Grow East Congress 2021
Der Grow East Congress 2021 im Rückblick
Am 26. November 2021 fand der 12. Grow East Congress zum Thema „Engines of Growth in Central and Eastern Europe: Market-creating innovations, agile organizations and motivated people“ Lockdown-bedingt wieder im Online-Format statt.
Die Covid-19 Pandemie hat uns gezeigt, wie fragil Märkte gegenüber externen Schocks sind. Aber auch wie Produktmärkte innerhalb kürzester Zeit wachsen und neu entstehen können. Im Mittelpunkt des 12. Grow East Congress standen daher Unternehmen aus Mittel- und Osteuropa (CEE), die mit ihren Produkten und Lösungen von der beschleunigten Digitalisierung und der Hinwendung zum nachhaltigen Wirtschaften profitieren. Zugleich braucht es für die erfolgreiche Kommerzialisierung talentierte und motivierte Mitarbeiter/innen, die aber aufgrund des vorherrschenden Engpasses an Talenten mit den gewünschten Fähigkeiten schwer zu bekommen sind.
Die Veranstalter und Moderatoren, Manfred F. Berger und Arnold Schuh, stellten die Panelists und Diskutanten vor und leiteten die Diskussionsrunden.
Als Panelists wirkten mit:
Pavel Prucek, Head of Product bei TWISTO, dem führenden mitteleuropäischen „Buy Now Pay Later“-Anbieter
Lászlo György Dellei, CEO von Kerubiel, dem Cyber-Security Spezialisten aus Budapest
Robert Agnič, CEO von Plastika Skaza, dem slowenischen Hersteller von ököfreundlichen Kunststoffprodukten
Sigrid Hantusch-Taferner, Country Manager Austria von Codecool, der innovativen ungarischen Programmierschule
Blaž Zafošnik, Mitbegründer von Viar, einem slowenischen Entwickler von digitalen Tools für VR/AR-Anwendungen
Gaby Deussen, Vice President Finance bei Henkel Eastern Europe, einem führenden globalen Technologie- und Konsumgüterunternehmen
Maria Baumgartner, Gründerin von wecanbeheroes.io, der europäischen Matching-Plattform für Talente und Startups
Andreas Nemeth, CEO & Managing Partner von UNIQA Ventures, dem Venture Capital Fonds der UNIQA Versicherung
Rudolf Dömötör, Direktor des WU Entrepreneurship Center
Günther Tengel, geschäftsführender Gesellschafter des Executive-Search Spezialisten Amrop Jenewein
Die Wirtschaftsdelegierten der Aussenwirtschaft Austria von vier Standorten nahmen als Diskutanten teil: Maria Derler (AC Prag), Konstantin Bekos (AC Warschau), Wilhelm Nest (AC Ljubljana) und Jürgen Schreder (AC Budapest).
Digitale und nachhaltige Transformation schafft Zukunftsmärkte
Patrick Sagmeister, Stv. Leiter der Aussenwirtschaft Austria, eröffnete den Kongress mit einem Aufruf zu einer engeren Kooperation zwischen Unternehmen in CEE und Österreich. Arnold Schuh, Direktor am Competence Center for Emerging Markets & CEE der WU Wien, zeigte in seinem Einführungsvortrag auf, dass in CEE ein Wandel vom derzeit dominanten Niedrigkosten-zu einem innovationsgetriebenen Wirtschaftsmodell notwendig ist. Als Vorbild führte er Estland an, das mit einem Start-up pro 1.069 Einwohner die höchste Dichte an Start-ups weltweit hat und bisher die Geburtsstätte von sieben Unicorns war, u.a. Skype, Bolt und Wise. Auch die Videospiele-Branche in Polen, mit 64 börsennotierten Unternehmen und einem Produktionsvolumen von € 1 Mrd., weist auf das hohe Innovationspotential in einzelnen Ökosystemen hin. Der Mangel an Arbeitskräften im Allgemeinen und an digitalen Fähigkeiten im Speziellen schränkt allerdings die Wachstumsmöglichkeiten ein. Benötigt wird eine stärkere Ausrichtung an der dualen Transformation hin zu einem digitalen und nachhaltigen Wirtschaftsmodell. Diese bietet die Aussicht auf Arbeitsplätze und Wertschöpfung in neuen Wirtschaftszweigen. Die Neuorientierung bedarf aber auch einer Flexibilisierung der Aus- und Weiterbildung, um die Anforderungen der dualen Transformation in qualitativer und quantitativer Hinsicht erfüllen zu können.
Die erste Session, die den marktschaffenden Innovationen gewidmet war, umfasste Unternehmen aus der Tschechischen Republik (TWISTO), Ungarn (KERUBIEL) und Slowenien (PLASTIKA SKAZA), die alle von der verstärkten Digitalisierung oder der Kreislaufwirtschaft profitieren. Der Aufstieg von TWISTOs „Buy Now Pay Later“-Service geht mit der Expansion von E-Commerce einher. Die innovativen IT-Lösungen von KERUBIEL reichen von raschen Lösungen auf digitaler Basis für die Hotellerie in Covid-Zeiten bis hin zur sicheren Kommunikation im Internet. PLASTIKA SKAZA zeigte auf, wie formschöne Kunststoffprodukte durch die Kombination von Design-Anspruch und recyceltem Plastik geschaffen werden können.
Neue Wege zur Überwindung des Fachkräftemangels
In der zweiten Session standen die hohe Bedeutung von Fachkräften und der gleichzeitige Mangel an qualifizierten und motivierten Mitarbeitern im Mittelpunkt. Die ungarische Programmierschule CODECOOL und die digitale Matching-Plattform wecanbeheroes.io aus Österreich zielen mit ihren Dienstleistungen auf die Knappheit bei IT-Experten und die Schwierigkeit, Start-ups mit Talenten auf effiziente Weise zusammenzubringen, ab. Das slowenische Unternehmen VIAR stellte REWO vor, eine IT-Lösung, die es erlaubt, Maschinenbedienungswissen von erfahrenen Mitarbeitern zu speichern und durch visuelle Hilfsmittel wie VR/AR-Brillen bei der Einschulung von neuen Fachkräften nutzbar zu machen. Gaby Deussen von HENKEL Eastern Europe wies darauf hin, dass keine Geschäftstransformation ohne Organisationskulturtransformation möglich ist und beide auf einer individuellen Transformation beruhen. Maria Baumgartner von WeCanBeHeroes zeigte die zunehmende Bedeutung von Start-ups in Europa auf und erläuterte, wie ihre Plattform europaweit die Nachfrage nach Mitarbeitern mit bestimmten Fähigkeiten mit jobsuchenden Talenten zusammenbringt.
Kooperationen zwischen Start-ups und Unternehmen als Win-win-Situation
In der abschließenden Session ging es darum, in einer Art von „Helikopter-Sicht“ das Zusammenspiel von Innovation, Entrepreneurship, Fachkräften und Finanzierung zu diskutieren. Für Rudolf Dömötör, dem Direktor des WU Gründungszentrums, beginnt der Prozess bereits mit dem Erwecken und Fördern unternehmerischen Denkens und Handelns während der Ausbildung in Schule und Universität. Einrichtungen wie das WU Gründungszentrum und Initiativen wie die „Entrepreneurship Avenue“ oder die „WU Start-up Challenge“ inspirieren junge Menschen, sich unternehmerisch zu betätigen. Andreas Nemeth, CEO von UNIQA Ventures, erläuterte am Beispiel des Corporate Venturing der UNIQA Versicherung, warum Unternehmen sich an Start-ups beteiligen und was sie von Start-ups lernen können. Günther Tengel, Geschäftsführer von Amrop Jenewein verwies auf die sich rasant verändernden Ansprüchen bei den Job-Kandidaten. Flexible Karrierepfade, das gleichzeitige Arbeiten für mehrere Arbeitgeber, individuell-zugeschnittene Bonussysteme, die zunehmende Bedeutung von Unternehmenszweck und -kultur bei der Jobwahl sowie eine hohe geforderte Mobilität sind aktuell erkennbare Entwicklungen, denen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
Das Mindset für innovative CEE-Unternehmen: Be bold, think big
Zusammenfassend konnten folgende Erkenntnisse am Kongress gewonnen werden:
Die im internationalen Vergleich kleinen CEE-Länder haben ein großes Reservoir an Talenten – die hohe Wertschätzung von CEE-Talenten bei westlichen Unternehmen und der Brain-Drain (mit Ausnahme der Tschechischen Republik) unterstreichen diese Einschätzung.
Innovative Unternehmen aus CEE müssen sich trauen „groß zu denken“. Nur Lösungen für die kleinen Heimmärkte zu entwickeln beschränkt ihr Wachstumspotential. Selbst der große polnische Heimmarkt reicht auf Dauer nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben wie das Beispiel des international expandierenden E-Commerce Unternehmens Allegro zeigt.
Innovative Unternehmen in CEE müssen sich mehr für Kooperationen öffnen – dies gilt sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext.
Der Trend geht zu Kandidatenmärkten: Getrieben vom engen Angebot an Kandidaten mit den nachgefragten technischen, digitalen und sozialen Skills erleben wir gerade eine Verschiebung der Verhandlungsmacht in den Arbeitsmärkten von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern. Hier werden sich Arbeitgeber anstrengen müssen, um Schlüsselkräfte zu halten bzw. anzuwerben.
Der 12. Grow East Kongress wurde von Ass.Prof. Dr. Arnold Schuh, Direktor am Competence Center for Emerging Markets & CEE der WU Wien, und Dr. Manfred F. Berger, Partner bei ICONIC Consulting und Gründer des Neusicht Think Tank, organisiert. Die Aussenwirtschaft Austria war der Kongress-Partner.
Kontakt:
Ass. Prof. Dr. Arnold Schuh
Direktor - Competence Center for Emerging Markets & CEE
WU
Welthandelsplatz 1, 1020 Vienna
12. Grow East Congress Homepage: http://www.groweast.eu
Um die Eröffnungspräsentation „Engines of growth for CEE” von Arnold Schuh herunterzuladen klicken Sie bitte hier.
Die Videos zu den einzelnen Sessions sowie die Präsentationen finden Sie auf der Kongress-Webseite:
Videos: https://www.groweast.eu/en/home
Präsentationen: https://www.groweast.eu/en/review/grow-east-review-2021/speakers-2021