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Tagungsbericht

Hon.-Prof. Dr. Irmgard Griss bei Ihrem Beitrag zur Tagung: "Multiorganversagen: Wissen als Prävention?"

Am 28.4.2015 fand die Tagung „Multiorganversagen: Wissen als Prävention?“ des Forschungsinstituts für Freie Berufe der WU statt.

Zahlreiche Student/innen der WU sowie Mitglieder der Freien Berufe und Vertreter/innen der Wirtschaft nutzten die Möglichkeit, mit Frau Hon-Prof. Dr. Irmgard Griss zu dem brisanten Thema ihrer Keynote „Die Hypo-Causa: Welche Lehren lassen sich ziehen?“ zu diskutieren. Durch die Tagung führte der Vorstand des Forschungsinstituts, Prof. Leo W. Chini, der die verschiedenen Beiträge durch Anmerkungen aus seiner beruflichen Praxis und seine wissenschaftlichen Befunde ergänzte.

Eröffnet wurde die Tagung vom Vorstand des Instituts für KMU-Management: Prof. Dietmar Rößl präsentierte dem Tagungspublikum die mit dem KMU-Institut verbundenen Forschungsinstitute und stellte die Frage, was Multiorganversagen überhaupt bedeuten kann. Frau Dr. Griss strich in ihrem Vortrag hervor, dass es sich bei dem Fall Hypo nicht um ein Organversagen, sondern ein Systemversagen gehandelt hat. Sie betonte die Notwendigkeit, dass jungen Menschen schon in der Schul- und vor allem Studienzeit die Fähigkeit zu kritischem Denken vermittelt wird. In Großbritannien etwa werde „critical thinking“ als elementarer Ausbildungsbestandteil betrachtet. Ein solches Modell sollte auch in Österreich implementiert werden. Eine besondere Verantwortung sieht sie hier bei den Universitäten und ihren Lehrenden.

Die Ausführungen von Frau Dr. Griss wurden nach der Kaffeepause von den Teilnehmern der Podiumsdiskussion aus verschiedenen Blickwinkeln weiter vertieft.

Prof. Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, lenkte, unterlegt mit empirischem Datenmaterial, den Blick auf das drohende und politisch verursachte Multiorganversagen des österreichischen Gesundheitssystems. Der Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages, Dr. Rupert Wolff, erläuterte grundlegend, was es überhaupt bedeutet, ein Freier Beruf zu sein und welche rechtsstaatlichen Aufgaben besonders Rechtsanwält/innen erfüllen. Prof. Heinz Mayer brachte die Probleme der österreichischen Politik und die wirtschaftlichen Folgen institutioneller Fehler in gewohnt pointierter und direkter Weise auf den Punkt. In vielen Fällen sei der Staat kein guter Unternehmer; zugleich erfolge auch die Besetzungspolitik verantwortungsvoller Positionen in den Ministerien anhand politischer Kriterien, was Interessenskollisionen nahezu systemimmanent mache.

Abgerundet wurde die Diagnose der Teilnehmer/innen durch den Vortrag von PD Dr. Peter Biegelbauer. Der auf Policy Learning spezialisierte Politikwissenschaftler konstatierte die zentrale Bedeutung der Eigenschaft von Einzelpersonen, Organisationen und Systemen, Bereitschaft zum Lernen zeigen. Er analysierte die notwendigen Voraussetzungen für ein solches Lernen; nur so könne letztlich „eine Veränderung von Entscheidungsprozessen in diese Richtung auch eine Öffnung im Hinblick auf ein Mehr an Demokratie bedeuten, was wiederum die Robustheit einer demokratischen Gesellschaft fördert. Diese ist dann auch eher bereit, die Kosten von Fehlern zu tragen.“

Unter den Tagungsteilnehmer/innen bestand Einigkeit, dass mündige und informierte Bürger/innen gefordert sind. Die Freien Berufe haben aufgrund ihrer Berufsqualifikation die Möglichkeit und auch Aufgabe, einen eigenständigen Beitrag dazu zu leisten.

Fotos zur Veranstaltung