Diskursive Verflechtungen an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik am Beispiel aktueller Diskurse in Polen und Russland

Politische und wirtschaftliche Themen sind oftmals diskursiv miteinander verbunden. Solche diskursiven Verflechtungen treten aktuell beispielsweise sowohl in Polen als auch in Russland deutlich zutage, wenn es um die EU-Boykottpolitik in Reaktion auf die Konfliktsituation in der Ukraine und ihre wirtschaftlichen Folgen für beide Länder geht. Der medial ausgetragene Diskurs kann dabei als Reflex des offiziellen politischen Diskurses betrachtet werden.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Mediengesetzgebung (insbesondere in Russland aber auch in Polen) kommt dabei dem Internet als diskursivem Nebenschauplatz eine zunehmend wichtigere Rolle zu. Durch seinen semi-privaten bzw. semi-öffentlichen Charakter bildet es eine Plattform für alternative Konzeptualisierungen, die sich oftmals in inhaltlicher und evaluativer Hinsicht stark vom offiziellen Diskurs unterscheiden und diesen teils auch subversiv und humorvoll unterlaufen. Als Beispiel kann hier u.a. der twitter-hashtag #jedzjabłka angeführt werden, dessen User auf kreative Weise Lösungsvorschläge für die embargobedingte Exportkrise polnischer Landwirtschaftsprodukte entwickeln, die im offiziellen Mediendiskurs in ernster Modalität behandelt, dabei aber ebenso unterstützt wird.

Im Rahmen dieses Projekts sollen jeweils die domänenspezifischen Konzeptualisierungen solcher Diskurse in inhaltlicher und evaluativer Hinsicht herausgearbeitet werden. In diesem Zusammenhang spielt auch die Nutzung der domänenspezifisch unterschiedlichen semiotischen Ressourcen eine wichtige Rolle, weshalb bewusst eine weite Perspektive eingenommen wird, die unterschiedliche multimodale Verfahren in den Blick nimmt (sprachliche, pragmatische sowie bildliche Verfahren bzw. Formate die Text und Bild kombinieren wie Meme, Demotivatoren etc.).

In methodischer Hinsicht hat sich hierbei eine Kombination kognitiv-linguistischer (blending theory, cognitive grammar etc.) und diskurspragmatischer (Bakhtin/Voloshinov, Grice’sche Pragmatik. Relevanztheorie, Gesprächslinguistik etc.) Ansätze als nützlich erwiesen (Thielemann 2016).  

Aktivitäten und Veranstaltungen  

Nadine Thielemann hält im Rahmen des Polonicum (Krupp-Kolleg) „Poland at the Crossroads: Between Eu(ro)phoria and Europhobia“ (September 2016) einen Gastvortrag zu Sprache und Diskurs der Neuen Rechten in Polen in verschiedenen Diskursdomänen (Politik, mainstream Medien und Internet bzw. Blogosphäre).

Publikationen:

Thielemann, Nadine (2016): “Patriotyzm genetyczny, pólka kulturowa and Palikotyzacja X-a: blends as catchwords in Polish political discourse”. In: Zeitschrift für Slawistik 61/1 (2016), 74-101.