Seitlicher Blick auf das D4 Gebäude.

NACHRUF - Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerhard Munduch, 1949-2023

27/04/2023

Der frühere Assistenzprofessor am Institut für Quantitative Ökonomie ist am 04. März 2023 verstorben

Mit großer Erschütterung haben wir vor kurzem erfahren, dass unser lieber Kollege und Freund, Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerhard Munduch, am 4. März 2023 nach längerer Krankheit, aber für manche doch sehr überraschend, 73-jährig verstorben ist.

Nach nicht ganz unkomplizierter Kindheit führte Gerhards Weg an die TU-Wien, wo er das Studium der Technischen Mathematik 1974 als Dipl.-Ing. erfolgreich abschloss. 1980 promovierte er an der TU-Wien zum Dr.techn. Seine Hinwendung zur Ökonomie und insbesondere Ökonometrie erfolgte am Institut für Höhere Studien in Wien, wo er ab 1974 tätig war, zuerst als Scholar, später als Assistent der Abteilung Ökonomie. Von 1979 bis 1984 leitete er das Prognoseteam des IHS und von 1981 bis 1982 war er auch interimistischer Leiter der Abteilung Ökonomie.

Damals erlebte der international verlinkte Bau großer makroökonometrischer Modelle unter der Leitung von Nobelpreisträger Lawrence Klein von der University of Pennsylvania eine Blütezeit. Gemeinsam mit Ingmar Prucha entwickelte Gerhard Munduch im Rahmen dieses Projekts die ersten Versionen des LINK-Model Austria (LIMA), ein makroökonometrisches Modell der österreichischen Wirtschaft, das in upgedateten Versionen bis in die späten 1990er Jahre am IHS zu Prognosezwecken und für wirtschaftspolitische Simulationsstudien herangezogen wurde.

Von 1984 bis 1987 war Gerhard Referent im Volkswirtschaftlichen Büro der Österreichi­schen Nationalbank und anschließend wechselte er als Universitätsassistent ans Institut für Finanzwissenschaft der Universität Kiel. Aber schon bald darauf fand er an der WU-Wien eine neue und endgültige Heimat, der er bis zu seiner Pensionierung 2014 treu blieb; zuerst Universitätsassistent und später als Assistenzprofessor am Institut für Quantitative Ökonomie.

Auch im Ruhestand war er noch einige Jahre als Universitätslektor in der Lehre tätig und war bei den Studierenden ob seiner Fähigkeit, auch anspruchsvolle formale Zusammenhänge verständlich darzulegen, über alle Jahre hinweg ungemein beliebt.

Seine Forschungstätigkeit war von vielseitigen Interessen geprägt. Nebst den Arbeiten im Rahmen des LINK-Projekts untersuchte er u.a. Aspekte finanzieller Transfers für eine neue Welt-Entwicklungsstrategie, die Bedeutung von Crowding-Out für die Effektivität von Finanzpolitik oder geldpolitische Fragen im Kontext flexibler Wechselkurse. Auch bei zahlreichen Auftragsarbeiten für wirtschaftspolitische Institutionen zu unterschiedlichsten Themen war seine Expertise hoch geschätzt. Schließlich war er auch noch Koautor eines Lehrbuches für Makroökonomie, erschienen im Springer Verlag.

Als an den großen Fragen der Welt und der Ökonomie interessierter Mann war Gerhard Generalist für „fast alles“, ein hochkompetenter Gesprächspartner und engagierter Diskutant, ein kluger und humorvoller Mensch mit pointierten Meinungen, aber immer ein lieber, kooperativer und bescheidener Kollege. Er wird fehlen.

Alfred Stiassny, Andrea Grisold, Dieter Gstach, Karl Pichelmann

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