Der diskursive Raum der russischen TV-Serien

Der diskursive Raum der TV-Serien des russischen Fernsehens mit seinen Narrativen und soziokulturellen Implikationen ist sowohl aus der Perspektive der Cultural Studies als auch jener der Diskursanalyse ein ergiebiger Forschungsgegenstand. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das russische Fernsehen in der Ära Putin sukzessive staatlicher Kontrolle unterworfen wurde und dem ‚nation-building‘-Projekt des Präsidenten dient, was nicht nur für die Nachrichten- und Informationssendungen gilt, sondern auch für die Unterhaltungsprogramme.

Im Zentrum des Forschungsinteresses stehen daher Serien, in welchen vordergründig häuslicher Alltag, Familie, Beziehungen, Arbeitsalltag in Unternehmen, im Krankenhaus etc., kurz ‚Lebenswelt‘ dargestellt wird (jenseits von Crime Stories oder anderen Serien, welche die Polizei [Glukhar'], die Armee [Soldaty], den Strafvollzug [Zona] oder andere Institutionen der Staatsgewalt thematisieren). Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Darstellung unterschiedlicher sozialer Schichten sowie schichtübergreifender Interaktionen gelegt.

Methodologisch werden ganz im Sinne der CDA narrative Analysen ausgewählter Serien durchgeführt. Dabei ist die Analyse der Figuren als Ideologieträger und deren Konstellationen von Interesse, ebenso die Identifizierung eines etwaigen ‚Metanarrativs‘ und jener Textstrategien, welche Polysemie herstellen, selbstreflexive Momente wie Ironie, Witze, Metaphern; eine weiterer Schritt besteht in der Analyse der Publikumsreaktionen in einschlägigen Diskussionsforen - denn in seinen Lesarten entsteht erst die Bedeutung des Films/Texts; und schließlich wird der weitere mediale Kontext der Serien in den Blick genommen, nach intertextuellen Bezügen zwischen medialen Diskussionen von Ereignissen bzw. gesellschaftlich relevanten Themen und deren Abhandlung in den Serien gesucht.

Ansprechpartnerin: Dr. Katharina Klingseis (katharina.klingseis@wu.ac.at)
Projektdauer: 2016-2019