npoBarometer
Aktuelle Herausforderungen für Wiener NPOs und deren Umgang mit persönlicher und organisationaler Resilienz

Nonprofit-Organisationen (NPOs) spielen eine zentrale Rolle im sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben Wiens. Das npoBarometer 2025 beleuchtet ihre aktuelle Lage, stellt zentrale Herausforderungen heraus und zeigt auf, wie sowohl persönliche als auch organisationale Resilienz gestärkt werden können. Die Erhebung wurde durch die Förderung der Stadt Wien – Kultur (Magistratsabteilung 7) ermöglicht.
Der Bericht kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Einblick in das Forschungsvorhaben
Das npoBarometer ist ein Forschungs- und Monitoringinstrument von npoAustria, das von Dritten beauftragt werden kann und aktuelle Entwicklungen im Nonprofit-Sektor sichtbar macht. Die aktuelle Ausgabe zeigt,
welche Herausforderungen NPOs in Wien derzeit bewältigen müssen,
wie es um ihre persönliche und organisationale Resilienz bestellt ist,
und welche konkreten Maßnahmen es braucht, um die Zivilgesellschaft zu stärken.
Wenn Sie selbst ein npoBarometer für Ihre Organisation oder Region in Auftrag geben möchten, kontaktieren Sie uns gerne unter npoaustria@wu.ac.at.
Für die Ausgabe 2025 wurden 263 Wiener Organisationen über eine standardisierte Online-Befragung sowie zehn Expert:innen-Interviews einbezogen. Dabei wurde eine breite Vielfalt an Organisationstypen und Tätigkeitsfeldern berücksichtigt. Besonders stark vertreten war der Sozialbereich (42,2 %). Insgesamt arbeiten in den befragten Organisationen über 155.000 hauptamtliche und mehr als 313.000 ehrenamtliche Personen – ein eindrucksvoller Beleg für die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements in Wien.
Herausforderungen der Wiener NPOs
Die Untersuchung zeigt, dass Wiener NPOs aktuell mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert sind – sowohl intern als auch durch veränderte externe Rahmenbedingungen.
Finanzierung und Förderung im Fokus
An erster Stelle steht die schwierige Finanzierungssituation: Kurzlebige Projektförderungen, steigende bürokratische Anforderungen und ein wachsender Wettbewerb um Mittel erschweren die strategische Planung. Viele Organisationen fühlen sich dem strukturellen Druck nicht gewachsen und wünschen sich langfristige, verlässliche Finanzierungsmodelle. An zweiter Stelle steht die Komplexität des Förderwesens.
Politische Unsicherheiten und gesellschaftliche Spannungen
Als drittgrößte Herausforderung gelten politische Veränderungen. Die Befragten äußern Besorgnis über antipluralistische Strömungen, wachsenden Rassismus und Unsicherheiten in Bezug auf zukünftige Förderungen. Der Rückgang zivilgesellschaftlichen Zusammenhalts verstärkt die Notwendigkeit neuer Formen der Kooperation und Solidarität.

Zaghafter Optimismus trotz Herausforderungen
Trotz dieser Problemlagen blickt über die Hälfte der Wiener NPOs (52,5 %) vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Besonders Organisationen mit klaren Strategien, engagierten Mitarbeitenden und stabilen Finanzierungen zeigen sich zuversichtlich. Ihre Einschätzung basiert auf hoher Anpassungsfähigkeit, ausgeprägtem Wirkungsbewusstsein und dem Willen, Herausforderungen aktiv zu begegnen.
Wie resilient ist die Wiener Zivilgesellschaft?
Persönliche Resilienz
Die Mitarbeitenden der Wiener NPOs schätzen ihre persönliche Resilienz als hoch ein – insbesondere in den Bereichen Eigenverantwortung, Lösungsorientierung und Optimismus. Schwächen zeigen sich bei der aktiven Nutzung sozialer Unterstützung. Fast 95 % der Befragten setzen zumindest gelegentlich Maßnahmen zur Förderung ihrer Resilienz, z. B. durch Weiterbildung oder Selbstfürsorge, um.
Organisationale Resilienz
Weniger positiv fällt das Urteil über die organisationale Resilienz aus. Zwar sind gemeinsame Zielbilder und Führungsqualität vielfach vorhanden, doch fehlt es häufig an Fehlerkultur, Innovationsbereitschaft und strategischen Resilienzstrukturen. Nur 16,3 % der Organisationen sehen sich gut genug aufgestellt, um resilient zu agieren. Auch der Wissenstransfer innerhalb der Organisationen wird vielfach vernachlässigt.
Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfitte Zivilgesellschaft
Auf Basis der Erhebung wurden mehrere Handlungsfelder identifiziert, um die Resilienz und Handlungsfähigkeit der Wiener NPOs langfristig zu stärken:

Ein wesentliches Handlungsfeld ist der Ausbau institutioneller und langfristiger Finanzierung, um NPOs aus dem Kreislauf kurzfristiger Projektförderungen zu befreien und ihre Professionalisierung, Qualitätssteigerung und langfristige strategische Entwicklung zu ermöglichen. Ergänzend dazu wird empfohlen, Finanzierungslücken zu schließen, Finanzierungsprogramme besser aufeinander abzustimmen u. erfolgreiche Projekte nachhaltig weiterzuführen.
Ebenso bedeutend ist es, den Zugang zum Förderwesen zu erleichtern, indem Fördervorgaben vereinfacht und nachvollziehbare Bewertungskriterien geschaffen, Austauschformate zwischen NPOs und Förderstellen etabliert und ressourcensparende Fördermechanismen, wie etwa Lump-Sum-Förderungen, eingeführt werden.
Um eine resiliente und zukunftsfitte Zivilgesellschaft zu gewährleisten, braucht es ebenfalls Investitionen in Fort- und Weiterbildungen, den Ausbau digitaler Kompetenzen und Infrastrukturen, die Förderung von Dach- und Serviceorganisationen sowie gezielte Unterstützung beim Aufbau von Nachhaltigkeitsmanagement und Fundraising- sowie sozialunternehmerischen Fähigkeiten.
Parallel dazu braucht es Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsumfelds und des Wohlbefindens, etwa durch die Entwicklung ganzheitlicher Resilienzstrategien und die Förderung eines „Positive Leadership“-Führungsstils, um die Zufriedenheit und Belastbarkeit der Mitarbeitenden zu erhöhen.
Um dem Fachkräftemangel und dem bevorstehenden Generationswechsel entgegenzuwirken, sind die Schaffung attraktiver Anstellungsbedingungen, der Aufbau von Wissensmanagementkapazitäten sowie neue Vernetzungs- und Wissenstransferformate von besonderer Bedeutung.
Für die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Zusammenhalts ist die Intensivierung von Kooperationen und Netzwerkbildung essenziell, etwa durch regelmäßige Vernetzungstreffen, die Förderung von Wissenstransfer und themenspezifische Arbeitsgruppen zu aktuellen Herausforderungen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, um kollektives Wissen effizienter zu nutzen.
Schließlich sollen umsetzbare und effiziente Evaluierungsstandards etabliert werden, indem bestehende Erfahrungen geteilt, zielgerichtete Vernetzungsformate geschaffen und handlungsleitende Evaluierungsanforderungen gemeinsam mit NPOs und Förderstellen entwickelt werden, um die Qualität der zivilgesellschaftlichen Arbeit nachhaltig zu sichern und deren Wirkung transparent zu machen.
Schlussfolgerung
Das npoBarometer 2025 macht deutlich: Wiener NPOs leisten unverzichtbare Arbeit für das soziale Gefüge der Stadt. Ihre Anpassungsfähigkeit, ihr Engagement und ihre Resilienz sind beeindruckend – doch sie brauchen gezielte Unterstützung, verlässliche Strukturen und mehr Freiraum für nachhaltige Entwicklung.
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