Zwei Kunstwerke von Naomi Devil

Naomi Devil

In ihren Arbeiten setzt sich Naomi Devil mit geschlechtsspezifischen Lohn- und damit Chancenungleichheiten auseinander und thematisiert den Marktwert von Künstlerinnen.

Ein Gemälde von Naomi Devil. Es zeigt die Malerin Angelica Kaufmann vor ihrer Staffelei.

Diese Gemäldeserie untersucht durch klassische Porträts eines der größten Missverhältnisse des zeitgenössischen Kunstmarktes: den Gender-Pay-Gap, insbesondere den Marktwert der Werke von Künstlerinnen. Jedes einzelne Bild ruft eine historische Malerin in Erinnerung, die sich bereits in ihrer Zeit mit einem von Männern dominierten Institutionensystem auseinandersetzen musste und oft nur dank ihres persönlichen Mutes und ihrer Beharrlichkeit sichtbar werden konnte.

Ein Gemälde von Naomi Devil. Es zeigt die Malerin Artemisia, die ein Dollarzeichen malt.

Jetzt, Jahrhunderte später, ergreifen sie erneut den Pinsel – doch diesmal malen sie keine Porträts, sondern Währungssymbole: ¥, €, $. Diese ironisch dargestellten Währungszeichen verweisen auf die Welt des Verkaufs und der Vermarktung von Kunst. Auf den Leinwänden der Malerinnen erscheinen nicht mehr Aristokraten oder Musen, sondern die kühlen Symbole der Ökonomie, die bestimmen, wie viel ein Kunstwerk „wert“ ist. Die Serie verbindet die Ästhetik der klassischen akademischen Malerei mit einer zeitgenössischen Bildsprache und erzeugt bewusst Spannungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, idealisierter Schönheit und kapitalistischer Realität.

Gemälde von Naomi Devil. Eine Malerin vor ihrer Staffelei. Sie malt Bitcoin-Logos

Die Werke sind zugleich eine Hommage an das kreative und geistige Erbe, das uns diese Frauen hinterlassen haben, und eine Kritik an den diskreten (aber wirksamen) geschlechtsspezifischen Verzerrungen des heutigen Kunsthandels. Denn noch immer gilt die Tatsache: Werke von Künstlerinnen werden bei Auktionen für deutlich weniger verkauft als die ihrer männlichen Kollegen – unabhängig von künstlerischem Wert oder Wirkung.

Gemälde von Naomi Devil. Eine Malerin vor ihrer Staffelei. Sie malt die Zeichen für Yen, Euro und Dollar. Zusammen ergeben sie das Wort "Yes".

Diese Serie ist eine stille, aber unbeirrbare Geste für Sichtbarkeit. Auf einem der Bilder ist dies sogar wörtlich lesbar: Die Währungssymbole bilden das Wort YES – und funktionieren damit auch als ironische Ebene. Das „Ja“ kann hier nicht nur als nachgiebige Antwort auf die Macht des Geldes verstanden werden, sondern auch so, als fordere die Malerin selbst ihren Platz und ihre Anerkennung auf dem Markt ein: „Ja, wir sind auch da.“

Dieses Gemälde von Naomi Devil zeigt einen Würfel, auf dem drei Schachpartien von Judit Polgár, der bedeutendsten Schachmeisterin der Moderne.

Dieses Bild erweitert die Serie um eine weitere, kraftvolle Metapher: Auf den Flächen eines Würfels erscheinen die Schachendspiele von Judit Polgár, der bedeutendsten Schachmeisterin der Moderne. Sie war es, die in einer von Männern beherrschten Disziplin immer wieder Grenzen überschritt und selbst die größten Größen des Spiels – Anand, Schirow und Karpow – besiegte. Die auf dem Würfel dargestellten Mattstellungen sind nicht nur historische Erinnerungen an diese Siege, sondern auch Symbole für das Durchbrechen starrer Strukturen.

Der Würfel selbst wird zum Sinnbild eines Systems, das von festen Regeln und Hierarchien bestimmt ist – ähnlich wie die Institutionen des Kunstmarktes. Doch Polgárs Siege zeigen, dass auch innerhalb solcher Systeme unerwartete Wendungen möglich sind. Die Königin, die stärkste Figur des Spiels, ist hier zugleich Metapher für die kreative und geistige Kraft von Frauen, die gegen Widerstände sichtbar werden.

Wie die ironisch eingesetzten Währungssymbole der anderen Werke, verweist auch dieses Gemälde auf die Spannung zwischen Spiel und Ernst, zwischen Regelwerk und Freiheit. Es ist eine Hommage an die Beharrlichkeit und das strategische Denken von Frauen, die nicht nur Spielfelder, sondern auch ganze Gesellschaftssysteme herausfordern – und verändert haben.

Die Künstlerin

Selbstportrait von Naomi Devil. Sie sitzt vor einem ihrer Bilder. Auf dem Gemälde ist ein Heißluftballon mit einem Gesicht zu sehen.

Naomi Devil lebt und arbeitet in Wien und Budapest. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste, an der Angewandten und der TU in Wien.

Die Künstlerin ist Mitglied im Künstlerhaus Wien und im MAOE (Magyar Alkotómuvészek Országos Egyesülete, Verband ungarischer bildender Künstler*innen).

Naomi Devil wurde für ihre Werke mehrfach ausgezeichnet.