Urbane Experimente für eine sozial-ökologische Transformation
FWF-Forschungsprojekt, P 31226 (2018-2022)

© Stadtplan von ViennaGIS überarbeitet von Margaret Haderer
Sozial-ökologisches Dilemma
Ausgangspunkt unseres Forschungsprojektes ist die Beobachtung, dass die Dringlichkeit der gesellschaftlichen Bearbeitung sozial-ökologischer Herausforderungen, wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Ressourcenverknappung und Fragen der generationenübergreifenden und globalen Gerechtigkeit, zusammenfällt mit dem schwindenden Vertrauen auf ihre Lösung durch gängige Nachhaltigkeitspolitiken - ein sozial-ökologisches Dilemma.
Die Stadt als Labor
Als mögliche Auswege aus diesem Dilemma gelten zunehmend sozial-ökologische Initiativen in Städten, die sich zusehends als Labore für nachhaltigere Lebensformen verstehen. Zwei städtische Antworten auf sozial-ökologische Herausforderungen sind in den letzten Jahren besonders prominent geworden: smart city- und Postwachstumsinitiativen. Die beiden Antworten sind sowohl in ihrer Organisationsform als auch in ihrer ideologischen Ausrichtung grundverschieden. Smart city-Initiativen sind typischerweise top-down-initiiert und setzen auf technologische Innovation und grünes Wirtschaftswachstum während Postwachstumsinitiativen (z.B. Food-Coops, urbane Landwirtschaft, sharing-Plattformen, ökologische Wohnprojekte) grassroots-Initiativen sind, die dem kapitalistischen Wachstumsparadigma mitunter kritisch gegenüberstehen, auf post-kapitalistische Wirtschaftsformen und Werte wie Selbstbegrenzung, Suffizienz, Solidarität, demokratische Mitbestimmung und Gemeinschaft setzen.
Smart City- und Postwachstumsinitiativen
Trotz dieser Verschiedenheiten, haben die beiden Antworten auf sozial-ökologische Herausforderungen – smart city- und Postwachstumsinitiativen, die in der Literatur oft als strikt getrennt betrachtet werden – auch einen gemeinsamen Nenner: beide betonen die Wichtigkeit von lokalem und experimentellem Handeln. Anders ausgedrückt, für beide ist der der unmittelbare Lebensalltag (Konsum, Mobilität, Wohnen) der zentrale "Handlungsort" für eine nachhaltigere Gesellschaft und das Experimentieren mit (anstelle des Implementierens von) Lösungen als eine der wichigsten "Handlungsform".
Was können lokale Experimente leisten?
Vor diesem Hintergrund ist die zentrale Frage dieses FWF-Forschungsprojektes das am Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit (IGN) an der WU Wien angesiedelt ist, inwiefern lokales und experimentelles Handeln tragfähige Alternativen zu gängigen Nachhaltigkeitspolitiken entstehen lässt und eine Lösung des beschriebenen Dilemmas verspricht. Konkreter stellen wir uns die folgenden Fragen:
Wie kommt es zu der Hinwendung zum lokalen und experimentellen Handeln vor dem Hintergrund von sozial-ökologischen Herausforderungen?
Wie wird das Lokale, Experimentelle und das zu Transformierende in den diversen Initiativen verstanden?
Inwiefern stellt lokales, experimentelles Handeln eine vielversprechende Antwort auf sozial-ökologische Herausforderungen dar? Wo liegen die Grenzen dieser Antwort?