zugriff am 08.09.2017)

Kontakt:

Dr. Christian Schober

Wissenschaftlicher Leiter und Senior Researcher

Tel.: +43 1 313 36/5888
E-Mail: christian.schober@wu.ac.at

Flavia-Elvira Bogorin BA

Projektmanagerin
Tel.: +43 1 313 36/5818
E-Mail: flavia-elvira.bogorin@wu.ac.at