Studierende stehen vor dem LC und blicken lächelnd einer Kollegin mit einer Mappe in der Hand nach.

01 - Wissenschaftliches Arbeiten

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01 - Wissenschaftliches Arbeiten

Wissenschaftliches Arbeiten & Schreiben

Was möchte die Wissenschaft denn eigentlich? Wissen schaffen! Neue Erkenntnisse hervorbringen, Fortschritt bewirken. Das bedeutet, wir bauen auf dem auf, was es bereits an Wissen gibt, statt ständig das Rad neu zu erfinden. Wir lesen und argumentieren dann möglichst logisch auf Basis der gelesenen Informationen. Das Ergebnis aller Forschung ist letztlich Text – egal ob du dich für begabt oder hoffnungslos talentfrei hältst – um das Schreiben kommst du in der Wissenschaft nicht herum. Doch warte! Das ist kein Grund, die Nerven wegzuwerfen, denn die guten Neuigkeiten stehen bereits parat: Wissenschaftliches Schreiben ist ein Handwerk. Du kannst es lernen und dich Schritt für Schritt zum Endprodukt vorantasten.

Zunächst geht es um die Themenwahl. Das kannst du dir wie eine große, leere Theaterbühne vorstellen. Zu einem Thema wie z.B. „Marketing“ könntest du hunderte verschiedene Texte verfassen, je nachdem welche Aspekte des Themas du konkret abhandelst. Für die Wissenschaft ist es wichtig, wenig oberflächlich, sondern präzise und in die Tiefe vorzudringen. Du trägst also nicht wahllos zusammen, was du zu einem Thema finden kannst. Denn das würde ein Wiederkäuen von Oberflächlichkeiten bedeuten. Nein, vielmehr säbelst du dir ein Häppchen des Themas heraus, das du dann tiefgreifend bearbeitest. Du setzt einen Lichtspot auf die Theaterbühne. Wie? Indem du eine Frage stellst. Eine Forschungsfrage! Dann lautet dein Thema z.B. nicht mehr „Marketing“, sondern „Inwiefern haben sich Marketingstrategien durch Social Media seit dem Jahre XY auf dem Sektor XY verändert?“.

Die Forschungsfrage ist deine beste Freundin, denn sie trennt die Spreu vom Weizen. Mit ihr klärst du, worüber du schreibst, und worüber NICHT. Das bedeutet, du kannst auf sinnloses Endlos-Recherchieren verzichten und du kannst einen roten Faden generieren, der sich durch deinen Text zieht. Du stellst eine Frage, am Ende soll eine Antwort herauskommen. Als würdest du das Thema interviewen und dabei nicht dessen gesamte Lebensgeschichte hören wollen, sondern konkrete Aspekte. Damit schränkst du dein Thema z.B. zeitlich, geographisch oder theoretisch ein, du fokussierst es auf ein paar Beispiele. Und das ist nicht faul, sondern schlau. Du machst dir das Thema handhabbar, es wird machbar. Und du sollst und musst das tun. Denn wenn du eine Frage (Leitfrage/ Problemstellung/Forschungsfrage/Hypothese) gestellt hast, kannst du umso leichter gliedern und dann die einzelnen Passagen ausformulieren.

Dabei ist es eine gute Idee, den Ball eher flach zu halten, denn der Prozess des Wissen Schaffens geht langsam von statten. Meist dauert es tatsächlich bis zum Doktorat, dass man selbst neues Wissen hervorbringt. Bis dahin trägst du schlicht und einfach entlang von Forschungsfragen das bereits vorhandene Wissen zusammen.

Du tüftelst also eine Frage aus (z.B. entlang der W-Fragen: Wer? Was? Wann? Warum? Wie?) und recherchierst. Dann geht es ans Schreiben. Und jetzt wird es tricky, denn viele Schreiberlinge kommen hier ins Stocken, vor lauter Angst, ihr Text könnte nicht so klug klingen wie all die Texte, die sie nun gelesen haben. Hör mir zu: Die halbe Miete ist es, sich Scheuklappen aufzusetzen und nicht ständig daran zu denken, wie das abgabereife Endprodukt aussehen soll. (Nämlich klar & prägnant, mit Quellenverweisen gespickt, gut strukturiert etc.) Stattdessen setzen wir schön brav einen Fuß vor den anderen und beweisen Mut zum gänzlich unfertigen Erstentwurf. Niemand schreibt druckreife Erstentwürfe! Der Erstentwurf darf durchaus noch umgangssprachlich klingen, in seiner Argumentation holprig sein etc. Erst durch meist mehrfaches Überarbeiten bekommt der Text seine wissenschaftliche Gestalt, indem nach und nach Quellen eingeflochten und präzisiert wird.