Auf dem Weg zu partizipativem Handeln: Auswirkungen von KI-gestützter Partizipation auf die Governance von Genossenschaften

Die Dissertation von Jeremias Meyer untersucht, wie die Einführung KI-gestützter Mitgliederbeteiligung die Beziehungen zwischen Mitgliedern, Vorstandsmitgliedern und Management im Kontext der genossenschaftlichen Governance beeinflusst.
Der Schwerpunkt liegt auf Online-Fokusgruppen von Mitgliedern, um gemeinsame Herausforderungen und neue Chancen zu identifizieren, bei denen Genossenschaften Mehrwert für ihre Mitglieder schaffen könnten. Diese Fokusgruppen finden in Form von Videokonferenzen statt, wobei Sprache-zu-Text-Transkriptionen und LLMs zur Zusammenfassung der Diskussionen der Teilnehmer verwendet werden. Die KI-generierten Zusammenfassungen werden den Leitungsgremien (Vorstand, Aufsichtsrat und/oder Geschäftsführung) zur Verfügung gestellt und fließen in die Gestaltung der nachfolgenden Fokusgruppenrunden ein. Ziel ist es, eine reichhaltigere und tiefere Form der Mitgliederbeteiligung zu ermöglichen, die zugleich nicht ressourcenintensiv gestaltet ist.
Die Studie basiert auf einem Multiple-Case-Study-Design, an dem fünf österreichische Genossenschaften mit über 100 Mitgliedern beteiligt sind, die sich aus Unternehmen oder Selbstständigen zusammensetzen. Vier Genossenschaften werden die KI-gestützte partizipative Intervention durchlaufen, während eine als Kontrollfall dient. Die Forschung kombiniert qualitative (Interviews, Dokumentenanalyse) und quantitative (Umfragen, Paneldaten) Methoden, um sowohl den Prozess als auch die Ergebnisse der Intervention zu analysieren.
Theoretisch basiert das Projekt auf der Neuen Institutionenökonomik, um zu verstehen, wie Künstliche Intelligenz die Informationsflüsse, Entscheidungsfindung und Akteurbeziehungen in Organisationen verändert. Die Studie soll sowohl zur Theorie genossenschaftlicher Governance als auch zum praktischen Verständnis der Rolle von KI in partizipativen Organisationspraktiken beitragen.