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Aktionstag Väterkarenz: Über Vereinbarkeit, Familienpolitik und Väter

15. Jänner 2018

Während skandinavische Karenzmodelle die partnerschaftliche Aufteilung von Betreuungsaufgaben fördern, wird in Österreich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Herausforderung betrachtet, die vor allem im Verantwortungsbereich von Frauen verortet wird.

Die WU möchte Eltern bei einer egalitären Verteilung von Familienarbeit unterstützen und fördert deshalb auch eine aktive Vaterschaft. Bereits anlässlich des internationalen Männertags 2016 wurden WU-Mitarbeiter über ihre Erfahrungen rund um ihre Väterkarenz, Herausforderungen und Möglichkeiten, die Balance zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit zu verbessern, befragt. Die Interviews können am WU Blog nachgelesen werden.

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Karenzzeiten im internationalen Vergleich

In Island gehen über 80% der Väter in Karenz, fünf der 12 gut bezahlten Monate sind für Väter reserviert, fünf für Mütter und zwei können individuell aufgeteilt werden. In Österreich lag der Anteil der Männer mit Kinderbetreuungsgeld-Bezug im Jahr 2012 bei 17%. Die Tendenz ist zwar steigend, das heißt, es gehen immer mehr Männer in Karenz, dafür wird die Berufsunterbrechung immer kürzer (siehe auch Infobox).

An der WU waren im Jahr 2016 15 Mitarbeiter in Karenz, 12 des wissenschaftlichen, 3 des allgemeinen Personals. Im selben Zeitraum (2016) waren 25 Mitarbeiterinnen des wissenschaftlichen und 40 Mitarbeiterinnen des allgemeinen Bereichs in Karenz.

Traditionelle Geschlechterrollen und Verteilung von Familienarbeit

Wer in welchem Ausmaß in einem Haushalt für Kinderbetreuung oder Erwerbseinkommen  zuständig ist, wird häufig als „individuelle“ Entscheidung angesehen. Dabei wird übersehen, dass scheinbar „private“ Aushandlungsprozesse von gesellschaftlichen Entwicklungen, institutionellen Rahmenbedingungen, betrieblichen Strukturen und persönlichen Umständen abhängig sind. Diese wiederum können nicht losgelöst vom Stand der Geschlechtergleichstellung betrachtet werden.  Traditionelle Geschlechterrollen tragen in Österreich u.a. dazu bei, die ungleiche Verteilung von Familienarbeit aufrechtzuerhalten. Die WU ist bestrebt, die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Betreuungstätigkeiten zu erhöhen. Im Rahmen des Audits hochschuleundfamilie wurden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, u.a. die Roadmap Karenzmanagement.

Infobox zu Wiedereinstieg und Väterkarenz

  • Der Männeranteil an Personen in Kinderauszeit betrug im Jahr 2010 österreichweit 17%. In Wien lag der Männeranteil bei 27%. Als Kinderauszeit wird jener Zeitraum definiert, in dem Männer Kinderbetreuungsgeldbezug für die Dauer von zumindest einem Monat aufweisen.

  • Unter Männern in Kinderauszeit finden sich vermehrt Pflichtschulabgänger (24%) und Akademiker (21%).

  • 66% der (zuvor bereits erwerbstätigen) Männer sind 3 Monate nach Beginn der Kinderauszeit wieder am Arbeitsmarkt eingestiegen, 6 Monate nach Beginn der Kinderauszeit stieg der Anteil auf 80%.

  • Bei Frauen lag die Wiedereinstiegsquote 12 Monate nach der Geburt des Kindes bei 19%. 24 Monate nach der Geburt des Kindes stieg die Wiedereinstiegsquote auf 58%. Mit höherem Bildungsabschluss steigt auch die Wiedereinstiegsquote: 31% der Akademikerinnen sind nach 12 Monaten, 74% nach 24 Monaten wieder am Arbeitsmarkt eingestiegen.

  • Die neu eingeführten kürzeren Kinderbetreuungsgeld-Varianten haben zu einer Zunahme geteilter Inanspruchnahme mit Erwerbsunterbrechung des Partners geführt (insgesamt bei 10%). Dabei handelt es sich aber meist um kürzere Auszeiten. Bei Frauen mit Tertiärabschluss ist in rund 18% eine partnerschaftliche Teilung zu beobachten.

  • Seit 1961 gab es in Österreich das Karenzurlaubsgeld, 2002 wurde es durch das Kinderbetreuungsgeld ersetzt. Seit 1990 ist es auch für Männer möglich, in Karenz zu gehen, vorausgesetzt, sie leben mit dem Kind in gemeinsamem Haushalt und betreuen es überwiegend selbst. Einen eigenständigen Anspruch auf Karenz haben Väter erst seit 2004. Die partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit wurde 1999 in die gesetzlichen ehelichen Pflichten aufgenommen.

Auch das interuniversitäre Netzwerk >UniKid – UniCare Austria< hat sich nun mit dem Thema Väter in Karenz beschäftigt und versucht mit dem Film „Papa mit Kind zu Hause?“ der Frage auf den Grund zu gehen, ob das Familienbild einem Wandel unterzogen ist und welche Rolle Väter einnehmen. Vier Väter, die an vier österreichischen Uni-Standorten forschen, arbeiten oder studieren, berichten darin über ihre Erfahrungen mit Karenz und welche Auswirkungen die Auszeit auf ihre berufliche Karriere hat.

Zum Film

Quellen

Bergmann, Nadja / Danzer, Lisa / Schmatz, Susanne (L&R Sozialforschung): Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung – betriebliche Rahmenbedingungen aus Sicht berufstätiger Eltern (2014). Abgerufen von: www.lrsocialresearch.at/files/Vereinbarkeit_Beruf_und_Familie_EB_2014_L&R.pdf (8.11.2016)

Dearing, Helene: Vergleich von Elternkarenzmodellen in Europa. WU-Blog (25.8.2015). Abgerufen von: blog.wu.ac.at/2015/08/vergleich-von-elternkarenzmodellen-in-europa/ (8.11.2016)

Riesenfelder, Andreas / Danzer, Lisa (L&R Sozialforschung): Wiedereinstiegsmonitoring. Ein Überblick über die Kohorten 2006 und 2012 in Österreich und in den Bundesländern (2015). Abgerufen von: www.lrsocialresearch.at/files/Publikation_WiMon_2006-2010_LR_Sozialforschung_endv.pdf (8.11.2016)

Schiffbänker, Helene (Joanneum Research): Karenzväter in Zahlen. Ergebnisse einer Analyse von Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (2013). Abgerufen von: www.sparklingscience.at/_Resources/Persistent/47736dfcc3032137d20bb7c67833fa7121a25bc3/Karenzv_ter_in_Zahlen.pdf (8.11.2016)

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