Blick auf das D4 Gebäude von außen bei Nacht.

Ungleichheit im Zugang zu Kinderbetreuung in Wien

Institutionelle Kinderbetreuung wird zunehmend nicht nur als unverzichtbare Betreuungseinrichtung gesehen, die es vor allem Müttern ermöglicht, am Arbeitsmarkt zu partizipieren, sondern auch als wichtige erste Bildungsinstitution.  Vor allem Kinder aus sozioökonomischen benachteiligten Gruppen profitieren am meisten von diesen positiven Effekten. Paradoxerweise zeigt sich jedoch für viele OECD-Länder – darunter auch Österreich – dass besonders Kinder aus benachteiligten Gruppen seltener bzw. kürzer Kinderbetreuungseinrichtungen besuchen. In Wien ist das Angebot an institutioneller Kinderbetreuung für Kinder von 0 bis 6 Jahren sehr vielfältig. Neben durch die Stadt Wien selbst betriebenen öffentlichen Einrichtungen finden sich zahlreiche private (Nonprofit) Kindergruppen und Kindergärten, die entweder kirchlich oder elternverwaltet sind oder von größeren gemeinnützigen Trägern betrieben werden. Dieses Angebot an Kinderbetreuungsplätzen wurde im letzten Jahrzehnt auch enorm ausgebaut, wobei der Ausbau vor allem durch private Nonprofit Anbieter erfolgte und die Stadt Wien aktuell nur ein Drittel aller Plätze direkt betreibt.

Im Projekt wird der räumliche Zugang zu Kinderbetreuung in Wien genauer untersucht. Das verwendete Maß setzt dabei kleinräumig die Anzahl der verfügbaren Kinderbetreuungsplätze mit der Anzahl der Kinder unter sechs Jahren in einem Wohnviertel in Beziehung. Trotz des starken Ausbaus an Kinderbetreuungseinrichtungen zeigt sich für Wien, dass nicht alle Wiener Kinder in gleichem Maßen davon profitieren. Vielmehr sehen wir, dass für Kinder, die in den „besten“ 25 Prozent aller Wohnviertel in Wien wohnen, die Zugänglichkeit zwischen 9 Prozent und 20 Prozent (je nach Messmethode) höher ist als für Kinder, die in den „schlechtesten“ 25 Prozent wohnen. Wohnviertel mit einem höheren sozioökonomischen Status haben vom generellen Ausbau des Kinderbetreuungsangebots überproportional profitiert.  Die Ergebnisse zeigen auch, dass vor allem private Nonprofit Kindergärten und Krippen in jenen Wohnvierteln angesiedelt sind, die über einen höheren sozioökonomischen Status verfügen. Die ungleiche räumliche Zugänglichkeit zu Kinderbetreuung kann also durch die ungleiche räumliche Verteilung der Nonprofit Kindergärten erklärt werden, während öffentliche Kindergärten diesbezüglich ausgleichend wirken. Besonders kirchliche und kleinere Nonprofit Kindergärten siedeln sich häufiger in Wohnvierteln mit höheren sozioökonomischen Status an, da sie dort notwendige Ressourcen sowie Nachfrage nach speziellen Angeboten (wie bilinguale Betreuung oder Montessori Pädagogik) finden.

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